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E-Bilanz beflügelt Digitalisierung im Firmenkundengeschäft

Frankfurt – Eigentlich als Schritt in die digitale Zukunft der Finanzämter geplant, wird die ab 2016 für alle Unternehmen verpflichtende elektronische Bilanz (E-Bilanz) auch im Firmenkundengeschäft der Banken einen Industrialisierungsschub auslösen. Die E-Bilanz soll zentraler Baustein der Digitalisierung des Kreditprozesses werden. Sie könnte den Instituten beispielsweise bei der aufwändigen Bonitätsanalyse Effizienzgewinne von 15 bis 20 Minuten je Bilanzanalyse bringen – das zeigen Analysen der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro. Die Institute haben das Potenzial erkannt und wollen die Chancen nutzen. Eine Initiative von Banken und Sparkassen, die sich im ELBA-Projekt zusammengeschlossen haben, treibt dieses Vorhaben voran. Mit dabei sind unter anderem auch die Bundesbank sowie Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft.

Ulrich Meyer - Quelle: Cofinpro AG
Ulrich Meyer – Quelle: Cofinpro AG

„Die digitale, maschinenlesbare Übermittlung der Jahresabschlüsse mag nach einem kleinen, vergleichsweise unspektakulären Schritt klingen, bedeutet richtig umgesetzt für die Industrialisierung des Firmenkundengeschäfts aber einen Quantensprung”, sagt Dr. Ulrich Meyer, Executive Consultant bei Cofinpro. „Denn während die Banken die Industrialisierung im Privatkundenbereich in den vergangenen Jahren massiv vorangetrieben haben, schlummern im Geschäft mit Firmenkunden noch enorme Effizienzpotenziale.”

Der Jahresabschluss als zentrale Datengrundlage für das Firmenkundengeschäft soll der Industrialisierung nun einen Schub geben. Noch immer wird er von den Unternehmen ausschließlich in Papierform oder als PDF an die Banken übermittelt. Die ohnehin von Firmen für das Finanzamt zu erstellende elektronische Bilanz bietet den Banken die Chance, das zu ändern. Sie wollen in einem gemeinsamen Projekt einheitliche digitalisierte Übertragungsstandards auf Basis von XBRL entwickeln. Ein komplexes Projekt, wie auch die Erfahrungen der Steuerbehörden mit der Einführung der E-Bilanz belegen.

Doch der Aufwand lohnt sich: Die E-Bilanz senkt nicht nur die Kosten für die Institute und verringert Fehler bei der manuellen Erfassung von Abschlüssen. Sie beschleunigt gleichzeitig den Kreditprozess und kann für Optimierungen bei Kreditanalyse sowie Risikosteuerung genutzt werden. Die Prüfung ist dabei automatisiert anhand institutsindividueller Regeln möglich und muss nicht mehr aufwändig durch Analysten erfolgen. Dabei könnten die Banken beispielsweise mit Ampelsystemen arbeiten: Unterschreiten Positionen in der Bilanz wie das Eigenkapital bestimmte Werte, geht die Ampel auf Rot und signalisiert der Bank Handlungsbedarf.

Aber nicht nur die Banken, auch ihre Firmenkunden profitieren von der E-Bilanz. So reduziert sich unter anderem der administrative Aufwand für die Erstellung der Bankunterlagen.

„Seit 100 Jahren erfolgt die Abgabe der Jahresabschlüsse an die Banken auf manueller Basis. Damit soll nun endgültig Schluss sein”, sagt Ullrich Müller-Kantor, Teamleiter im Bereich Ratingsysteme bei der Hypovereinsbank und Gesamtprojektleiter der ELBA-Initiative. „Mit dem Projekt sprechen wir gezielt die gesamte Kreditwirtschaft an. Wir sind dabei überzeugt: Die digitale Bilanz wird sich schnell im Firmenkundengeschäft durchsetzen.”

Quelle: Cofinpro AG
Quelle: Cofinpro AG

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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