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Studie: Deutsche Industrie verschenkt Innovationspotenziale

Köngen – Neun von zehn Industrieunternehmen sehen sich dem Druck ausgesetzt, die Zahl der Neuentwicklungen zu erhöhen und ihre Entwicklungszeiten zu verkürzen. Noch aber fehlen dazu in der Praxis die Voraussetzungen. So findet in nahezu jeder dritten Firma die Arbeit an Innovationen allenfalls in Überstunden oder nach Feierabend statt. Zudem werden gute Ideen zu selten honoriert – insbesondere in Großunternehmen. Hier müssen Mitarbeiter in jedem fünften Betrieb sogar damit rechnen, sich mit kreativen Ideen zu blamieren. Das ist das Ergebnis der Innovationsstudie 2015 der Unternehmensberatung Staufen. Mehr als 150 deutsche Industrieunternehmen wurden dazu befragt.

Martin Haas - Quelle: STAUFEN.AG Beratung.Akademie.Beteiligung
Martin Haas – Quelle: STAUFEN.AG Beratung.Akademie.Beteiligung

„Unternehmen müssen heute mehr denn je das konsequente Streben nach Innovationen als einen wichtigen Baustein ihrer Unternehmenskultur betrachten”, sagt Martin Haas, Vorstand der Unternehmensberatung Staufen. „Hier ist die Geschäftsleitung in der Pflicht. Es gilt für sie, einen Raum und ein Klima für Kreativität zu schaffen. Unkonventionelles Denken und Handeln sollte gezielt gefördert werden.”

Noch ist die Industrie allerdings weit von einer solchen Innovationskultur entfernt. Zwar vergüten etwa zwei Drittel der Unternehmen umgesetzte Ideen und Vorschläge. Zudem belohnen die Firmen in Einzelfällen auch unrealisierte Verbesserungsvorschläge. Negativ fällt jedoch auf, dass zu viele Unternehmen (21 Prozent) ihren Mitarbeitern keinerlei Anreize geben, sich mit Ideen einzubringen. Auch räumen 32 Prozent der befragten Führungskräfte selbstkritisch ein, dass neue Ideen der Mitarbeiter nicht schnell und vorurteilsfrei geprüft werden. In großen Unternehmen ist dieser Anteil mit 48 Prozent sogar noch deutlich höher.

Die wenigsten Unternehmen schulen ihre Mitarbeiter zudem in Innovationsmethoden und 70 Prozent verzichten auf einen hauptberuflichen Innovationsmanager. Selbst bei den großen Firmen mit Jahresumsätzen oberhalb von 250 Millionen Euro leistet sich nur jede zweite einen derartigen Spezialisten.

„Wir spüren derzeit bei den Industrieunternehmen eine enorme Verunsicherung, gleichzeitig aber einen großen Druck. Sie erkennen, dass sie Innovationen aktiver fördern und vorantreiben müssen, wissen aber nicht, wie sie dabei konkret vorgehen sollen”, sagt Innovationsexperte Haas. Er empfiehlt den Unternehmen, Innovationen in einem strukturierten Prozess zu fördern und ähnlich wie in der Produktion mit den vertrauten Lean-Methoden zu arbeiten. „Auch kreative Prozesse brauchen einen Rahmen und sollten gezielt gesteuert werden. So wird es der Industrie gelingen, Innovationspotenziale richtig zu erkennen, einzuschätzen und ebenso zielgenau wie kosteneffizient umzusetzen.”

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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