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Zeitarbeit: Brücke zum Arbeitsmarkt oder Sackgasse?

Berlin. Die Zeitarbeitsbranche steht wieder einmal in der Kritik. Nicht nur Gewerkschafter sehen sich durch den «Fall Schlecker» darin bestätigt, dass Leiharbeit keine neuen Stellen schafft, sondern vor allem reguläre, nach Tarif bezahlte Arbeitsplätze verdrängt. Die Bundesregierung zeichnet im jetzt vorgelegten «11. Bericht zum Arbeitnehmerüberlassungsgesetz» ein anderes Bild. Missbrauch müsse natürlich bekämpft werden, grundsätzlich sei Zeitarbeit aber sinnvoll, betont Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Unter anderem baue Zeitarbeit «Brücken für Menschen, die sonst schlechte Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt hätten».

Schlecker

Tatsächlich ist nur schwer zu beurteilen, ob Zeitarbeit für Arbeitsuchende tatsächlich eine Brücke oder doch eher eine Sackgasse ist. Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das maßgeblich an dem genannten Bericht mitgearbeitet hat, kommt zu differenzierten Ergebnissen. So sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein Entleihbetrieb einen Zeitarbeitnehmer direkt oder später übernehme, deutlich gestiegen. Während 2003 sieben Prozent aller Neueinstellungen in den Entleihbetrieben ehemalige Leiharbeitnehmer waren, sei dieser Wert bis 2008 auf zwölf Prozent geklettert.

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Bei einer Übernahme sei Leiharbeit eine Art «erweiterte Probezeit», so das IAB. Allerdings könne keine Aussage dazu gemacht werden, wie nachhaltig dieser «Klebeeffekt» sei. So bleibt offen, ob die übernommenen Leiharbeitnehmer befristet oder unbefristet eingestellt wurden.

Die Arbeitsmarktforscher haben sich auch mit der Frage auseinandergesetzt, in wie weit Arbeitslose durch Leiharbeit (zurück) in den Arbeitsmarkt finden. Tatsächlich gibt es Indizien für einen derartigen «Brückeneffekt»: So waren im Jahr 2008 rund zwei von drei neuen Leiharbeitnehmern zuvor ohne Beschäftigung. Knapp die Hälfte der Leiharbeitnehmer hatte bis zu einem Jahr nach einer Anstellung gesucht, elf Prozent waren über ein Jahr lang arbeitslos gewesen und gut sieben Prozent hatten noch nie eine Beschäftigung.

Allerdings führt der Weg über die Brücke nicht nur weg von der Zeitarbeit, sondern mitunter auch wieder zu ihr zurück. Es ist nach Einschätzung der IAB-Forscher sogar wahrscheinlich, dass Leiharbeit eher der Start für eine dauerhafte «Zeitarbeitskarriere» als eine Durchgangsstation zum regulären Arbeitsmarkt ist. So schafften zwei Drittel der Leiharbeitnehmer innerhalb von zwei Jahren nicht den Sprung in eine «nachhaltige» Beschäftigung, sondern blieben in der Arbeitnehmerüberlassung. Noch schlechter fällt die Bilanz für Langzeitarbeitslose aus. Von diesen hätten lediglich acht Prozent zwei Jahre nach Aufnahme der Zeitarbeit eine reguläre Stelle.

ddp.djn/rog/rab

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