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Die letzte Computerfabrik Deutschlands – Fujitsu fertigt in Augsburg Server

Augsburg. Sie steht ganz im Süden Augsburgs: Deutschlands letzte Computerfabrik mit eigener Entwicklungshalle. Rund 6000 Mitarbeiter beschäftigt der japanische Computerhersteller Fujitsu in Deutschland, 1720 Festangestellte davon am Standort Augsburg. Hier werden täglich rund 12 000 PCs, Notebooks und Serverlösungen für Geschäftskunden produziert. Zu den Kunden zählt auch der Freistaat Bayern, der Unternehmensangaben zufolge jüngst einen Auftrag über 30 000 Geräte für die 120 000 Bildschirmarbeitsplätze der Landesverwaltung vergeben hatte.

Dass die Ausschreibung Fujitsu mit Standort in Augsburg gewonnen hatte, freut den IT-Beauftragten der Landesregierung, Staatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU). Maßgebend für die Landesregierung war laut seinen Angaben der finanzielle Vorteil, der durch die stromsparenden PC-Systeme erwirtschaftet werden soll. Eine halbe Million Euro Energiekosten solle so in fünf Jahren eingespart werden, erklärte Pschierer am Mittwoch bei einer Werksbesichtigung in Augsburg. Das Auftragsvolumen liegt im mehrstelligen Millionenbereich.

Energieeffizienz ist ein Steckenpferd von Fujitsu. Nach Angaben von Vorstandschef Kai Flore hat das Unternehmen in den vergangenen vier Jahren seine eigenen Energiekosten in der Herstellung um 60 Prozent gesenkt. Auch bietet der Hersteller seit einem Jahr einen sogenannten 0-Watt-PC an, der im Ruhezustand keinen Strom abnimmt.

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Als Siemens vor 23 Jahren ein eigenes Werk für die PC-Herstellung im Augsburger Süden baute, wurden dort Siedlungsreste einer keltischen Kultur gefunden. Auf diesen alten Mauern wurden die sechs Hallen errichtet, in denen heute hochmoderne Produktionsstraßen für Notebooks, PCs und Server stehen – die letzten in Deutschland. «Es ist ein toller Standort», betont Kai Flore und bezeichnet ihn als «Asset», also ein wichtiges Wirtschaftsgut. Fujitsu hatte die Anteile seines Joint-Venture Partners Siemens im April 2009 übernommen.

Die in den Produktionshallen gefertigten Systeme sind überwiegend für den Markt in Europa, Afrika und den mittleren Osten bestimmt. Gerade einmal zehn Minuten brauchen die Mitarbeiter, um einen PC zusammenzusetzen. Dabei besteht die Hälfte aus Massenproduktion. Die andere Hälfte fertigt Fujitsu nach Kundenwunsch. Von Auftragseingang bis Zustellung beim Kunden vergingen sechs bis zehn Tage, erläutert Produktionsleiter Walter Degle. Eine Ausnahme bilden die in Augsburg produzierten Serverboards: Rund die Hälfte der hier gefertigten Platinen gehen an die Mutter in Japan.

Doch in Augsburg passiert mehr als das Zusammenschrauben von Computerteilen. Rund 500 Ingenieure entwickeln und testen hier für den PC-Hersteller, der sogar einige Ingenieure von Japan an den Lech versetzt hatte. Das Werk in der Bürgermeister-Ulrich-Straße ist entsprechend gut ausgestattet. Neben einem schallisolierten Tonraum besitzt Fujitsu eine Halle, um die elektromagnetische Verträglichkeit zu messen. Derartige Einrichtungen stünden nur wenige in Deutschland, erklärt Bereichsleiter Raimund Landsbeck.

In einer der Produktionshallen entsteht derzeit ein 4000 Quadratmeter großes Rechenzentrum, das größte, das Fujitsu in Europa betreibt. Zur genauen Höhe des millionenschweren Investitionsvolumens will sich Vorstandschef Flore nicht äußern.

Die hohen Investitionen am Standort Augsburg haben ihre Gründe. Denn die Nachfrage nach den hier produzierten Server- und Massenspeicher-Lösungen steigt. Gleichzeitig werde der Transport aus Fernost so teuer, dass die Lohnkosten in Deutschland günstiger seien, rechnet Flore vor. Daneben setzt der 47-jährige Manager auf gut ausgebildetes Personal und zeigt sich selbstbewusst: «Wir sind stolz auf eigene Werke!»

ddp.djn/csc/rab

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