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Welche Chancen und Perspektiven bietet der Mittelstand für Frauen?

Stuttgart – Empirische Studien belegen: Jede fünfte Führungskraft im Mittelstand ist weiblich. Warum diese Quote höher als in Großkonzernen ist und welche Karrieremöglichkeiten mittelständische Unternehmen für Frauen bieten, war Thema beim 7. Stuttgarter Frauen-Forum an der FOM Hochschule in Stuttgart. Drei Expertinnen aus Wissenschaft und Wirtschaft stellten dort ihre Erkenntnisse und Erfahrungen zur Diskussion.

Bildunterschrift (v.l.n.r): Brigitte Ott-Goebel, Melanie Tondera, Katharina Fischer, Prof. Dr. Anja Seng.
Bildunterschrift (v.l.n.r): Brigitte Ott-Goebel, Melanie Tondera, Katharina Fischer, Prof. Dr. Anja Seng.

Zu Anfang der Veranstaltung präsentierte Prof. Dr. Anja Seng, FOM Rektoratsbeauftragte für Diversity Management, aktuelle Studien über die Perspektiven von Frauen in mittelständischen Unternehmen und analysierte die Faktoren, die für eine erfolgreiche Karriere entscheidend sind. Die Zahlen sind deutlich: Rund 20 Prozent der Führungspositionen im Mittelstand sind in weiblicher Hand. Die Mehrheit der leitenden Angestellten stammt dabei aus der jüngeren Generation. „Viele Mittelständler besetzen ihre Führungspositionen intern, während große Unternehmen vergleichsweise häufiger auf Fachkräfte auch von außerhalb setzen“, so Prof. Dr. Anja Seng. Gerade was die individuelle Gestaltung der eigenen Zukunft angehe, hätten Mitarbeiterinnen dort gute Möglichkeiten. Immer noch mache sich in den Statistiken der Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern bemerkbar. „Im Osten haben berufstätige Frauen traditionell weniger Schranken als im Westen.“ Viele junge Frauen starten mit großem Ehrgeiz und Selbstvertrauen ins Berufsleben, nach rund fünf Jahren im Betrieb sei die Mehrheit jedoch deutlich ernüchtert und traue sich eine Position im Top-Management nicht länger zu – so die Ergebnisse einer aktuellen Studie aus den USA. „Der wichtigste Faktor scheint dabei weniger die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern die fehlende Unterstützung von Seiten der Vorgesetzten zu sein“, fasste Prof. Dr. Seng die Ergebnisse zusammen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung gab Katharina Fischer, Prokuristin der Bäckerei und Konditorei Treiber, im Gespräch mit Brigitte Ott-Göbel, Mitinitiatorin des Frauen-Forums, FOM Dozentin und selbstständige Beraterin, einen Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen. Die gelernte Marketingexpertin kehrte ihrer Anstellung in einer Werbeagentur den Rücken und stieg 2006 ins Familienunternehmen ein. Mittlerweile ist sie als Prokuristin gemeinsam mit ihrem Vater für 29 Filialen im Raum Stuttgart und rund 500 Mitarbeiter verantwortlich. „Das Bäckerhandwerk gilt als Männerdomäne, aber tatsächlich beschäftigen wir 380 weibliche Angestellte“, so Fischer – die eine der wenigen Frauen an der Spitze eines Handwerksbetriebs ist. „Ich unterscheide nicht zwischen männlichen und weiblichen Mitarbeitern. Was zählt, ist die persönliche Motivation. Als Handwerksunternehmen können wir unseren Beschäftigten flexible Arbeitszeitmodelle und vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten bieten.“ Dabei sieht die junge Unternehmerin in der Größe des Betriebs einen deutlichen Vorteil: „Wir sind als Familienunternehmen sehr nah dran an unseren Mitarbeitern und kennen fast jedes Gesicht.“

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„Die Unternehmenskultur ist entscheidend für die berufliche Förderung von Frauen“, fasste Brigitte Ott-Göbel, die 25 Jahre im internationalen Vertrieb von Daimler tätig war, die Diskussion zusammen. „Viele Großkonzerne erarbeiten Maßnahmenpläne, um die Gleichstellung voranzutreiben. Aber wenn das Bewusstsein dafür, weibliche Führungskräfte zu fördern, nicht im Unternehmen gelebt wird, bleiben die Maßnahmen wirkungslos.“

Die gemeinnützige FOM Hochschule gehört zur Stiftung BildungsCentrum der Wirtschaft (BCW) in Essen. Aktuell zählt die Hochschule in Stuttgart und 30 weiteren Städten in Deutschland über 32.600 Studierende. Das Besondere: Sie absolvieren die staatlich anerkannten und akkreditierten Bachelor- und Masterstudiengänge berufsbegleitend parallel zu Job oder Ausbildung. www.fom.de

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