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Per Zufall in die Zahnmedizin

Bietigheim-Bissingen (dapd-bwb). Martin Dürrstein fährt mit einer kleinen Kamera über einen präparierten Zahn. Auf dem Bildschirm im Vorführraum des Unternehmens in Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart erscheinen rote Flecken – Karies. Die Kamera ist einer der Verkaufsrenner der Firma Dürr Dental – die kaum einer kennt, aber mit deren Produkten schon fast jeder in Berührung gekommen ist, der auf einem Zahnarztstuhl saß. “In Deutschland hat fast jeder Zahnarzt ein Produkt aus unserer Produktpalette”, sagt Dürrstein, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens.

Kompressoren, die den Stuhl hoch- und runterfahren, Absauggeräte für den Speichel im Mundraum, Geräte zur Zahnreinigung oder eben Kameras mit unterschiedlichen Bildgebungsverfahren – die Anwendungsgebiete sind vielfältig. Damit erzielte die Aktiengesellschaft, die noch zu 55 Prozent in Familienbesitz ist, 2011 einen Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro. Die Zahlen für 2012 liegen noch nicht vor. “Wir sind mit einem sehr moderaten Wachstum unterwegs”, sagt Dürrstein aber.

In die Medizintechnik kam die Firma aber eher durch Zufall: Es war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, die junge Firma war in der Metallbearbeitung tätig. Als die Frau eines der Firmengründer beim Zahnarzt saß, versagte das Gerät – die Behandlung musste abgebrochen werden, auch weil zu der Zeit Ersatzteile fehlten. Ihr Mann reparierte das kaputte Gerät. Der Service sprach sich rum – schon bald nahmen andere Zahnärzte dankbar seine Dienste in Anspruch.

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Inzwischen ist das Unternehmen laut Dürrstein bei Absaugung und Kompressoren in Gesamteuropa Marktführer. Weltweit führend ist das Unternehmen nach eigenen Angaben bei digitalen Speicherfolien zur Kariesfrüherkennung. Die Produkte werden in etwa 100 Länder geliefert – allerdings sind die Stückzahlen nicht sehr hoch. “Wir sind ein Nischenanbieter”, sagt Dürrstein. Von einem Produkt würden zwischen 1.000 und 5.000 Stück im Jahr verkauft.

Unternehmen steht auf vielen Füßen

“Unser Unternehmen steht wie ein Tausendfüßler”, sagt Dürrstein deswegen. “Wir haben unsere Segmente, und diese Segmente verteilt über 100 Länder der Erde geben uns eine unheimliche Stabilität.” Entsprechend zuversichtlich ist er auch für das laufende Jahr, obwohl mit sinkenden Gesundheitsausgaben zu rechnen ist. “In der Krise 2008 haben die Staaten in die Gesundheitsversorgung investiert, da sind wir gewachsen”, sagt Dürrstein. Im Moment sei es jedoch so, dass die europäischen Staaten nicht mehr die Ressourcen hätten, um einen zweiten Schub in die Gesundheitsbranche zu geben.

Gerade der deutsche Markt – nach den USA der Markt mit dem größten Umsatz für Dürr Dental – ist bereits sehr gesättigt. Konstant nahmen nach Daten des Robert-Koch-Instituts in den vergangenen Jahren drei Viertel der Bevölkerung Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt in Anspruch.

Wachstum versprechen beispielsweise noch ästhetische Behandlungen, die Zahnärzte als Zusatzleistungen anbieten. “Wenn der Zahnarzt Zusatzeinkommen generiert, dann kann er sich das leisten, was er kaufen möchte, und das kommt hoffentlich von uns”, lautet der Wunsch von Dürrstein.

Das Unternehmen ist zudem auf Innovationen angewiesen. Sieben Prozent des Umsatzes gehen in Forschung und Entwicklung, allein in Bietigheim-Bissingen arbeiten 100 der weltweit etwa 1.000 Mitarbeiter in dem Bereich. “Wer in Deutschland wachsen will, muss ein Produkt auf den Markt bringen, das Begehrlichkeiten wächst.” Ein solches Produkt hofft Dürrstein im März auf der Internationalen Dental-Schau in Köln vorstellen zu können – der Weltleitmesse für Zahngesundheit. Details wollte er aber noch nicht nennen.

Rasanteres Wachstum versprechen die aufstrebenden Wachstumsmärkte. “Wir haben hohes Wachstum in Lateinamerika, wir haben fantastisches Wachstum in den asiatischen Märkten”, sagt Dürrstein. Neben den drei Produktionsstandorten in Deutschland und einem in den USA ist derzeit aber noch keiner konkret für eines der Schwellenländer vorgesehen. “Wir wägen das immer wieder ab. Aber momentan ist noch kein Projekt so reif, dass es sich lohnt, darüber zu sprechen”, sagt Dürrstein.

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