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SICHERHEIT DER KINDER HAT OBERSTE PRIORITÄT

Albstadt/Berlin/Buchholz – Die Sicherheit der Kleinsten steht in Kindergärten zuoberst auf der Prioritätenliste. Daher müssen die Betreiber der Einrichtungen auch sicherstellen, dass die Kinder nicht unbeaufsichtigt das Gebäude verlassen. Gleichzeitig soll im Gefahrenfall der Fluchtweg nach draußen frei sein. Über diese sich scheinbar widersprechenden Anforderungen sowie die generelle Sicherung von Eingangstüren in Kindergärten und die neue EU-Norm für „Elektrisch gesteuerte Fluchttüranlagen für Türen in Fluchtwegen“ sprechen Ulrich Rotenhagen, Produktmanager Rettungswegtechnik von ASSA ABLOY und Jürgen Fass, freier Handelsvertreter für mechanische und elektromechanische Sicherheitstechnik rund um die Tür.

Ulrich Rotenhagen Produktmanager Rettungswegtechnik - Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH
Ulrich Rotenhagen Produktmanager Rettungswegtechnik – Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH

Herr Rotenhagen, Ihr Unternehmen ASSA ABLOY ist spezialisiert auf Sicherheitslösungen. Welche besonderen Anforderungen werden an die Haupteingangstür von Kindergärten gestellt und warum?

Ulrich Rotenhagen: Gerade Kinder versuchen im Gefahrenfall, das Gebäude über die Tür zu verlassen, durch die sie das Gebäude betreten haben. Daher ist die Haupteingangstür meistens der primäre Rettungsweg. Bei Feuer oder in einer anderen Paniksituation sollten Kinder ohne Hilfe von Erwachsenen das Gebäude verlassen können. Gleichzeitig soll aber auch verhindert werden, dass die Kleinen unbemerkt hinaus laufen und beispielsweise auf eine gefährliche Straße gelangen. Zusätzlich muss die Haupteingangstür einerseits vor ungebetenen Gästen geschützt werden, andererseits ist es vorteilhaft, wenn Eltern während der Hol- und Bringzeiten die Einrichtung betreten können, ohne den Betrieb zu stören.

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An die Haupteingangstür werden demnach komplexe und ganz unterschiedliche Anforderungen gestellt. Welche Normen müssen Notausgangs- und Antipanik-Türverschlüsse denn einhalten?

UR: Es gibt zwei Europäische Normen, die die Ausstattung von Paniktüren und Notausgängen definieren. Notausgangsverschlüsse nach DIN EN 179 kommen zum Einsatz, wenn die Nutzer des Gebäudes mit den Fluchtwegen vertraut sind. Panikverschlüsse nach DIN EN 1125 hingegen stellen sicher, dass in öffentlichen Gebäuden auch Personen, die keine Vorkenntnisse zum Öffnen der Fluchttür haben, sicher aus dem Gebäude gelangen. Dazu werden horizontale, über die gesamte Türbreite reichende Griff- oder Druckstangen verwendet. Der BHE Bundesverband Sicherheitstechnik empfiehlt, die Haupteingangstür von Kindergärten mit DIN EN 179/DIN EN 1125 konformen Verschlüssen auszustatten und zusätzliche Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Bei der Gestaltung der Bedienelemente sind die besonderen Anforderungen von Kindern zu berücksichtigen. Die DIN EN 179/DIN EN 1125 fordern, dass Fluchttüren mit einem Handgriff innerhalb von einer Sekunde den Fluchtweg freigeben.

Das klingt alles sehr bürokratisch. Welche Sicherheitslösung empfehlen Sie als Praktiker den Betreibern von Kindergärten?

UR: Ich rate ganz allgemein zu kindgerechten Produkten und Ausführungen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, die Fluchttür zusätzlich zum Schloss über eine elektrische Verriegelung abzusichern. Unsere Kindergarten-Lösung ermöglicht das berechtigte Verlassen der Einrichtung über einen Taster in der Höhe von zirka 1,80 m, der von Kindern nicht erreicht werden kann. Ist die Tür länger offen als gewollt, ertönt ein Erinnerungssignal. Dadurch soll vermieden werden, dass die Tür längere Zeit offen steht. Im Gefahrenfall kann die elektronisch verriegelte Tür aber auch von Kindern per Knopfdruck ohne Kraftaufwand geöffnet werden. In Kombination mit einer Brandmeldeanlage gibt die Tür den Fluchtweg automatisch frei, sobald ein Gefahrenkriterium erkannt wird. Fällt der Strom aus, ist die elektrische Verriegelung ebenfalls deaktiviert. Das alles können mechanische Lösungen nicht leisten. Daher ist eine elektronisch gesteuerte Rettungswegverriegelung nach dem aktuellen Stand der Technik die sicherste Lösung.

Juergen Fass, freier Handelsvertreter fuer Sicherheitstechnik - Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH
Juergen Fass, freier Handelsvertreter fuer Sicherheitstechnik – Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH

Herr Fass, Sie kennen die unterschiedlichen Angebote auf dem Markt bestens. Welche Argumente sprechen für die Kindergarten-Lösung von ASSA ABLOY?

Jürgen Fass: Es ist eine auf die Bedürfnisse von Kindergärten zugeschnittene Produktauswahl an Sicherheitssystemen, die wir auch in anderen öffentlichen Gebäuden erfolgreich einsetzen. ASSA ABLOY bietet ein elektronisches Komplettsystem aus einer Hand, bei dem alle Elemente perfekt zusammenspielen und das den Normen entspricht. Der Sicherheits-Türschließer beispielsweise kombiniert die Türschließer-Funktion mit einer Rettungswegverriegelung und ist ohne großen Aufwand an eine bestehende Eingangstür zu montieren. Auch optisch ist er ansprechend. ASSA ABLOY bietet entsprechend den Anforderungen des Betreibers und den örtlichen Gegebenheiten flexible Lösungen zur Absicherung von Kindergärten an: Von der einfachen Variante mit Schlüsselschalter bis zur Kombination mit einem elektrischen Zutrittskontrollsystem, wodurch Eltern in den Hol- und Bringzeiten die Tür mit einem Ausweis selbst öffnen können. Für die einfache und kostengünstige Nachrüstung einer Zutrittskontrolle empfiehlt sich ein Türbeschlag wie beispielsweise der „Aperio-Beschlag“. Diese Ausstattung ist besonders komfortabel und benutzerfreundlich, weil lediglich der Beschlag einer bestehenden Tür ausgetauscht werden muss. Eine Verkabelung des Türblatts sowie Änderungen an der Tür sind nicht nötig.

Zurück zum Status Quo: Wie sieht die Fluchtwegsituation in Kindergärten aktuell in der Realität aus?

JF: Obwohl die harmonisierten Normen als Qualitätsmaßstab gelten, gibt es keine Vorschrift, welche die Verwendung einer den Normen entsprechenden Sicherheitslösung vorschreibt. Vor Ort finden wir oftmals eine komplett verschlossene oder eine schlichtweg ungesicherte Tür vor. Es gibt verschiedene improvisierte Varianten bis hin zum Vorhängeschloss. Das sind klare Missstände. Diese liegen oftmals an den begrenzten finanziellen Mitteln sowie an der Unkenntnis der Betreiber – sie sind über sinnvolle, zugelassene Lösungen nicht informiert. Ein weiterer Grund ist leider, dass am Markt unterschiedliche Meinungen vorhanden sind. Das ergibt am Ende gefährliche Kompromisse.

Einige Anbieter auf dem Markt setzen einfach den Türdrücker auf eine für Kinder nicht erreichbare Höhe. Was halten Sie von dieser Lösung?

UR: Damit verhindern Sie zwar, dass Kinder den Kindergarten unbemerkt verlassen. Jedoch können sie im Gefahrenfall auch nicht selbstständig fliehen. Für den Betreiber bedeutet dies, dass er stets ausreichend Personal vor Ort haben muss, um im Gefahrenfall Kinder evakuieren zu können. Wenn es nur eine Aufsichtsperson gibt und diese nicht in der Lage ist, die Tür zu öffnen, kommen die Kinder nicht raus. Zudem entspricht eine Anbringung des Türdrückers außerhalb eines Bereichs von 900 mm und 1.100 mm nicht den Anforderungen der DIN EN 179.

Was sind die aktuellen Innovationsthemen in der Rettungswegtechnik? Wie lassen sich diese auf Kindergärten übertragen?

JF: Zum Jahresende erwarten wir die neue Europäische Norm für elektrische Verriegelungssysteme. Sie lässt eine Verzögerung zu, nachdem der Notschalter betätigt wurde. Damit kann bei Fluchttüren in Kindergärten eine gewisse Zeitverzögerung integriert werden: Diese ermöglicht es der Aufsichtsperson, ein Kind aufzuhalten, wenn dieses den Notschalter drückt, so dass es nicht unkontrolliert das Gebäude verlassen kann. In ersten Gesprächen mit Betreibern wurde diese Möglichkeit positiv beurteilt. ASSA ABLOY passt die Kindergarten- Lösung den Kundenbedürfnissen an und kommt im Herbst 2015 mit neuen Produkten in diesem Bereich auf den Markt.

Wie läuft der Prozess ab, wenn ein Kindergarten eine elektronisch gesteuerte Rettungswegverriegelung einbauen lassen möchte?

UR: Der Kindergarten wendet sich an eine Fachfirma. Der Installateur baut die Anlage gemäß den Hinweisen des Herstellers ein, ein zertifizierter Fachkundiger nimmt sie ab und prüft sie jährlich auf Funktionssicherheit. Wir bieten als Hersteller Schulungen für unsere Systeme an. Je nach Funktionsumfang kann die Installation auch im laufenden Betrieb stattfinden.

Zum Abschluss ein Blick in die berühmte Glaskugel. Wie sehen Sie die Tendenzen für die Zukunft?

JF: Wir leisten Tag für Tag Aufklärungsarbeit und konnten in den vergangenen Jahren erfreulicherweise einen Trend feststellen, der zu einem zugelassenen Rettungswegsystem in Kindergärten geht. Im Zuge der Umbauarbeiten von Kindertageseinrichtungen, die auch Kinder unter drei Jahren aufnehmen können, wurden einige Rettungswegsysteme eingebaut. Ich denke, dass der Druck von Eltern, Versicherern und Baubehörden tendenziell zunehmen wird, und die Betreiber reagieren müssen, weil sie die Aufsichtspflicht haben. Eine vernünftige Rettungswegverriegelung ist letztlich eine Einmalinvestition, die sich für alle Beteiligten lohnt – vor allem natürlich mit Blick auf die Sicherheit der Kinder.

Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH
Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH
Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH
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