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Taschenuhren feiern ein Comeback

Die Renaissance der Taschenuhren hat ihre Gründe. Im Zeitalter der Krisen und Verwerfungen kommt die Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“. Da mag es kaum eine Rolle spielen, dass diese Idealisierung eine Projektion ist, denn diese Zeit mag aus heutiger Sicht zwar alt sein, aber sie war gewiss nicht gut. Doch der Mensch sehnt sich nach dem, was er nicht hat, und unter dem Zeichen von Ungewissheit und Zukunftsängsten kommt die Nostalgie von ganz alleine. Man muss nicht immer der Realität ins Auge blicken; der Mensch braucht seine Träume und ohne Träume kann er nicht leben.

Die Geschichte der Taschenuhren

Die Taschenuhren verfügen anders als die modernen Armbanduhren über einen reichen Schatz an Traditionen. Wer Taschenuhren finden möchte, kann sich von diesem Schatz durch einen Blick in die Kollektion des Luxusuhrenherstellers Chrono24 überzeugen.

1344: die erste Turmuhr der Welt

Im Jahre 1344, kurz vor der Apokalypse des Schwarzen Todes, der ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin raffte, wurde in Padua die erste Turmuhr gebaut. In der Folge sollte jeder Kirchturm den Menschen nicht nur die Windrichtung, sondern auch die Zeit anzeigen. Trotz der Zäsur durch die verheerenden Pestwelle, die in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Ära des Hochmittelalters schlagartig beendete, schritt die Entwicklung der Uhren steil voran. Der Bann war nach der Erfindung der mechanischen Turmuhr gebrochen.

Von der Turmuhr zur Taschenuhr

Zunächst waren die mechanischen Uhren an Gewichte gebunden. Doch der Erfindungsgeist der Menschen fand Lösungen für das Problem. Zunächst machte die Entdeckung des Federantriebs die Gebundenheit der mechanischen Uhren an Gewichte überflüssig. Mit dem nächsten Entwicklungsschub durch die Erfindung der Hemmung zur Verbindung zwischen dem Räderwerk der Uhr und dem Gangregler (Unruh) wurden die Voraussetzungen für die Handlichkeit der neuen Uhren geschaffen. Kurz nach der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert stellten Uhrmacher die ersten Taschenuhren her. Im Jahre 1575 gab es mit der ersten Taschenuhr mit Wecker den nächsten Meilenstein.

Statussymbol der „Reichen und Schönen“

Lange Zeit waren die Taschenuhren für die einfache Landbevölkerung unerschwinglich. Sie waren dem Adel vorbehalten, der das nützliche Utensil auch als Statussymbol verwendete, das mit Perlen und Diamanten geschmückt war. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte die Uhrmacherkunst ihre Blütezeit und es wurden immer aufwendigere Exemplare für die „Reichen und Schönen“ im Schloss Versailles geprägt, das im absolutistischen Zeitalter stilprägend für ganz Europa gewesen war. Zu einiger Berühmtheit schaffte es beispielsweise die luxuriöse Taschenuhr von Marie Antoinette.

Auch das aufstrebende Bürgertum nutzte die Taschenuhren. Es schätzte ihre praktische Komponente noch mehr als der Adel, da es sich durch Tugenden wie Strebsamkeit, Fleiß, Sparsamkeit und nicht zuletzt Pünktlichkeit von der „dekadenten und verschwenderischen“ Aristokratie abheben wollte. Lange dauerte es nicht mehr bis zur Französischen Revolution, als den französischen Royalisten die letzte Stunde schlug.

Umschwung im Fordismus

Die 1810 von Breguet für die Königin von Neapel konzipierte erste Armbanduhr der Welt wurde von ihren Zeitgenossen ignoriert. Zu sehr hatten sich die exklusiven Taschenuhren verbreitet und zu sehr wurden ihre Raffinesse und Ästhetik wertgeschätzt. Erst mit den Schlachten des Ersten Weltkriegs begann der Paradigmenwechsel von der Taschenuhr zur Armbanduhr. Die Soldaten in den Schützengräben hatten keine Zeit mehr, unter Dauerbeschuss stehend, umständlich ihre Taschenuhr aus der Tasche zu kramen, selbst wenn diese an einer Kette befestigt war.

Viel praktischer war der schnelle Blick auf das Handgelenk. Hinzu kam, dass die Zeit der massiven Beschleunigung während der zweiten von der Massenproduktion, dem Automobilverkehr und den Errungenschaften auf physikalisch-chemischem Gebiet getragenen zweiten industriellen Revolution nicht mehr zur antiquiert wirkenden Taschenuhr passte. Alles musste schnell gehen und damit auch der Blick auf die Uhr.

Die Taschenuhr heute

Doch heute beginnen die Menschen, die Taschenuhr wieder wertzuschätzen, denn sie steht für Werte, die heute generationsübergreifend wieder hoch im Kurs stehen. Entschleunigung, Achtsamkeit für das Schöne und Gute, die Sehnsucht nach Traditionen und Ritualen, all diese Werte lassen sich mit der Taschenuhr verbinden. Glücklich kann sich schätzen, wer noch als Erbstück über ein wundervolles Unikat verfügt. Wem das Erstehen von Originalen zu teuer ist, verfügt über Alternativen, denn Taschenuhren werden wieder produziert.

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