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„Für mich bedeutet echte Digitalisierung aber mehr als digitalisierte Prozesse“

Mit dem digitalen Zeitalter werden Begriffe wie Innovation oder New Work immer wichtiger für den wirtschaftlichen Erfolg – vor allem im Mittelstand. Denn nur so kann es gelingen, sich am Markt erfolgreich zu positionieren und sich langfristig einen wichtigen Wettbewerbsvorteil zu schaffen. Eine Digitalagentur aus Kulmbach, die dc AG, agiert im Sinne des „Holacracy Approach“ und ist zudem in weiteren Bereichen wie zum Beispiel dem E-Commerce tätig. Über die dadurch entstehenden Chancen und Herausforderungen sprachen wir mit dem CEO Tobias Langmeyer.

Sie leben eine moderne Arbeitskultur bei der dc AG, genauer gesagt verfolgen Sie den „Holocracy Approach“. Können Sie uns diesen Ansatz nochmals tiefer erläutern und denken Sie, dass auch Mittelständler davon profitieren könnten?

TL: Der von uns genutzte „Holocracy Approach“ ist eine Abwandlung des von Brian Robertson aufgestellten Regelwerks, das sich mit einer optimierten Unternehmensstruktur befasst und damit arbeitet, dass man die Verantwortung an das gesamte Team übergibt. Dabei geht es um Regeln zur Führung mit dem Ziel, ein agiles Unternehmen zu kreieren. Zu diesen Regeln gehören etwa flache Hierarchien, Transparenz hinsichtlich der Unternehmens KPI gegenüber allen Mitarbeitern oderdie Wahl der Führungskräfte-Aber auch Meeting-Techniken zählen zu den Regeln, also Techniken, wie man durch gute Organisation Meeting-Zeit spart. Wir bei dc sind großer Fan von diesen Holocracy-Regeln, haben aber einige abgewandelt, manche nicht eingeführt und bei einigen gehen wir über die von Robertson aufgestellten Regeln hinaus. Z.b. haben unsere Führungskräfte ein „Ablaufdatum“. Das bedeutet, dass ein Vorstand oder Team-Lead nur maximal 15 Jahre in dieser Position bleiben darf und sich frühzeitig Gedanken über die Nachfolge machen muss.

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Wie wichtig sind innovative Unternehmensansätze und welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um der „New Work Philosophie“ gerecht zu werden?

Tobias Langmeyer:" Jeder mittelständische Unternehmer sollte sich über eine agile Organisationsform Gedanken machen, egal, ob über „Holocracy“ oder andere New Work Konzepte."
Foto: Tobias Langmeyer/dc AG

TL: Jeder mittelständische Unternehmer sollte sich über eine agile Organisationsform Gedanken machen, egal, ob über „Holocracy“ oder andere New Work Konzepte denn jeder freut sich, wenn interne Prozesse schneller und schlanker ablaufen und letztlich mehr Tempo ins Geschäft kommt. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um ein produzierendes oder im Handel tätiges Unternehmen handelt.

Auch für die Mitarbeitenden werden die Bestandteile von New Work Konzepten immer entscheidender bei der Wahl des Arbeitgebers. Dazu gehören beispielsweise Dinge wie etwa die freie Wahl von Arbeitszeiten und Arbeitsort. Zugegeben, nicht jede Organisationsform passt zu jedem Unternehmen. In einem Produktionsbetrieb mit Schichtbetrieb sind freie Arbeitszeiten oder Homeoffice eben schlecht möglich. Aber hier kann man die Mitarbeitenden mit größtmöglicher Transparenz hinsichtlich zu treffender Entscheidungen oder wichtiger Kennzahlen mitnehmen und hineinnehmen. Ohne solche Veränderungen kann man als Unternehmen auch nicht mehr wirklich mithalten, wenn man selbst an klassischen Organisationsmodellen festhält, während die Konkurrenz solch neue Formen anbietet.

Deutschland wird häufig damit in Verbindung gebracht, in Sachen Digitalisierung hinterherzuhinken. Wie schätzen Sie die Lage ein?

TL: In Deutschland gibt es Bereiche, in denen wir beim Thema Digitalisierung hinterherhinken. Wenn man aber in die mittelständischen Unternehmen schaut, muss man sagen, dass die Unternehmen insgesamt verstanden haben, dass man mit digitalisierten Prozessen Geld und Zeit sparen kann. Als Beispiel für solch digitale Prozesse ist etwa der Aufbau eines B2B-Portals, über das Kunden bestellen oder sich Zertifizierungen, Rechnungen oder Dokumente herunterladen können.

Für mich bedeutet echte Digitalisierung aber mehr als digitalisierte Prozesse. Es geht darum, den Kunden einen digitalen Mehrwert zu schaffen. Ein gutes Beispiel ist hier ein Unternehmen, das Messer für Industrie-Schredder-Anlagen herstellt. Dieses hat nicht nur ein B2B-Portal für Bestellungen und zur Ersatzteilverwaltung geschaffen, sondern auch eine Maschinenverwaltung integriert, über die Kunden alle Standorte, Maschinen, Zählerstände in einer Maschinenbibliothek zusammenführen können. Das ist ein Mehrwert, der dazu führt, dass Kunden bei diesem Unternehmen bleiben, obwohl andere Anbieter vielleicht etwas günstiger sind.

Vor allem die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass eine gut strukturierte Homepage für den unternehmerischen Erfolg ausschlaggebend sein kann. Welche grundlegenden Tipps haben Sie für Unternehmen, die ihren Web-Auftritt verbessern möchten?

TL: Vielen Unternehmen war vermutlich schon vor Corona klar, dass eine Website der erste Kommunikationskanal zu Kunden ist, das wurde durch die Pandemie nur verstärkt. , Wichtig ist es zu verstehen, dass die Website nicht einfach eine Präsentation des Unternehmens ermöglicht, sondern einen echten Vertriebskanal darstellt, der den Unternehmenserfolg wesentlich mit beeinflusst.

Zur Website gehören die Marketingstrategien, durch die überhaupt Kunden auf die Seite kommen. Aber auch der Bereich hinterher bzw. dahinter, also etwa Software, die die Leads verwaltet, analysiert und Zielgruppen stetig neu identifiziert. Eine Website ist deshalb auch mehr als ein Projekt, das man alle paar Jahre neu gestaltet, sondern eher ein „lebender“ Organismus, der gepflegt und ständig neu optimiert werden muss.

Sie beraten und unterstützen zahlreiche Kunden im Bereich E-Commerce. Gibt es hierbei Branchen, welche sich in den letzten Jahren stark gewandelt haben?

TL: Wir haben Kunden in allen Branchen und eCommerce ist inzwischen ein fester Bestandteil. Besonders Marken müssen heute ein professionelles Omnichannel-Konzept aufbauen, dazu gibt es keine Alternative mehr. Früher konnten sich bereits bekannte Marken auf ihre Händler verlassen, heute wollen Kunden aber möglichst unkompliziert und schnell bestellen. Deshalb müssen auch die Hersteller bzw. Marken selbst dafür sorgen, dass ihre Produkte auf eigenen Shops, den Shops von Händlern und den großen Online-Handelsplätzen wie Amazon so vertreten sind, dass sie gefunden werden.

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