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Euro sinkt auf Vierjahrestief – Regierung warnt vor Debatte über Vorteile

Berlin/Frankfurt/Main. Der Euro bleibt trotz des milliardenschweren Rettungspakets unter erheblichem Druck. In der Nacht zum Montag fiel die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Stand seit vier Jahren und wurde nur noch zu 1,2234 Dollar gehandelt. Am Montagmittag notierte der Euro wieder etwas fester bei 1,2355 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht in der Entwicklung indes keinen Grund zur Beunruhigung. Die Bundesregierung warnte vor Debatten über positive Wirkungen dieser Entwicklung für die deutsche Wirtschaft.

«Ich glaube, dass man jetzt nicht an vorderster Stelle Debatten dieser Art führen sollte», sagte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans in Berlin. Die Eurozone und die EU als Ganzes betrieben mit den Beschlüssen zum Euro-Notpaket «eine Stärkung der Eurozone und Europas insgesamt», betonte er zudem auf die Frage, ob die Eurozone zur Ankurbelung ihrer Wirtschaftsleistung «bewusst eine Politik der Schwächung des Euro» betreibe.

Der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lehnte es ab, das Kursniveau des Euro zu bewerten. «Mit unseren Maßnahmen versuchen wir, das Vertrauen wiederherzustellen, und zwar in einzelne Länder der Eurozone als auch in den Euro insgesamt», sagte Schäubles Sprecher Michael Offer. «Die Wechselkurseffekte, die sich daraus ergeben, bewerten wir nicht», stellte er klar. Der Regierung sei daran gelegen, dass das Vertrauen bei den Marktteilnehmern und bei den Bürgern zurückkehre. «Wir sind zuversichtlich, dass das Paket Wirkung entfalten wird», sagte er.

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Nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny ist die Euroschwäche kein Problem. Der Wechselkurs des Euro bewege sich in einer normalen Handelsspanne, sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Notenbank in Berlin. Zudem gebe es in «absehbarer Zukunft» keine Anzeichen für Inflationsdruck, erklärte der Währungshüter. «Ich kann Ihnen versichern, dass alle geldpolitischen Entwicklungen unter der vollen Kontrolle der EZB sind», sagte er.

Unterstützung erhielt er von EZB-Direktoriumsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell. «Der Euro ist nicht gefährdet», sagte sie dem Magazin «Top-Gewinn». Die Preisstabilität in der Eurozone sei gegeben, und dies werde sich auch in Zukunft nicht ändern, fügte Tumpel-Gugerell hinzu.

Der Leipziger Währungsexperte Ullrich Heilemann schätzt die Lage ähnlich ein. «Devisen-Kurse gehen hoch und runter und jetzt sind wir mal auf der Fahrt nach unten. Das wird sich auch wieder ändern», sagte der ehemalige Direktor am Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Leipzig dem Sender MDR Info. Der Kurs treffe die Menschen auch sehr unterschiedlich. Die Industrie werde sich darüber «sicherlich sehr freuen». Der Konsument werde ein bisschen grummeln, dass die Importe teurer werden. Aber alles in allem «ist das eine Sache, die ganz alltäglich ist». Auch sollte man nach Ansicht des Experten keine Angst vor einer Inflation wegen des Wechselkurses haben.

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