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Strom-Discounter TelDaFax stellt Insolvenzantrag

Viele Kunden müssen mit Verlust ihrer Vorauszahlungen rechnen

Bonn (dapd). Schlechte Nachrichten für Hunderttausende deutsche Stromkunden: Der angeschlagene Strom-Discounter TelDaFax hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Verbrauchern, die vom Angebot des Unternehmens Gebrauch machten, Strom gegen Vorkasse zum Sonderpreis zu beziehen, droht damit nach Einschätzung der Verbraucherzentralen der Verlust ihrer Vorauszahlungen.

TelDaFax war bislang Deutschlands größter unabhängiger Energieanbieter und belieferte in seinen besten Zeiten mehr als 700.000 Strom- und Gaskunden. Allerdings kämpfte das Unternehmen sei Monaten ums Überleben.

Der vom Amtsgericht Bonn berufene vorläufige Insolvenzverwalter Biner Bähr sprach angesichts dieser Ausgangslage von einer schwierigen Aufgabe: “TelDaFax hat im Markt in den letzten Monaten viel Vertrauen verloren. Das macht Lösungen nicht einfacher.” Doch wäre es nach seinen Worten angesichts fest gefügter Marktstrukturen auf dem Energiemarkt bedauerlich, “wenn ein aktiver und unabhängiger Wettbewerber wie TelDaFax aufgeben müsste”. Bähr war bundesweit als Insolvenzverwalter des Warenhauskonzerns Hertie bekannt geworden.

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Nach Angaben des Landgerichts Bonn hat TelDaFax selbst Insolvenzantrag gestellt – und zwar für die TelDaFax Holding AG, ihre wichtigste Tochtergesellschaft TelDaFax Energy GmbH und die TelDaFax Services GmbH.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens waren in den vergangenen Monaten bereits unübersehbar gewesen. Immer mehr Strom- und Gasnetzbetreiber verweigerten dem Unternehmen wegen Zahlungsverzuges den Netzzugang. So verlor das Unternehmen erst vor einem Monat auf einen Schlag 45.000 Kunden, als der Energieversorger Vattenfall dem Unternehmen den Zugang zu seinem Stromnetz in Hamburg und Berlin sperrte.

Auch Millionen-Finanzspritze brachte keine Rettung

Dies sorgte auch für eine erhebliche Verunsicherung unter den TelDaFax-Kunden. Denn für sie bedeutete die Netzsperre zwar keinen Blackout. Aber sie liefen Gefahr, in diesem Falle in die teure Grundversorgung zurückzufallen.

Erst vor gut einer Woche hatte das Unternehmen außerdem seinen Sponsoring-Vertrag mit dem Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen gelöst. Die Verbraucherzentrale Sachsen richtete bereits vor einigen Tagen eine Hotline für TelDaFax-Kunden ein. Sie ist unter der Nummer 0900-1-797777 zu erreichen.

An der Krise hatte auch ein Eigentümerwechsel in diesem Jahr nichts ändern können. Erst im März hatte der Finanzinvestor Prime Mark Financial Group mit Sitz im Zypern das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital im mittleren zweistelligen Millionenbereich ausgestattet.

Damals hatte der als Schiesser-Sanierer bekannt gewordene Hans-Gerd Höptner den Chefsessel übernommen und versucht, den angeschlagenen Billigstromanbieter zu retten. Er machte nicht zuletzt die verfehlte Preispolitik seiner Vorgänger für die Krise des Unternehmens verantwortlich. Um möglichst viele Neukunden zu gewinnen, hätten sie Strom teilweise unter dem Einkaufspreis verkauft.

Allerdings gelang es auch ihm nicht, TelDaFax wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Bereits im Mai bat Höptner den Aufsichtsrat, ihn von seinen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender zu entbinden.

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