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Sparkurs trotz starkem Gewinn – Siemens-Chef deutet auf der Hauptversammlung Jobabbau und Standortschließungen an

München. Trotz eines stärker als erwartet gestiegenen Gewinns müssen die Siemens-Beschäftigten sich auf weitere Stellenstreichungen und Standortschließungen einstellen. Der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher warnte am Dienstag auf der Hauptversammlung in der Münchener Olympiahalle, dass die Krise noch nicht vorbei sei und deutete entsprechende Maßnahmen an. Unmittelbar vor dem Aktionärstreffen überraschte der Konzern trotz eines rückläufigen Umsatzes mit einem deutlichen Gewinnanstieg im zurückliegenden Quartal.

Löscher kündigte an, am 28. Januar die Betriebsräte über «punktuelle Maßnahmen» zu informieren. «Das betrifft gegebenenfalls spezifische Geschäfte und einzelne Standorte», erklärte er, ohne Details zu nennen. Es gehe aber «beileibe nicht immer um den Abbau von Stellen», betonte der Vorstandsvorsitzende. Siemens sei vorsichtig und müsse sich «erfolgreich auf das längerfristig niedrigere Marktniveau» einstellen.

Bei der IG Metall sieht man noch die Chance, einen weiteren Stellenabbau abzuwenden. «Beschäftigungsverluste sind kein Automatismus. Wenn alle Akteure aktiv gegensteuern, kann uns das erspart bleiben», sagte der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Konzern weltweit 22 000 Stellen abgebaut. Derzeit arbeiten bei Siemens rund 402 000 Menschen, davon etwa 128 000 in Deutschland.

Unterdessen stieg der Nettogewinn im Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2009/2010 den Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Analysten hatten durchschnittlich lediglich mit 864 Millionen Euro gerechnet und zeigten sich positiv überrascht.

Daher denkt der Konzern sogar über eine Anhebung des Ausblicks für das Gesamtgeschäftsjahr nach. «Zum Halbjahr, also auf halber Wegstrecke, werden wir unsere Prognose überprüfen», sagte Löscher. Der Umsatz sei von Oktober bis Dezember um 12 Prozent auf 17,3 Milliarden Euro zurückgegangen. Das operative Ergebnis habe sich hingegen von 2,0 Milliarden auf 2,3 Milliarden Euro erhöht. Als Ziel für das Gesamtjahr hatte der Konzern Anfang Dezember ein operatives Ergebnis von 6,0 Milliarden bis 6,5 Milliarden Euro genannt, nachdem es im Vorjahr bei 7,5 Milliarden Euro gelegen hat.

Die Talfahrt bei den Neuaufträgen wurde den Angaben zufolge gestoppt. Von Oktober bis Dezember sind Bestellungen im Wert von rund 19 Milliarden Euro eingegangen, wie der DAX-Konzern weiter mitteilte. Damit sei das Ordervolumen des Vorquartals leicht übertroffen worden, als die Neuaufträge bei 18,75 Milliarden Euro lagen. Im Vorjahr waren es noch rund 22,2 Milliarden Euro.

Siemens habe «außerordentlich» starke Quartalszahlen vorgelegt, hieß es von der Bank of America-Merrill Lynch. Dem Konzern sei ein guter Start ins Jahr 2010 gelungen, urteilten die Analysten von UniCredit. Positiv überrascht waren die Marktbeobachter von Merck Finck vor allem vom Geschäftsbereich Industrie und dort speziell von den Bereichen Automation und Osram, wo die Kostensenkungen offenbar Wirkung gezeigt hätten. Die Aktie setzte sich in einem negativen Marktumfeld an die Spitze der Gewinner im DAX und legte 3,9 Prozent auf 67,09 Euro zu.

ddp.djn/rab/mbr

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