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P+S Werften schicken 1440 Mitarbeiter in Transfergesellschaft

Stralsund/Wolgast (dapd). Nach bislang erfolglosen Verhandlungen zur Privatisierung der insolventen P+S Werften in Stralsund und Wolgast soll ein Großteil der 1.750 Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft wechseln. Sieben Wochen nach der Pleite des Unternehmens kündigte der vorläufige Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Freitag entsprechende Angebote für mehr als 80 Prozent der Beschäftigten an.

Besonders betroffen ist die Belegschaft der Volkswerft Stralsund, die bislang weitgehend erfolglos mit Kunden über die Abarbeitung bestehender Altaufträge verhandelte. Vertreter der Gewerkschaften gehen inzwischen davon aus, dass langfristig nicht mehr alle Arbeitsplätze erhalten werden können. Für die Peene-Werft Wolgast soll es einen viel versprechenden Investor geben.

Insgesamt sollen 1.440 Mitarbeiter in die Transfergesellschaft gehen. Weil in der Peene-Werft Wolgast noch Reparaturaufträge bis April 2013 vorliegen, will Insolvenzverwalter Brinkmann zunächst nur 110 der 490 Mitarbeiter in die Transfergesellschaft schicken. Zeitlich gestaffelt sollen bis Mai 2013 weitere Beschäftigte folgen.

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Für den Bau von zwei Schiffen für die schwedische Küstenwache stehe eine Einigung mit dem Auftraggeber kurz vor dem Abschluss, sagte Brinkmann. Die Zukunft der ehemaligen Rüstungswerft am Peenestrom sehe er optimistisch: “Ich bin mit dem bekundeten Interesse für die Peene-Werft in Wolgast sehr zufrieden.” Verhandlungen sollten noch am Freitag fortgesetzt werden.

Weiterbau mehrerer Schiffe bleibt unklar

In der Volkswerft Stralsund sollen nach Ablauf der Insolvenzgeldfrist lediglich noch 100 Arbeiter und 100 Konstrukteure verbleiben. Den anderen 1.060 Beschäftigten wird ein Angebot zum Wechsel in die Transfergesellschaft unterbreitet. Vertriebs- und Marketing-Chef Axel Schulz sagte, die Verhandlungen mit Kunden und Zulieferern seien bislang an komplizierten rechtlichen Problemen gescheitert.

Gegen die Kündigung der dänischen Reederei DFDS für zwei Spezialtransporter wolle man juristisch vorgehen, zugleich werde aber weiter verhandelt. Für die beiden fast fertiggestellten Ostseefähren für Scandlines seien umfangreiche technische Veränderungen erforderlich. “Derzeit prüfen Ingenieurbüros, ob wir das schaffen könnten”, sagte Schulz. Unklar sei auch, ob Brüssel eine Beihilfe für den Weiterbau eines Offshore-Konstruktionschiffs genehmigen werde.

Bislang 30 Interessenbekundungen

Nach Angaben des Kaufmännischen Leiters Stefan Säuberlich wird gegenwärtig mit der EU darüber verhandelt, ob die verbliebenen 82,4 Millionen Euro aus dem vom Land gestoppten Rettungsbeihilfepaket über insgesamt 152,4 Millionen Euro in ein Abwicklungsbeihilfepaket überführt werden können, um Restaufträge abarbeiten zu können.

Nach Angaben des Insolvenzverwalters gibt es bislang 30 Interessenbekundungen für die Peene-Werft, die Volkswerft sowie beide Werften zusammen. Bis Ende Oktober sollen konkrete Angebote vorgelegt werden.

Vertreter der Arbeitnehmer äußerten sich verhalten optimistisch. Der Bevollmächtigte der IG Metall Stralsund, Guido Fröschke, sagte, er gehe inzwischen “realistisch davon aus, dass langfristig nicht alle Arbeitsplätze gehalten werden können”. Plan A, nach dem mit einem neuen Investor möglichst alle Arbeitsverträge übernommen würden, sei gescheitert. Nun gelte Plan B mit einer inzwischen finanziell gesicherten Transfergesellschaft, der ein industriepolitisches Desaster in Vorpommern verhindern müsse.

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