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Ein Spagat auf der Armutsgrenze

„Es gibt Tage, da ist irgendwie der Wurm drin: Das Sportzeug ist noch im Trockner, Lukas will lieber lesen als Zähne putzen und ich habe einen dringenden Termin im Büro und muss pünktlich los. Dann kracht es bei uns – wie in jeder anderen Familie auch“, stellt Marion Bauer (37) fest. Sie ist alleinerziehend und lebt mit ihrem siebenjährigen Sohn in einer sogenannten Einelternfamilie – eine Lebensform, in der heute in Deutschland jede fünfte Familie lebt; sogar fast jede Vierte in Großstädten.

Quelle: TextNetz
Quelle: TextNetz

„Ich habe kein Problem damit, Familienernährerin, Erziehende und Hausfrau in einer Person zu sein. Lukas und ich haben ein sehr gutes und inniges Verhältnis. Uns gefällt, wie wir leben. Problematisch wird es jedoch, die Bedürfnisse unserer kleinen Familie mit einem gut bezahlten Job unter einen Hut zu bringen“, klagt Marion Bauer zu Recht.

Denn gerade Alleinerziehende trifft nicht nur die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie hart, sondern auch die Lohnlücke in den Entgelten zwischen Frauen und Männer. Mit erschreckenden Folgen: In Haushalten von Alleinerziehenden lag mit 38,8 Prozent im Jahr 2011 eine Armutsgefährdung vor. Und das, obwohl es für die meisten alleinerziehenden Mütter selbstverständlich ist, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. 60 Prozent der Alleinerziehenden haben Arbeit; 44 Prozent in einer Vollzeitstelle. Die Frauen sind motiviert, verlässlich und erledigen ihren Job mit viel Eigeninitiative. Durch das Organisieren des Familienalltags neben dem Beruf verfügen sie über ein hohes Maß an Organisationstalent und sozialen Kompetenzen. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung bzw. Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V.)

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„Alleinerziehende Mütter bringen viele Schlüsselqualifikationen in das Berufsleben ein, von denen der Arbeitgeber profitiert. Es ist daher unverständlich, dass diese Frauen nicht adäquat gefördert werden“, sagt Petra Timm, Unternehmenssprecherin des Personaldienstleisters Randstad Deutschland.

Dabei sind die Möglichkeiten, die zeitlichen Bedürfnisse von Alleinerziehenden zu erfüllen, hinlänglich bekannt. Die Arbeitswelt muss durchlässiger werden, etwa durch variable Arbeitszeiten oder andere Arbeitsmodelle wie z.B. Telearbeit, bei der nicht die reine Anwesenheit im Büro zählt, sondern die Ergebnisse. Vor allem Alleinerziehende sind auf Flexibilität angewiesen. Viele benötigen eine Anstellung in reduzierter Vollzeittätigkeit mit 30 bis 32 Wochenstunden. Denn dann haben sie Möglichkeit, sich gut in den Job zu integrieren, ausreichend Geld zu verdienen und auch noch Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.

“Wir berücksichtigen bei unserer Personalvermittlung genau diese Erfordernisse und setzen auf flexible Beschäftigungsmodelle. Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels kann der Arbeitsmarkt auf die Kompetenzen qualifizierter und gut ausgebildeter Alleinerziehender nicht mehr verzichten“, so Petra Timm von Randstad weiter.

Und was ist, wenn das Kind nun doch mal krank wird, wenn in den Ferien die Kita geschlossen ist oder der Babysitter ausfällt? Dann stellen vorbildliche Unternehmen ihren Beschäftigten schon heute Eltern-Kind-Arbeitszimmer zur Verfügung, bieten Notfallbetreuungsangebote oder unterstützen mit Kinderferienprogrammen.

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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