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Die Hälfte der deutschen Verbraucher hält die Zinssätze in Deutschland für zu niedrig

Hamburg – Erst im Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden, den Leitzins auf seinem Rekordtief von 0,0 Prozent zu belassen und damit auch den Mitgliedsstaaten weiterhin die niedrigen Zinssätze zu ermöglichen. Die Entscheidung war umstritten, befindet sich der Leitzins seit der Eurokrise 2012 doch stetig im Sinkflug, so dass Ökonomen und Banken auf die drohende Gefahr einer Inflation und negative Auswirkungen für Sparer und Anleger hinwiesen.

Auch nach Meinung der Deutschen Verbraucher ist der Zinssatz in Deutschland zu niedrig. Das gaben knapp die Hälfte (49%) der Befragten einer Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos an. Ein Viertel der Befragten (23%) empfindet die Zinsen generell als zu hoch, einer von zehn (13%) denkt sie wären genau richtig und ebenfalls einer von zehn (14%) gab an, es nicht zu wissen.

Quelle: Ipsos
Quelle: Ipsos

Zwei Drittel der Deutschen befürchten Nachteile für Sparer

Durch die niedrigen Zinsen hätten Deutschlands Sparer Nachteile, befürchten zwei Drittel (67%) der deutschen Verbraucher laut der Ipsos Studie. Der Aussage, dass hohe Zinsen schlecht für die Wirtschaft seien, stimmt ein Drittel (32%) der Deutschen zu. Vier von zehn (42%) Befragten würden das nicht sagen, 27 Prozent konnten dazu keine Einschätzung geben.
In den nächsten 12 Monaten erwarten die Deutschen keine große Veränderung in der Zinsgestaltung. Vier von zehn Befragte (44%) gaben an, die Zinsen würden in den nächsten zwölf Monaten nach ihrer Einschätzung gleichbleiben. Mit einem Anstieg rechnet ein Viertel (27%), dass die Zinsen weiter fallen glaubt einer von zehn (15%).

Sechs von zehn Deutschen hatten keine persönlichen Vorteile von Niedrigzinsen

In Zeiten von Niedrigzinsen werden auch die Kredite günstig. Nichtsdestotrotz gaben sechs von zehn (60%) deutschen Verbrauchern an, die in Deutschland herrschenden Zinssätze hätten ihnen keine persönlichen Vorteile gebracht. Nur einer von zehn (16%) Befragten hat in den letzten Jahren die niedrigen Zinsen ausgenutzt und Vorteile daraus gezogen. Ein Viertel (25%) konnte diese Frage nicht einschätzen.

Dr. Robert Grimm, Associate Director Ipsos Public Affairs, schätzt ein: „Die Niedrigzinspolitik der EZB hat ohne Zweifel eine starke Auswirkung auf die deutsche Gesellschaft. Sie hat das Sparverhalten der Deutschen nachhaltig verändert. Zudem wird sie mit dafür verantwortlich gemacht, dass die Preise von Immobilen für viele zwar erschwinglicher, aber gerade in den Ballungsgebieten in den vergangenen Jahren stark angestiegen sind. Letzteres ist auch Grund für Spannungen im Wohnungsmarkt und führt zu neuen sozialen Konflikten. Die Verärgerung deutscher Sparer trägt wohl auch zu dem wachsenden Zuspruch der euroskeptischen Alternative für Deutschland bei.”

Steckbrief:

Diese Ergebnisse stammen aus einer Ipsos Global@dvisor Studie, die zwischen dem 20. Mai und 3. Juni 2016 durchgeführt wurde. Für die Studie wurde eine internationale Stichprobe von 17.026 Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren in den USA und Kanada und zwischen 16 und 64 Jahren in allen anderen Ländern befragt. Insgesamt wurde die Studie in 24 Ländern durchgeführt: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malta, Mexiko, Peru, Polen, Russland, Schweden, Südafrika, Südkorea, Spanien, Türkei, Ungarn, USA. Pro Land wurden ca. 1000 Personen über das Ipsos Online Panel befragt, mit der Ausnahme von Argentinien, Belgien, Indien, Malta, Mexiko, Peru, Polen, Russland, Schweden, Südafrika, Südkorea, Türkei und Ungarn, wo jeweils ca. 500 Personen befragt wurden. Die Daten wurden anhand der jeweils aktuellsten Zensusdaten nach demographischen Merkmalen gewichtet, um eine Annäherung an die Grundgesamtheit zu gewährleisten.

Quelle: Ipsos

Veröffentlicht von:

Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou ist Mitglied in der MiNa-Redaktion und schreibt über Wirtschaftsverbände, Macher im Mittelstand, Produkte + Dienstleistungen, Digitale Wirtschaft und Familienunternehmer.
Mail: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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