Exzellenz und Individualität lassen sich nicht digitalisieren
Premium bleibt analog

Die Digitalisierung ist übergriffig und tödlich. Sie tötet Individualität, Exzellenz und Intellekt. Sie tötet die Noblesse und letztlich jede Art von Kultur.
Ich mache vieles noch analog. Und ich finde das auch gut und richtig. Was wirklich premium, exzellent oder individuell ist, lässt sich nicht wirklich digitalisieren. Was digital ist, was sich extrem skalieren lässt, ist immer irgendwie beliebig, auf Masse ausgelegt. Es ist für jeden verfügbar. Und es ist übergriffig, weil einem Prozesse oktroyiert werden – immer nach dem Motto: so oder gar nicht.
Ein Tool installieren kann jeder, Klasse beweisen nicht
Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden. Natürlich sind E-Mails ein Fortschritt gegenüber der Postkutsche, und selbstverständlich ist es praktisch, mit dem Handy bezahlen zu können und online zu shoppen.
Aber wo unterscheidet man sich dann noch? Irgendein Tool installieren kann schließlich jeder. Die Digitalisierung an sich ist kein Unterscheidungsmerkmal, mit dem man sich abgrenzen kann. Digitale oder KI-gesteuerte Prozesse begegnen einem an jeder Ecke. Echtes Handwerk, neue Gedanken, inspirierende Services jedoch nicht. Sie bleiben selten. Und was selten ist, ist wertvoll.
Unsitte Online-Terminkalender
Es macht für mich nicht nur emotional einen Unterschied, ob ich MEINEN persönlichen Termin mit einem für mich wichtigen Menschen vereinbare oder ob ich diesen über einen Online-Kalender buche, auf dem letztlich jeder einen Termin bekommen kann. Der Termin wird beliebig, Zeit zur Ware, die Begegnung zum Tauschgeschäft. Das ist nahe an der Prostitution. Rein, raus, erledigt, der nächste bitte. Das ist nicht mein Anspruch an die Qualität, die ich mit Zeit verbinde. Ich habe deswegen keinen Online-Kalender auf meiner Website und lehne das auch kategorisch ab.
Schnöder Datensatz statt schickem Briefpapier
Oder die E-Rechnung: Weshalb gibt man sich als Unternehmen noch Mühe, ein edles Briefpapier zu designen, sich Gedanken über (s)eine Marke zu machen und auf feine Gestaltungen wert zu legen, wenn am Ende alles zu einem schnöden Datensatz verkommt? Korrespondenz ist im Geschäftsleben auch Ausdruck einer Business-Philosophie und einer Wertehaltung. Wie formuliert man, wie sind optische und haptische Anmut? Das war früher relevant. Heute interessiert es kaum noch jemanden. Rechtschreibfehler: egal. Inhalt: irrelevant solange es formal genügt. Im schlimmsten Fall ist halt die KI schuld, selbst nachdenken und sinnieren wird eh überwertet.
Nur wenig Refugien des Stils
Werden demnächst Einladungen zu Black Tie Veranstaltungen per WhatsApp verschickt? Selbst hier sind persönliche Einladungen auf Büttenpapier aus der Mode gekommen. Nur noch sehr wenige echte Refugien, in der Regel Members only oder Privacy Clubs, achten auf so etwas und schicken tatsächlich hochwertige Einladungen oder Präsente. Es gibt außerhalb dieser Refugien keine Unterscheidung mehr: jeder Vortrag, jeder Event verkommt so zum Massenauflauf. Ich gehe kaum irgendwo hin, wo ich nicht höchstpersönlich individuell eingeladen werde. Ich möchte nicht irgendwer 08/15 sein.
Weniger Service, steigende Preise
Überall werden individuelle Services heruntergeschraubt zugunsten von Masse, schnell und „billig“, wobei wirklich billiger wird es trotzdem nicht. Der Kunde macht die Arbeit, Personal wird gespart, der Anbieter macht den Gewinn. Nicht mein Anspruch.
Bei mir kann sich weiterhin jeder darauf verlassen: Es ist persönlich erdacht und gefertigt.
Autorenprofil:
Falk S. Al-Omary ist MiNa-Kolumnist und vertritt wahlweise als Interim Manager, als externe Stabstelle oder als Spindoctor die Interessen anspruchsvoller Auftraggeber und Premium-Anbieter verschiedener Branchen gegenüber Medien, Verlagen und Journalisten sowie Politik, Meinungsbildnern und Verwaltungen. Er agiert vielschichtig, facettenreich und detailorientiert in der Unternehmenskommunikation, durchsetzungsstark bei der Platzierung unternehmensrelevanter Ziele, Meinungen und Themen, nachhaltig im Markenaufbau und in der Markenführung, strategisch im Reputationsmanagement und maximal wirtschaftlich und effektiv beim Einkauf externer Agentur-, Media- und Marketingleistungen. Zu seinem Portfolio gehören klassische PR, Krisen-PR, Public Affairs, Kampagne-Management, Issue Management, Agenda Setting, CEO-Kommunikation sowie die strategische Markenentwicklung, operative Markenführung und ergebnisorientierte Markenrepräsentanz. Als Profi rund um die Themen Politik, PR, Medien, Marken und Marketing übernimmt Falk S. Al-Omary in Unternehmen wahlweise die Funktion des Pressesprechers, des Head of Communications, des Head of Political Relations, des Leiters einer Unternehmensrepräsentanz, des CCO oder des CMO.