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Finanzierung: Warteschleife bei Bankkrediten bremst Erfolg des Mittelstands

Frankfurt – Wenn mittelständische Unternehmen eine Finanzierung benötigen, dann meist sehr schnell: So sind etwa bei Betriebsmittelkrediten 87 Prozent der Firmen auf eine Finanzierungszusage binnen maximal eines Monats angewiesen. 15 Prozent benötigen die Entscheidung regelmäßig sogar in höchstens einer Woche. Entsprechend ist die rasche Kreditzusage für 94 Prozent der Unternehmen ein Top-Kriterium. Das stellt die Banken mit ihren Abläufen, gesetzlich vorgeschriebenen Regularien und Dienstwegen vor erhebliche Herausforderungen – die sie nicht immer meistern können. Das ergab der bereits zum dritten Mal vom digitalen Mittelstandsfinanzierer creditshelf erhobene „Finanzierungsmonitor”. Für die Studie wurden zusammen mit der TU Darmstadt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt.

Finanzierung: Warteschleife bei Bankkrediten bremst Erfolg des Mittelstands
Quelle: creditshelf GmbH/Thöring & Stuhr

Nur 37 Prozent der Banken und Sparkassen erfüllen aktuell die Erwartungen der Kreditnehmer in Sachen Geschwindigkeit voll – Tendenz sinkend. Denn waren 2016 immerhin noch 81 Prozent der Betriebe mit der Dauer der Entscheidungsprozesse zumindest eher zufrieden, sank dieser Wert ein Jahr später auf nur noch 73 Prozent und rutschte in diesem Jahr auf 70 Prozent ab. „Die langen Wartezeiten bei der Kreditvergabe bringen den Mittelstand in eine paradoxe Situation: Volle Auftragsbücher werden plötzlich zum Sorgenkind, wenn die Vorfinanzierung dafür fehlt, um diese Aufträge auch abzuarbeiten”, beschreibt creditshelf-Geschäftsführer Dr. Daniel Bartsch die missliche Lage vieler Betriebe.

Es drohen Lieferverzögerungen oder sogar Ausfälle, denn Bankkredite sind für mittelständische Unternehmen eine entscheidende Säule in der Vorfinanzierung. Deutlich weniger als die Hälfte verzichtet auf solche Darlehen oder nimmt sie nur im geringen Umfang von bis zu 25 Prozent des Betriebsmittelwerts in Anspruch. Lässt also die Kreditfinanzierung zu lange auf sich warten, können Betriebe schlichtweg nicht ihren Verpflichtungen nachkommen. Waren werden verspätet ausgeliefert oder schlimmstenfalls überhaupt nicht. „Dann droht wirtschaftlicher Schaden über Vertragsstrafen und Zahlungsverzögerungen. Und ob die Kunden langfristig Verständnis haben werden für solche Finanzierungsschwierigkeiten, ist höchst zweifelhaft”, so creditshelf-Gründer Bartsch.

Oft ist der Weg zur Kreditzusage nicht nur mit langen Wartezeiten verbunden, sondern auch mit hohen bürokratischen Hürden. Das fällt gerade für kleinere Unternehmen ins Gewicht, binden langwierige und umfangreiche Beantragungsprozesse doch zusätzlich Ressourcen in der Administration. Vier von zehn Mittelständlern beschreiben die Betriebsmittelfinanzierung über die Hausbank als kompliziert. Auch hier gibt es eine klare Verschlechterung seit 2016, als nur ein Viertel über überbordende Bürokratie klagte.

Trotz oft langjähriger Vertrauensverhältnisse, die Unzufriedenheit des deutschen Mittelstandes mit den Hausbanken wächst. Entsprechend steigt die Bereitschaft, sich nach alternativen Finanzierungswegen wie Online-Plattformen umzusehen. Schon jetzt stoßen diese Angebote auf entsprechendes Interesse. Für 78 Prozent der Unternehmen würden unkomplizierte Verfahren den Ausschlag zur Nutzung gebe, bei 56 Prozent könnten die Fintechs mit Geschwindigkeit punkten.

Quelle: creditshelf GmbH/Thöring & Stuhr

Veröffentlicht von:

Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou ist Mitglied in der MiNa-Redaktion und schreibt über Wirtschaftsverbände, Macher im Mittelstand, Produkte + Dienstleistungen, Digitale Wirtschaft und Familienunternehmer.
Mail: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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