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999,9: Feingehalt auf der Spur

Was bedeuten die Stempel auf Silberprodukten?

Rheinstetten – Beim Kauf von Silberschmuck fällt auf, dass Ringe, Ketten sowie Armbänder unterschiedliche Stempel beziehungsweise Punzierungen aufweisen. Daran lässt sich sofort erkennen, welcher Silberreingehalt im Produkt steckt oder stecken sollte. „Doch nicht nur in der Schmuckbranche gilt diese Bestempelung als essenzielle Größe“, betont Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG-Edelmetall-Service GmbH & Co. KG. „Auch bei Investmentprodukten sowie in der industriellen Verarbeitung kommt Silber mit unterschiedlichen Feingehaltsstufen zum Einsatz.“ Doch was bedeuten die Zahlen auf den verschiedenen Produkten tatsächlich?

Bildquelle_ESG -  Edelmetall-Service GmbH & Co. KG
Bildquelle_ESG – Edelmetall-Service GmbH & Co. KG

Silber: der feine Unterschied

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Bei Silberschmuck oder -besteck gibt es eine Vielzahl an Abstufungen des Silberfeingehalts, die üblicherweise von 800er- bis 925er-Silber – auch Sterlingsilber genannt – reichen. Alle Ziffern weisen auf den prozentualen Anteil des Edelmetalls hin. So steht beispielsweise die Zahl 999,0 für einen Silberanteil von 99,90 Prozent. Die restlichen 0,1 Prozent setzen sich aus anderen, unedlen Metallen oder Verunreinigungen zusammen, die entweder nachträglich hinzulegiert oder bei der Raffination gar nicht erst herausgefiltert wurden. Generell gilt: Je höher der reine Silbergehalt, desto wertvoller der Materialwert des Produktes. Wie in der Investmentbranche – also in Form von Münzen oder Barren – spielt der Silberfeingehalt hier also ausschließlich für die Preiskalkulation eine wichtige Rolle. „Anders verhält es sich im Anwendungsbereich der industriellen Verarbeitung. Denn die Norm für elektronische Bauteile schreibt einen möglichst geringen Schadstoffgehalt vor, sodass Silber hier mit einem noch höheren Feingehalt von 999,9, also 99,99 Prozent, zur Anwendung kommt“, betont Edelmetallexperte Dominik Lochmann.

Recycling: ein ewiger Silberkreislauf?

„Durch Recyclingvorgänge lässt sich Silber nach dem Einschmelzen vom Anwendungsbereich der Schmuck- und Investmentbranche wieder in die Materialindustrie umsiedeln“, weiß Dominik Lochmann. „Wenn nun Schmucksilber oder 999,0er-Barren wieder verkauft und zu industriellen Verarbeitungsprozessen genutzt werden sollen, müssen diese aufgrund der unterschiedlichen Feingehaltsrichtlinien erst erneut in einer Scheideanstalt raffiniert werden. Erst dann entspricht das Silber den dort gültigen Feingehaltsanforderungen und ist garantiert störstofffrei.“

Hersteller reagieren

Im Moment ist die Investmentnachfrage für Silberprodukte sehr hoch: Jeder von Banken oder Edelmetallhändlern zurückgekaufte Barren lässt sich sofort wieder an Investoren weiterverkaufen – sofern er sich noch in einem handelsfähigen Zustand befindet. „Doch sollte sich der Markt eines Tages drehen und es fließen mehr Investmentbarren zurück, als wieder an Anleger verkauft werden können, müssen Hersteller reagieren, um den Industrieabnehmern einen höheren Feingehalt ohne Störstoffe garantieren zu können“, betont Dominik Lochmann. „Die Barrenproduzenten stellen deshalb langsam auf Feinstsilberbarren mit einem Feingehalt von mindestens 999,9 um, damit die Barrenrückläufer später dann wieder direkt in der Industrie eingesetzt werden können.“

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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