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Value Investing – So funktioniert wertorientiertes Anlegen

Artikel verfasst von: Daniel Klein

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Bildquelle: pixabay.com Nutzer: stevepb.

Das Prinzip des Value Investing (wertorientiertes Anlegen) wurde vom Wirtschaftswissenschaftler und Investor Benjamin Graham (1894–1976) gemeinsam mit David Dodd (1895 – 1988) bereits 1934 im Buch „Security Analysis“, das bis heute als Standardwerk des Value Investing gilt, vorgestellt. Die wohl bekanntesten Value Investoren heute sind Warren Buffett und Peter Lynch, die das Konzept in ihren Büchern um weitere qualitative Faktoren zur Ermittlung des fairen Unternehmenswertes ergänzt haben.

Inzwischen können auch Privatanleger zum Beispiel mit dem ACATIS GANÉ Value Event Fonds ihr Geld beim wertorientierten Anlegen investieren. Doch wie unterscheidet sich Value Investing vom spekulativen Börsenhandel und wie identifizieren Analysten entsprechende Unternehmen?

Die Value-Investing-Strategie

Beim Value Investing werden im Gegensatz zum üblichen Börsenhandel, bei dem Aktien nur ein kurzfristiges Spekulationsobjekt sind, Aktien wieder in ihrer ursprünglichen Form als verbriefte Anteile an einem Unternehmen, von dessen Wachstum und Kapital Anteilseigner langfristig profitieren können, gesehen. Die Bewertung von Unternehmen erfolgt zum Beispiel anhand der folgenden Kriterien:

  • Ist die derzeitige wirtschaftliche Verfassung des Unternehmens sehr gut?
  • Erlaubt die Wettbewerbsposition des Unternehmens auch in Zukunft eine positive Entwicklung?
  • Wird das Unternehmen von aufrichtigen Managern, die wie Unternehmer handeln, geführt?
  • Liegt der Kaufpreis der Aktie deutlich unter dem inneren Wert?

Erfüllt ein Unternehmen diese Kriterien, ist es mit einer Investition wahrscheinlich eine überdurchschnittlich hohe Rendite erzielbar. Außerdem können beim Value Investing auch Sondersituationen lukrative Investitionsmöglichkeiten bieten, wenn gewisse Kriterien stark ausgeprägt sind. Dies ist unter anderem bei Substanzspekulationen oder stark unterbewerteten Turn-around-Kandidaten möglich.

Die wirtschaftliche Verfassung

Die wirtschaftliche Verfassung eines Unternehmens ist der erste und wohl wichtigste Faktor, den Analysten beim Value Investing betrachten. Es sollen Unternehmen identifiziert werden, die profitabel sind und ihre Umsätze und Gewinne über einen langen Zeitraum kontinuierlich steigern können. Damit auch eine eventuelle Schwächeperiode überstanden werden kann, sollte sich das Unternehmen in einer guten finanziellen Situation befinden, also keine oder nur geringe Schulden haben und ausreichend hohe liquide Mittel besitzen.

Die Wettbewerbsposition

Ist die wirtschaftliche Verfassung positiv, wird im nächsten Schritt die Wettbewerbsposition bewertet. Es wird dabei geprüft, ob das Unternehmen sich gegen Mitbewerber durchsetzen konnte und ob eine eventuell vorhandene überlegene Position sehr wahrscheinlich auch in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Ein klares Indiz dafür ist eine seit Jahren erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Außerdem prüfen die Analysten, ob das Unternehmen auch in den kommenden Jahren das Potenzial für weiteres Wachstum hat. Anzeichen dafür sind eine steigende Nachfrage nach den Produkten sowie die Möglichkeit des Unternehmens, die Produktion und den Absatz weiter auszubauen.

Das Management

Anschließend werden auch die Eigentümer oder der Vorstand sowie das Management des Unternehmens bewertet. Beim Value Investing ist es das Ziel, in Unternehmen zu investieren, deren Management ausführlich und ehrlich über die aktuelle Situation informiert. Überdies soll die Prüfung sicherstellen, dass auch zukünftige Entscheidungen im wohlverstandenen Interesse durchgeführt werden. Dies ist bei vielen Unternehmen leider nicht der Fall, weil Vorstände aufgrund ihres Rufs und eventueller Bonuszahlungen versuchen, die Geschäftslage positiver darstellen als sie tatsächlich ist. Erkennbar ist das unter anderem an zu optimistischen Planzahlen, einer sehr aggressiven Bilanzpolitik oder übertrieben positiven Aussagen in Geschäftsberichten und Ad-hoc-Mitteilungen. Als zentraler Maßstab zur Bewertung des Managements gilt beim Value Investing aber dessen Eigentümer-Orientierung, die sicherstellen soll, dass das investierte Kapital effizient eingesetzt wird. Umsatz- und Marktanteilswachstum reichen für die Bewertung nicht aus. Stattdessen müssen auch Investitions- und Akquisitionsentscheidungen berücksichtigt werden.

Der innere Wert

Das letzte zentrale Bewertungskriterien ist der innere Wert eines Unternehmens. Auch wenn die wirtschaftliche Verfassung, die Wettbewerbsposition und das Management positiv eingeschätzt werden, wird beim Value Investing eine Investition nur dann durchgeführt, wenn die Anteile des Unternehmens nicht überbewertet sind. Theoretisch lässt sich der innere Wert anhand des Discounted Free Cashflow (DFCF), bei dem die zukünftigen Cashflows geschätzt und auf eine vergleichbaren Alternativanlage auf die Gegenwart abgezinst werden, ermitteln.

In der Praxis liefert diese Bewertungsmethode jedoch häufig Ergebnisse, die zwar genau erscheinen, aber so nicht eintreten. Erfahrene Analysten konzentrieren sich bei der Bewertung des inneren Werts stattdessen auf die Abschätzung von Umsatz- und Gewinnprognosen. Ausreichend sind dafür meist statische Kennzahlen wie FCF-Rendite, KGV, KUV und Dividendenrendite. Dank der beim Value Investing stets eingepreisten Sicherheitsmarge ist auch bei einem leichten Unterschreiten dieser Schätzung eine hohe Rendite möglich.

Nachhaltigkeit und Ausschlusskriterien

Neben der wirtschaftlichen Kriterien berücksichtigen viele Value Investoren inzwischen auch die Nachhaltigkeit des Unternehmens. Die Analysten betrachten deshalb, nachdem im Auswahlprozess betriebswirtschaftliche Kriterien wie Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit, Rentabilität, Preissetzungsmacht, Wachstumsperspektiven und Bilanzqualität positiv bewertet wurden, die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien. Dies erfolgt in des Praxis häufig anhand den 17 UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals).

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Bildquelle: Vereinte Nationen

Außerdem gibt es bei vielen Fonds noch Ausschlusskriterien, die dafür sorgen, dass in moralisch fragwürdige Unternehmen wie zum Beispiel Hersteller von Kriegswaffen nicht investiert wird. Value Investing ist also eine ausgezeichnete Anlagemöglichkeit für Investoren, die neben einer hohen Rendite auch Wert auf die Nachhaltigkeit und die sozialen Folgen ihren Investitionen legen.

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