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Siemens streicht 2000 Stellen in Deutschland – Vor allem Bayern betroffen – Scharfe Kritik von Gewerkschaft und Betriebsrat

Erlangen/Bad Neustadt. Der Technologiekonzern Siemens will in Deutschland rund 2000 Stellen abbauen. Die Streichungen erfolgen vor allem an den bayerischen Standorten Bad Neustadt (Saale) und Erlangen, wie der Konzern am Donnerstag in Erlangen mitteilte. Betriebsbedingte Kündigungen sollen allerdings vermieden werden. Der Betriebsrat und die IG Metall kritisierten die Pläne scharf und verwiesen auf den erst am Dienstag bekanntgegebenen hohen Gewinn für das erste Quartal.

In Bad Neustadt, wo Siemens Niederspannungsmotoren herstellt, sollen bis 2012 rund 840 der knapp über 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Produktion soll vor allem am Standort Mohelnice in der Tschechischen Republik konzentriert werden. In Erlangen, wo die Elektronik für die Motoren gefertigt wird, sollen 300 Stellen wegfallen. Darüber hinaus ist der Abbau von 850 Arbeitsplätze im Bereich Industry Solutions an verschiedenen Standorten in Deutschland geplant. Hier baut Siemens Anlagen für die Stahl-, Zement- und Papierbranche. Doch wegen des schwachen Geschäfts gibt es auch hier Überkapazitäten.

Siemens begründete den Abbau mit einer Reduzierung der Fertigungskapazitäten aufgrund rückläufiger Aufträge in wichtigen Absatzmärkten, wie dem Maschinenbau. Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern sollen unverzüglich aufgenommen werden. Vorstandsvorsitzender Peter Löscher hatte einen Stellenabbau bereits am Dienstag auf der Hauptversammlung in München angekündigt, nachdem der Konzern zuvor für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2009 einen überraschend stark gestiegenen Gewinn auf 1,5 Milliarden Euro bekanntgegeben hat.

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Die IG Metall kritisierte die Arbeitsplatzverluste angesichts des Rekordergebnisses im ersten Quartal 2010 als einfallslos und unnötig. «Stellenabbau und Standortschließungen sind weder intelligent noch verantwortungsvoll und passen nicht zum größten Technologiekonzern in Deutschland», sagte Gewerkschafterin Sibylle Wankel, die Mitglied im Siemens-Aufsichtsratsmitglied ist.

Der Siemens-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler kritisierte, die Trennung von Geschäftsbereichen passe nicht zur vom Vorstand erwogenen Anhebung der Prognosen für das Gesamtjahr. «Die imageträchtig skizzierte strahlende Zukunft verwirklicht Siemens nicht, indem man ständig Beschäftigte vor eine ungewisse Perspektive stellt. Solche Ziele erreicht man nur mit einer motivierten Belegschaft, die nicht fortwährend an irgendeiner Ecke verkleinert wird», sagte Adler.

Der Münchner DAX-Konzern sieht auch im Ausland Anpassungsbedarf beim Personal. Doch sei man «weit weg von in der Presse genannten Zahlen von 10 000 Stellen», sagte Vorstandsmitglied Heinrich Hiesinger. Derzeit arbeiten bei Siemens rund 402 000 Menschen, davon etwa 128 000 in Deutschland. Bereits im vergangenen Jahr hatte Siemens weltweit 22 000 Stellen abgebaut.

ddp.djn/rab/mbr

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