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Europäische Ratingagentur steht auf der Kippe

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Finanzielle Unterstützung fehlt – Bundesregierung plädiert für Gegengewicht zu US-Agenturen

Berlin/München (dapd). Die Gründung einer europäischen Ratingagentur droht zu scheitern. Bisher gibt es zu wenig Investoren für das Projekt, wie eine Sprecherin der Beraterfirma Roland Berger am Montag in München sagte. Vom Tisch sei das Thema aber keineswegs, fügte die Sprecherin hinzu. Die „Financial Times Deutschland“ hatte berichtet, die Beraterfirma glaube nicht mehr daran, das Startkapital von 300 Millionen Euro zusammenzubekommen. Gegenwind habe es von Großbanken und der Industrie gegeben.

Roland Berger halte das Projekt „nach wie vor für richtig und wünschenswert“, sagte die Sprecherin. Aber es könne nur aufgehen, „wenn die Industrie es sich zu eigen macht und selbst die Agentur gründet und finanziert“. Die Gespräche dazu liefen weiter. Markus Krall, Partner von Roland Berger, hatte ein Stiftungsmodell entwickelt, bei dem 30 Investoren aus der Finanzbranche jeweils zehn Millionen Euro Startkapital beisteuern sollten.

Bundesregierung setzt weiter auf das Projekt

Die Bundesregierung hofft weiter auf eine eigene europäische Ratingagentur. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) begrüßte, dass die Investorengespräche fortgeführt würden. Die Gründung einer europäischen Ratingagentur als Gegengewicht zu den großen US-Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch könne aber nicht von der Politik verordnet werden, sagte Rösler. Der FDP-Chef sprach sich für „kluge Regulierungsmaßnahmen und ein Mehr an Wettbewerb“ aus.

Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte: „Es wäre bedauerlich, wenn dieses Projekt tatsächlich nicht zustande käme.“ Mehr Wettbewerb auf dem Ratingmarkt wäre zu begrüßen, der Vorstoß dazu müsse aber aus der Privatwirtschaft kommen. „Eine staatliche Beteiligung dazu wird nicht zu irgendeiner Form von Glaubwürdigkeit führen“, sagte Seibert.

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, sieht die Bundesregierung in der Pflicht: „Bei nahezu jedem Aufflackern der Krise hat Schwarz-Gelb die Notwendigkeit einer europäischen Ratingagentur beschworen. Doch jetzt schaut die Bundesregierung tatenlos zu, während die entsprechende Initiative von Roland Berger zu scheitern droht.“ Wenn es der Bundesregierung mit einer europäischen Ratingagentur wirklich ernst wäre, müsste sie jetzt endlich selbst aktiv werden und die Zügel in die Hand nehmen, forderte Schick.

Creditreform sieht hohe Hürden für neue Ratingagentur

Deutsche Großbanken sind laut „Financial Times Deutschland“ nicht bereit, die Ratingagentur mit zu finanzieren. Commerzbank-Chef Martin Blessing habe sich über das Projekt sogar lustig gemacht. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann habe die Idee einer europäischen Ratingagentur zwar begrüßt. Allerdings sei auch er nicht bereit gewesen, zehn Millionen Euro beizusteuern.

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform gibt einer neuen europäischen Ratingagentur wenig Chancen. Jede Ratingagentur lebe vom Vertrauen der Investoren in ihre Aussagen, sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rödl. „Das Vertrauen kann ich nicht aus dem Boden stampfen“, betonte er. Von daher sei eine Neugründung, wie sie Roland Berger versuche, eine sehr schwierige Angelegenheit.
Creditreform spreche mit drei Partnern in Bulgarien, Italien und Spanien über einen europäischen Verbund von Ratingagenturen, sagte Rödl. 2011 erwirtschaftete die Auskunftei mit Ratings 6,5 Millionen Euro oder gut ein Prozent ihres Jahresumsatzes.

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