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Gründet IT-Unternehmen – aber richtig!

Immer weniger IT-Experten wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Kein Wunder: Offizielle Studien belegen, dass nur jedes zehnte Startup langfristig erfolgreich ist. Welche Fehler die Jungunternehmer begehen und wie sie sich davor schützen bzw. im Krisenfall richtig handeln können, erläutert Professor Lucas F. Flöther, einer der führenden deutschen Sanierungsexperten.

Prof. Dr. Lucas F. Flöther, Kanzlei Flöther und Wissing - Quelle: Kanzlei „Flöther & Wissing"
Prof. Dr. Lucas F. Flöther, Kanzlei Flöther und Wissing – Quelle: Kanzlei „Flöther & Wissing”

Mehr als die Hälfte aller Startups in Deutschland kommt aus der Digitalbranche. Die meisten Neugründungen sind dem Bereich SaaS (15,3 Prozent) zuzuordnen, gefolgt von den Segmenten E-Commerce (10,1 Prozent) und IT/Softwareentwicklungen (8,6 Prozent). Wenig überraschend, schließlich gelten IT-Startups mit ihren Technologien und Entwicklungen als hoch innovativ. Dennoch ist die „Kultur des Scheiterns“ auch in der IT-Startup-Szene allgegenwärtig: „Das Scheitern von Startups kann viele Gründe haben“, betont Prof. Dr. Lucas F. Flöther, Sanierungsexperte und Insolvenzverwalter. „Meist liegt es daran, dass wesentliche Prinzipien missachtet werden, die für den langfristigen Erfolg entscheidend sind.“

Laut DIHK-Gründungsreport 2016 ist das nachlassende Gründungsinteresse auch ein Spiegelbild der guten Konjunktur. Fähige junge Menschen finden zu Zeiten des Fachkräftemangels schnell einen Job, wollen lieber Beamter statt Unternehmer werden. Flöther sieht darin ein Risiko für die Volkswirtschaft: „Diese Entwicklung ist fatal: Leisten doch innovative Ideen und Technologien einen entscheidenden Beitrag, damit die deutsche Wirtschaft an Dynamik gewinnt.“ Laut Zukunftsatlas 2016 sind besonders IT-Gründungen für das digitale Ökosystem von Regionen entscheidend. So schaffen Gründer der Digitalbranche nicht nur Tausende Arbeitsplätze in Deutschland, sie tragen auch maßgeblich zum Gelingen der digitalen Transformation bei. Digitalisierung und Innovationsfähigkeit stehen somit in engem Zusammenhang. „Als Insolvenzverwalter sehe ich immer wieder, dass eine gute Idee allein nicht ausreicht“, ergänzt Flöther. „Unternehmer brauchen auch ein solides finanzielles Fundament, betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Branchen-Know-how, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein. Wer dann doch in Schieflage gerät, sollte darauf vorbereitet sein.“

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High Tech-Startups bewegen sich in einem volatilen Umfeld. Alle 20 Stunden wird ein IT-Unternehmen in Deutschland gegründet, entsprechend groß ist die Konkurrenz. Gründer sollten sich deshalb fragen: Bringt meine Idee einen wirklichen Zusatznutzen, der für den Kunden einzigartig ist? „Wenn Nutzer sagen, die Idee ist ganz nett, aber kaufen würde ich sie nicht, hat man nichts gewonnen“, so Flöther. „Damit sich ein IT-Unternehmen etablieren kann, müssen zudem Märkte adressiert werden, die ausreichend groß sind.“ Das heißt: Lösen Startups ein Problem am Markt, das nicht als solches wahrgenommen wird, ist das Scheitern vorprogrammiert.

Finanzierung als Hindernis

2,4 Millionen Euro frisches Kapital: Diese Summe benötigen IT-Startups im Schnitt in den kommenden zwei Jahren, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken. Gerade High-Tech-Startups müssen anfangs große Investitionen tätigen und machen somit zwangsläufig erst mal Verluste. Das Problem: Bis eine Finanzierung zustande kommt, dauert es in der Regel Monate. Rund 55 Prozent der Jungunternehmer fühlen sich von den langwierigen Finanzierungsrunden abgeschreckt, so das Ergebnis einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom. Nur jedes Dritte IT-Startup gab zudem an, in den nächsten 24 Monaten über ausreichend finanzielle Mittel zu verfügen. Grund dafür sind neben langen Finanzierungsrunden häufig auch grobe Kalkulationsfehler. Dabei ist es entscheidend, dass Unternehmer alle wichtigen Kennzahlen taggenau abrufen können. „Dies gilt insbesondere für alle Verbindlichkeiten und deren Fälligkeiten“, erklärt Flöther. „Dazu zählen allerdings nicht nur die Kreditoren aus der Offene-Posten-Liste wie z.B. Lieferanten. Auch die Höhe und Fristen von Zahlungen an Krankenkassen, das Finanzamt, Arbeitnehmer oder Banken sind entscheidend.“ Und: Besonders in der Anfangszeit muss das Ausfallrisiko von Kunden einkalkuliert werden.

Bei der Finanzierung spielen öffentliche Fördermittel für IT-Gründer eine wichtige Rolle. Aber auch Business Angels und Risikokapital-Geber gewinnen weiter an Bedeutung. Das Risiko: Solche kleinteiligen und informellen Investments sind häufig undurchschaubar; Risiken und Laufzeiten werden nicht hinreichend überblickt. „Ist erst mal ausreichend Kapital vorhanden, müssen Jungunternehmer langfristig planen“, erklärt der Sanierungsexperte. „Sobald die gute Konjunktur nachlässt, ist der negative Effekt auf Neugründer umso heftiger. Besonders dann, wenn sie über eine zu geringe Eigenkapitaldecke verfügen.“

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Die Auswahl der Mitarbeiter wird für IT-Startups oftmals zur Geduldsprobe: Laut Bitkom ist jedes vierte High Tech-Unternehmen vom Fachkräfte-Mangel betroffen. Zahlreiche Stellen in der Digitalbranche sind unbesetzt. Top-Programmierer und andere Digital-Experten werden von Konzernen abgeworben, für die jungen Gründer ist die Auswahl gering. Hinzu kommt, dass mehr als die Hälfte aller Jungunternehmen an internen Streitigkeiten scheitern, so die Berliner Startup Acadamy. Schließlich erfordert die Gründung eines Unternehmens enormen persönlichen und finanziellen Einsatz. Geschäftspartner müssen also bzgl. Strategien und Risiken an einem Strang ziehen. Das gilt nicht zuletzt für wirtschaftliche Krisen: „Eine Krise kann junge IT-Unternehmen schnell treffen“, berichtet Flöther aus seiner Berufspraxis. „Wer aber in guten Zeiten die eigene Finanz- und Marktsituation kritisch prüft und rechtzeitig entschlossen reagiert, kann auch in Krisen wieder auf die Beine kommen, ehe es zu spät ist.“

Die Ursachen für Krisen sind vielfältig: Zahlungsunfähigkeit bei Kunden oder Geschäftspartnern sowie Krankheiten oder Wirtschaftskrisen, aber auch eine unzureichende Unternehmensplanung, mangelhafte Unternehmensführung oder eine fehlerhafte Kalkulation. „Für Internet-Startups ist es deshalb besonders wichtig, langfristig zu denken“, so Flöther, der in seiner Karriere mehr als 1.000 Insolvenzverfahren betreut hat. „Ein guter Unternehmer weiß mehrere Monate im Voraus, dass z.B. ein Liquiditätsbedarf durch größere Investitionen, Darlehensrück- oder Steuerzahlungen ansteht.“ Erwirtschaftet ein Startup die ersten Überschüsse, gilt es dieses Geld langfristig im Unternehmen einzuplanen und Rücklagen zu bilden. Flöther warnt deshalb auch vor zu schnellem Wachstum. „Wachstum kostet Liquidität. Wer nur wachsen will um des Wachsens willen hat schnell ein existenzielles Problem, wenn die Eigenkapitalrücklagen gering sind.“ Häufig haben Jungunternehmer nur den Umsatz und weniger den Ertrag im Fokus. Das kann schnell Liquiditätsprobleme auslösen.

Schlittert ein IT-Gründer dennoch in die Insolvenz, muss das nicht das Ende sein. Im Gegenteil: Die Insolvenz kann sogar die unangenehmen Folgen einer finanziellen Katastrophe abwenden. Am Ende der Insolvenz kann nämlich die Entschuldung des Unternehmens stehen, sodass ein Neuanfang gewagt werden kann. Voraussetzung ist, frühzeitig zu reagieren: Wer trotz Zahlungsunfähigkeit die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens versäumt, begeht den Straftatbestand der Insolvenzverschleppung.

Lohnt sich das denn auch?

Studien sagen ganz klar: Ja. Der Deutschen Startup-Monitor hat herausgefunden, dass die Gründer von Startups deutlich zufriedener mit ihrer Lebenssituation sind als Angestellte. Selbst wenn das eigene Unternehmen aufgegeben werden müsse, würden mehr als 80 Prozent weiterhin einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen. Zwei Drittel der Befragten würden sogar ein neues Startup gründen. „Gründer, die zur richtigen Zeit mit der richtigen Idee auf den Markt treffen, haben große Chancen“, resümiert Flöther. „Wer darüber hinaus alle Risiken stets im Blick behält und rechtzeitig handelt, wird auch langfristig erfolgreich sein.“

Quelle: möller pr GmbH

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