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Finanzierungsmöglichkeiten für Existenzgründer und Selbstständige

Wer eine gute Geschäftsidee hat und sich selbstständig machen möchte, muss zunächst viele Hürden überwinden. Um eine neue Firma zu gründen, braucht man Startkapital. Alleine daran scheitern in Deutschland bereits viele Gründerinnen und Gründer. Selbstständige tun sich schwer, von der Bank einen Kredit zu bekommen, selbst wenn ihre Firma bereits zwei Jahre oder länger existiert. Für Existenzgründer ist dies fast unmöglich. Doch was kann ein Gründer tun, um an Kapital zu kommen und welche alternativen Möglichkeiten gibt es?

Voraussetzungen

Um als Existenzgründer überhaupt eine Chance auf einen Kredit zu haben, ist eine positive SCHUFA Grundvoraussetzung. Wenn Sie Ihren aktuellen SCHUFA-Score nicht kennen, sollten Sie als Erstes eine Selbstauskunft von der SCHUFA einholen. Existenzgründer mit negativer SCHUFA sollten nicht damit rechnen, von der Bank eine Zusage zu erhalten. Potentielle Kreditgeber möchten darüber hinaus wissen, in welcher Höhe Kapital benötigt wird, und welchen Teil der Summe der Antragsteller durch eigene Mittel bestreiten kann. Ein gewisses Eigenkapital sollte vorhanden sein, doch das alleine reicht in der Regel nicht aus. Ein guter Businessplan mit einer detaillierten Finanzplanung ist unabdingbar, wenn es um die Finanzierungsfrage geht. Je nach Höhe des Kapitalbedarfs gibt es unterschiedliche Optionen für Existenzgründer.

Quelle: 19605027 / Nyul / Fotolia
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Mikrokredite

Kleine Summen bis zu 25.000,-€ können über sog. Mikrokredite finanziert werden. Der 2010 gegründete Mikrokreditfonds Deutschland, den die GLS Gemeinschaftsbank im Auftrag der Bundesregierung aufgebaut hat, soll Existenzgründer und Selbstständige fördern, die nur einen relativ geringen Bedarf an Fremdkapital haben. In jedem Bundesland gibt es Förderbanken, bei denen solche Mikrodarlehen beantragt werden können. Mikrokredite können den Weg in die Selbstständigkeit ebnen und stellen eine sinnvolle Fremdfinanzierungsquelle für Existenzgründer dar. Von Nachteil sind jedoch relativ hohe Zinsen sowie die regelmäßige Nachweispflicht des Unternehmers, dass die Firma tragfähig und liquide ist, was mit einem erhöhten bürokratischen Aufwand verbunden ist.

KfW-StartGeld

Bei Summen ab 25.000,-€ bis zu 100.000,-€ kommt das sog. KfW-StartGeld in Frage. Dieses ist günstiger als ein Mikrokredit und für viele Gründer, aber auch Selbstständige und kleine Unternehmen, die die Gründungsphase schon hinter sich gelassen haben, die erste Anlaufstelle. Beantragt wird das KfW-StartGeld nicht direkt bei der KfW, sondern über seine Hausbank, die sich wiederum an die KfW wendet. Das Kreditausfallrisiko wird zu 80% von der KfW und zu 20% von der Hausbank getragen. Das KfW-StartGeld gibt es schon ab 2,07% eff. Jahreszins (Stand: August 2016) und kann für sämtliche Zwecke verwendet werden, die mit der Gründung oder dem Betrieb einer Firma in Zusammenhang stehen wie z.B. Investitionen oder Betriebsmittel. Das KfW-Start Geld sieht eine Anlaufphase von einem Jahr vor, d.h. die Rückzahlung des Darlehens beginnt erst ab dem zweiten Jahr. Auch Unternehmer ohne Eigenkapital haben eine Chance auf einen Förderkredit. Mit einer Eigenkapitalquote von 20% oder mehr können die Chancen jedoch deutlich erhöht werden. Doch nicht nur die Eigenkapitalquote spielt für die Bank eine wichtige Rolle. Als zukünftiger Unternehmer sollten Sie Ihre Geschäftsidee der Bank überzeugend darstellen können und einen durchdachten Businessplan mit einem fundierten Finanzplan vorbereitet haben. Die Bank möchte von Ihnen anhand des Finanzplans wissen, ob Sie in der Lage sind, das bewilligte Darlehen planmäßig zurückzuzahlen. Wenn Sie Ihre Bank davon überzeugen können, dass Ihr Vorhaben sehr erfolgversprechend ist und sich finanziell rechnet, haben Sie schon fast gewonnen. Wer von der Bank trotz gutem Businessplan abgelehnt wird, muss die Hoffnung aber noch nicht aufgeben. Die Digitalisierung des Finanzmarktes bringt immer wieder neue alternative Finanzierungsmöglichkeiten hervor.

Schwarmfinanzierung

Größere Summen Fremdkapital können Existenzgründer auf Crowdfunding-Plattformen bekommen. Das Geld kommt hier nicht von einer Bank, sondern von einer großen Masse an privaten und institutionellen Anlegern, der sog. „Crowd“. Je nach Art und Ausprägung der Schwarmfinanzierung erhalten die Kapitalgeber im Gegenzug für ihr Geld entweder eine Rendite in Form von Zinsen (Crowdlending), einen ideellen Gegenwert (Crowdfunding i.e.S.) oder Unternehmensanteile (Crowdinvesting). Das Crowdfunding ist mittlerweile für viele Start-Ups, KMU’s, Selbstständige und Freiberufler zu einer nicht mehr wegzudenkenden Fremdkapitalquelle geworden. Insbesondere in Zeiten des anhaltenden Niedrigzinsniveaus, in denen Banken bei der Kreditvergabe aufgrund von erheblichen Ertragseinbußen noch zurückhaltender geworden sind, stellen Crowdfunding-Plattformen eine willkommene Alternative zur Bank dar und gewähren kleinen Unternehmen und Selbstständigen weiterhin Zugang zum Fremdkapitalmarkt. Im Vergleich zum Bankkredit entfallen beim Crowdfunding zeitraubende Gesprächstermine mit dem Bankberater. Nicht ein Berater entscheidet, ob der Kredit bewilligt wird, sondern die Masse der Anleger auf der Plattform. Der komplette Prozess wird online abgewickelt und ist daher deutlich schneller und unbürokratischer. Wer nicht direkt auf der Crowdfunding-Plattform aktiv werden möchte, erhält auch auf Kreditportalen wie z.B. http://creditsun.de/ eine Finanzierung über die Crowd. Selbstständige, Freiberufler sowie kleine und mittelständische Unternehmen erhalten dank automatisierter Prozesse bereits innerhalb von 48 Stunden eine Kreditentscheidung. Die Auszahlung lässt in der Regel nur wenige Tage auf sich warten, sofern die Entscheidung positiv ausgefallen und der Antragsteller seine vollständigen Unterlagen direkt einreicht.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Existenzgründer brauchen bei der Suche nach einem Finanzierungspartner oft viel Durchhaltevermögen und einen langen Atem. Die meisten Banken stehen Existenzgründern aufgrund des erhöhten Risikos kritisch gegenüber. Doch wer sich mit einem ausgereiften Businessplan gut vorbereitet, nicht nach der ersten Absage schon das Handtuch wirft und sich ggf. nach Alternativen auf dem Markt umschaut, wird mit einem Förderkredit oder einer Crowdfinanzierung oft für seine Arbeit und Mühe belohnt. Die Praxis zeigt immer wieder, dass sich Entschlossenheit und Beharrlichkeit bei Jungunternehmern auszahlen.

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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