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Der Unterschied zwischen suchen und finden

Von Hans-Jürgen Bahde*

Der Computer hat uns im Laufe der Jahre immer besser unterstützt. Er hat immer mehr Bereiche abgedeckt, und seine Leistung ist, wie prognostiziert, unbeirrbar gestiegen: heute erledigt er die kompliziertesten Berechnungen im Nu, beantwortet unsere Suche in Datenbanken praktisch in Echtzeit und kommuniziert binnen Sekundenbruchteilen auf der ganzen Welt. Der Computer ist nicht nur unser bestes Werkzeug, sondern wird auch noch jeden Tag besser, auch in Zukunft. Der perfekte Assistent.

Aber die Zukunft ist immer nur so weit entfernt wie der nächste Atemzug, und viele fragen sich, wie diese Entwicklung fortschreiten wird: werden eine Finite-Elemente-Berechnung, eine SQL-Datenbankabfrage oder das Versenden einer E-Mail immer noch schneller werden? Werden wir einen noch perfekteren, und am Ende den perfektesten Assistenten haben?

Die Rolle des Computers wird sich verändern und einen Paradigmenwechsel einleiten. Er wird die Realität immer genauer abbilden, analysieren und visualisieren und sich vom reaktiven zum aktiven Werkzeug entwickeln. Wo wir heute noch Datensätze suchen müssen, um ein Ergebnis zu erhalten, wird er in Zukunft Dinge und Zusammenhänge finden, ohne dass wir danach fragen: die richtige Frage haben wir eben nicht immer parat.

Quelle: transtec
Quelle: transtec

Er wird uns nicht mehr assistieren, sondern beraten: „Der cw-Wert der Motorhaube wird verbessert, wenn dieser Radius zusammen mit diesem Winkel um diese Werte verändert werden. Das Design, das daraus resultiert, spricht die Zielgruppe besser an“, „der Markt wird bei Einführung des neuen geplanten High-end-Produkts bereits gesättigt sein und eher nach Low-end-Produkten verlangen“, „wenn der Kupferpreis um diesen Wert innerhalb diese Zeitraums steigt, lässt sich das Produkt nicht mehr verkaufen“.

Dieser Rollenwechsel von Assistenten zum Berater wird in den nächsten zehn Jahren stattfinden, glaubt man den einschlägigen – und möglicherweise auch etwas zu optimistischen – Vordenkern. Wie auch immer, diese Entwicklung wird ihn nicht umsonst geben: „There’s no such thing as a free lunch“. Wer, egal ob heute oder morgen, Innovation nutzen will, muss zweifach investieren: in fortschrittliche IT, die nicht immer billig ist, aber auch in Bildung. Er muss – manchmal mühsam – lernen, innovativ zu denken, und Innovation zu leben. Das eine geht ohne das andere nicht.

Wer diesen Weg nicht gehen will, wird nachmachen statt innovieren. Die Folgen in einem Markt, der immer globaler, immer schneller und immer unerbittlicher ist, sind absehbar, vor allem für den Mittelstand, der die Economies of Scale der Großen nicht nutzen kann.

Über Mittelstand und Innovation wurde schon viel gesagt, Gutes und weniger Gutes. Tatsache ist, dass lediglich 5 Prozent des deutschen Mittelstands High-Performance-Computing-Systeme nutzen. Damit, und das kann ich guten Gewissens prognostizieren, sehe ich eher düster für die künftige Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit dieser Betriebe.

* Hans-Jürgen Bahde ist Vorstand des HPC-Spezialisten transtec AG in Reutlingen

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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