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A.T. Kearney feiert sein 50jähriges Deutschland Jubiläum im Berliner Olympiastadion

Berlin/Düsseldorf – Vor 50 Jahren beginnen die Olympischen Spiele in Innsbruck, Willy Brandt, der spätere Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, wird Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei und in Moskau verliert Nikita Chruschtschow die Macht. Der Mensch erobert den Weltraum. Doch auf der Erde mitten hinein, von der Stadtchronik unbemerkt, eröffnet im Sommer 1964 A.T. Kearney in Düsseldorf das erste Büro außerhalb der USA. Aus diesem Anlass feiern 1.000 Mitarbeiter und Ehemalige am Samstag, 24. Mai 2014 im Berliner Olympiastadion, Anlässlich des Jubiläums spielen 20 Fußballteams aus der ganzen Welt um den A.T. Kearney World Soccer Cup. Dieser wurde zuletzt von Deutschland gewonnen. Das Stadion der Hauptstadt steht wie kein anderer Ort für internationale Spitzenleistung und ist der ideale Platz um die gemeinsamen Teamerfolge der vergangen 50 und den Auftakt für weitere 50 erfolgreiche Jahre zu feiern.

Quelle: A.T. Kearney GmbH
Quelle: A.T. Kearney GmbH

Wo alles begann: Heinrich-Heine-Allee 38. Der „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ brummt auf einer Welle materiellen Wohlstands. Das Dreischeibenhaus, auch Jahrzehnte lang Thyssen-Hochhaus genannt, Inkunabel der deutschen Nachkriegsarchitektur, ist ein monumentaler Überbau aus Aluminium, Glas und Stahl – inspiriert von der internationalen Architektur in Chicago – der Stadt in der A.T. Kearney einst gegründet wurde. Düsseldorf verändert sich mit Hochgeschwindigkeit: eine Stadt auf dem Weg zur Metropole.

Die Eröffnung des ersten Büros außerhalb Amerikas in Düsseldorf ist ein Paradigmenwechsel in der schon fast 40-jährigen Geschichte der Beratung. Für Unternehmensgründer Andrew Thomas Kearney waren die USA mit der Drehscheibe Chicago als Beratungsmarkt groß genug; für seine Erben sind sie zu klein. Amerikanische Unternehmen erobern zunehmend den deutschen und europäischen Markt. Auch die Amerikanisierung deutscher Unternehmen zieht an: größer, schöner, besser. Professionelle Helfer profitieren davon. Beratung wird zu einem festen Bestandteil strategischer und operativer Unternehmensentwicklung. Bald wird sie unentbehrlich sein.

In Düsseldorf sucht A.T. Kearney seinen Platz im Zentrum eines dynamischen Kontinents, im Herzen der Metropolregion Rhein-Ruhr und in unmittelbarer Nachbarschaft der Verwaltungszentralen der deutschen Montanindustrie. Der Amerikaner Art Kelly ist der Mann der ersten Stunde. A.T. Kearney kennt den ersten Klienten in Deutschland aus Chicago: die Wolf GmbH. Der Gartengerätespezialist aus Betzdorf an der Sieg sucht Unterstützung bei Abstimmungsproblemen zwischen Absatz- und Bestandsplanung in Deutschland. Kelly hilft der Marke mit dem gelben Wolfsgesicht in Europa. Das Projekt ist wegweisend. Es prägt über lange Zeit das „Operations-Image“ der Beratung und eines ihrer traditionellen Kerngeschäfte: Logistik.

Noch nimmt die Geschäftswelt kaum Notiz. “Unser Erfolg als Berater hängt maßgeblich von der Richtigkeit unseres erteilten Rates ab und von unserer Fähigkeit, die Verantwortlichen zu überzeugen.” Das Grundgesetz von Andrew Thomas Kearney, sichtbar noch heute in jedem Büro wie ein Axiom an der Wand und mit dem Konterfei des Gründers, der väterlich die Besucher anlächelt. Dieser Satz begründet die Beratungsphilosophie von A.T. Kearney und den internationalen Aufstieg der Firma im Club der Etablierten: Arthur D. Little, Booz Allen, . Andrew Thomas Kearney erlebt ihn nicht. 1961 geht er in den Ruhestand und stirbt am 11. Januar 1962. Er wird 69 Jahre alt, aber seine Idee lebt weiter. Und ihre Geschichte.

Sie beginnt 1929. Schwarzer Freitag. Weltwirtschaftskrise. Andrew Thomas Kearney wechselt die Seiten. Aus dem Experten wird ein Generalist. Früher der Marktforscher für Swift & Company und Privatdozent für Marketing an der Pennsylvania State University, ist er nun der Unternehmensberater für das höhere Management in allen Lagen. Seine neue Heimat: McKinsey, drei Jahre zuvor von James O. McKinsey in Chicago gegründet. Kearney wird der erste Partner. McKinsey, erst 48 Jahre alt, stirbt 1937 an einer Lungenentzündung. Es kommt zum Bruch der Partnerschaft. Die Firma zerfällt in zwei Teile. Kearney bleibt in Chicago und firmiert unter McKinsey, Kearney & Company. McKinsey & Company operiert von New York aus. Bis 1947. Dann verkauft Kearney seine McKinsey-Namensrechte – die endgültige Trennung. Aus McKinsey, Kearney & Company wird A.T. Kearney & Company, später (1972) AT. Kearney, Inc.

Zusammenarbeit, Vielfalt, Integrität, Qualität – Werte von A.T. Kearney. Das Selbstverständnis, mit dem A.T. Kearney seinen Klienten gegenübertritt: auf Augenhöhe. “Ein Berater, der sein Geld wert ist, muss ein ehrliches Urteil abgeben, und nicht das Urteil, von dem er glaubt, dass es der Kunde hören will.” Absender: Andrew Thomas Kearney. Passgenaue Beratungsleistungen sollen Klienten bei der Sicherung ihrer künftigen Erfolge unterstützen – notfalls auch gegen herrschende Meinungen. Das ist neu. Und es kommt an. In Düsseldorf entwickelt sich das Geschäft. Die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, die heutige Bundesagentur für Arbeit, und die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte lassen IT-Projekte von A.T. Kearney-Beratern koordinieren, Siemens stößt als Klient hinzu. Die König Brauerei. Dr. Oetker verschreibt seiner Suppenmarke „eto“ eine Radikalkur. Es ist die kritische Phase des Aufbaus und der Etablierung am Markt: die Basis für Wachstum.

Logistik, Manufacturing, betriebliche Optimierung – noch immer ist A.T. Kearney festgelegt. Man hat einen Ruf für „Tangible Results“, greifbare Ergebnisse. Aber man will, man muss Neues, etwas Zusätzliches versuchen, ohne das Alte zu gefährden: die Verwandlung vom Individual- und Funktionsspezialisten zum strategischen Partner der Industrie. 1973 ist die Gelegenheit da: Thyssen Industrie GmbH vergibt ein Strategieprojekt. Eineinhalb Jahre wird A.T. Kearney den Klienten aus dem Ruhrgebiet begleiten und seinem Beratungsportfolio eine zusätzliche feste Größe geben. Mehr Kompetenz, mehr Präsenz: Europa wird erschlossen. Büros in Mailand, Paris, London. Düsseldorf zieht um: an den Jan-Wellem-Platz. Dann kommt der Schock.

Am 6. Oktober 1973 greifen ägyptische Truppen Israel an. Die OPEC steht auf. Öl ist plötzlich eine Waffe. Boykott gegen die USA und die Niederlande. Gemessen an 1970 vervierfacht sich der Preis um die Jahreswende 1973/1974. Energiesicherungsgesetz, Sonntagsfahrverbote. Auf der gespenstisch autolosen Autobahn tummeln sich Fußgänger und Fahrradfahrer wie bei einem Happening. Unternehmen schlittern in die Krise, den Beratungen brechen die Klienten weg, Consultants weichen von Deutschland auf Projekte ins Ausland aus – und bringen, eine Premiere, Knowhow in die andere Richtung, in die Consulting-Heimat USA. Strategie, Logistik, Marketing, Manufacturing. Deutschlands A.T. Kearney-Statthalter werden zu Wissensexporteuren, angespornt von internen Initiativen wie „Go for Growth“ und „Giant Step forward“.

Es ist der Auftakt zur intensivsten Wachstumsphase in der Geschichte von A.T. Kearney. Ein Gutteil geht von Düsseldorf aus. 1980 Eröffnung des Büros in Stuttgart. Amsterdam, Atlanta, Boston und Dallas kommen im selben Jahr hinzu. Expansion Schlag auf Schlag. Keine andere professionelle Beratungsfirma wächst schneller. Ab 1985 werden 20 von insgesamt 26 Büros erweitert, verlagert oder eröffnet. Das Jahrzehnt oszilliert zwischen den Extremen Hedonismus und Zukunftsangst. Höhepunkt des Wettrüstens und Zerfall des Kommunismus. Internationalisierung, Dienstleistung und Hightech treiben das Geschäft.

Quelle: A.T. Kearney GmbH
Quelle: A.T. Kearney GmbH

Beratung ist en vogue. Kostensenkung, Zero Based Bugeting, Portofolio- und Ressourcen-Management, Global und Strategic Sourcing – immer neue Funktionsbereiche werden erfasst. Weltweit arbeiten mehr als 1.000 Mitarbeiter für die Firma. Das Büro München geht ans Netz. Dort feiert das Unternehmen 1989 sein 25-jähriges Bestehen in Deutschland mit dem ersten weltweiten Partnermeeting außerhalb der USA. Die Mauer fällt. Der Weg nach Osten ist frei. Erste Klienten in Budapest, später in Prag und Warschau. Die Initiative geht von Deutschland aus. Es wird nicht die einzige bleiben. Österreich, die Schweiz, Südamerika, der Mittlere Osten – sie alle profitieren vom Knowhow der deutschen Partnerschaft. Die Treuhandanstalt, deren Aufgabe es ist, die Volkseigenen Betriebe der DDR zu privatisieren oder stillzulegen und die „Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern“, verbündet sich mit A.T. Kearney. Detlev Karsten Rohwedder, der Treuhand-Chef, kennt die Firma aus alten Zeiten beim Stahlkonzern Hoesch.

Konsequent: 1991 eröffnet das Berliner Büro, Tor des Ostens. 1992 wird der letzte weiße Fleck in Westeuropa mit Erwerb von drei Niederlassungen in Kopenhagen, Oslo und Stockholm geschlossen. Auch Hongkong ist jetzt ein Stützpunkt, ein Jahr nach Singapur. Die Firma übernimmt Organisation, Planung und Administration von Logistik und Datenmanagement der Olympischen Spiele von Barcelona. In Chicago wird das neue Headquarter gefeiert. Das Global Business Policy Council, ein globaler „Think Tank“ für Wirtschaft und Politik, nimmt seine Arbeit auf. In Deutschland geht der Benchmark-Wettbewerb „Fabrik des Jahres“ an den Start. Es kommen Helsinki, Mexiko-Stadt, Sao Paulo, Sydney, Melbourne und ein Standort im Silicon Valley hinzu. Das neue Büro in Peking spiegelt früh die Geburt der neuen Wirtschaftssupermacht. Mit dem Ausbau der Moskauer Niederlassung entwickelt sich A.T. Kearney zur größten internationalen Beratungsfirma im Land. Und weiter geht es. 1996: Kuala Lumpur, Lissabon, Rom. 1997: Neu-Dehli, Shanghai und Jakarta. 1998: Frankfurt am Main und Wien.

„Superior Client“, „Superior People“, „Superior Knowledge“ – A.T. Kearney ist in der Beletage der drei führenden internationalen Beratungsunternehmen angekommen. „Growth“, „Global“, „Leadership“ – drei Worte, ein Programm. Doch die Zeiten ändern sich. Wirtschaftsprüfer greifen nach den Klienten professioneller Managementberatungen. Outsourcing heißt das Modewort, ein Wachstumsbeschleuniger. 1995, als der 2000. Mitarbeiter begrüßt wird, verschmilzt A.T. Kearney mit EDS Management Consulting Services, dem Beratungszweig des führenden texanischen Dienstleisters für Informationsmanagement und Erfinder des IT-Outsourcings Electronic Data Services (EDS). Für das „manager magazin“ ist es wie ein „Ausflug ins Paradies“ – und zurück.

2000 ist das Jahr mit dem höchsten Ertrag in der Geschichte von A.T. Kearney, ein Jahr später platzt die New Economy. Rezession. 2006 ist das Experiment „Beratung aus einer Hand“ mit EDS gescheitert. Die erhofften Synergien bleiben aus. Das Klientenportfolio ist stabil, doch A.T. Kearney droht auszubluten. Ein Team verhandelt den Management-Buyout. Mehr als 170 leitende Mitarbeiter beziehungsweise Partner von A.T. Kearney in 26 Ländern beteiligen sich als Investoren. Da ist das Start-up 80 Jahre alt. Stützpunkte in Dubai und Ljubljana kommen hinzu. In Südkorea wird A.T. Kearney die führende Beratungsmarke. Deutschlands Wirtschaft wächst so kräftig wie seit Jahren nicht mehr.

Neue Unabhängigkeit, Neustart, neues Wachstum, weltumspannende Organisation: Bukarest, Abu Dhabi, Manama, Kiew und Riad, Johannesburg, Istanbul, Houston und Calgary, Bogota: Globalisierung im Monats- und Jahrestakt. Initiativen untermauern das Selbstverständnis einer Beratung, auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. In Deutschland bündelt A.T. Kearney seine Nachhaltigkeitsaktivitäten in der Initiative „The Right Move – Leading to Sustainability“. Dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis dient die Beratung als Partner und Sponsor. Erstmals taucht der Name A.T. Kearney in der Liste der „Ten Best Firms to Work for“ auf. In München wird die Beitrittserklärung zur „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet, ein Bekenntnis zu Toleranz, Fairness und Wertschätzung in der Arbeitswelt. Mit „A.T. Kearney 361° – Die Neuerfindung der Familie“ stößt die Beratung Reformen für eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie sowie eine effizientere Förderung von Lebenspartnerschaften und Kindern an. Und mit der Initiative „Deutschland 2064: Die Welt unserer Kinder“ anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums in Deutschland dokumentiert A.T. Kearney einmal mehr Zukunftsorientierung und gesellschaftliche Relevanz des eigenen Handelns.

Gesellschaftliche Verantwortung. Das Vorbild heißt Andrew Thomas Kearney. Er nimmt zu Lebzeiten regelmäßig Reißaus. US-Präsident Franklin Roosevelt bittet ihn um die Leitung einer Mission zum Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten chinesischen Industrie und zur Verbesserung der Verteidigungsbereitschaft des Landes. Er ist sechs Monate vor Ort. Für seinen Einsatz erhält Kearney die amerikanische Medal of Freedom und die Victory Medal der chinesischen Regierung. In Deutschland beobachtet er im Auftrag der US-Regierung Fortschritte des Landes in den Nachkriegsjahren. In Frankreich betreut er ein Projekt im Rahmen des Marshallplans und erntet dafür den Respekt von Jean Monnet, dem „Vater Europas“. Das ist mehr Lohn, als er in Europa verdient: einen Dollar – im Jahr.

In Düsseldorf bietet das Dreischeibenhaus nach Beendigung der Modernisierung mit seinen 26 oberirdischen und drei unterirdischen Geschossen rund 30.000 Quadratmeter Bürofläche. Von den oberen Etagen aus wird ab Herbst 2014 A.T. Kearney für Wirtschaft und Gesellschaft wirken. Neue Heimat da, wo alles begann – im Zentrum von Düsseldorf.

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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