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Identitätsdiebstahl durch missbrauchen domainvalidierte SSL-Zertifikate

Fulda – Phishing mit internationalen Domainnamen nimmt trotz verbesserter Sicherheitskonzepte und ausgerollter Updates gegen Homograph-Angriffe der Browserhersteller nicht ab. Christian Heutger macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: „Für ihre modernen Phishing-Kampagnen registrieren Angreifer gültige SSL-Zertifikate für ihre gefälschten Webseiten. Nutzer, die auf einer gefälschten Website landen, gehen somit von einer legitimen Seite aus“, warnt der IT-Sicherheitsexperte und Geschäftsführer der PSW GROUP (www.psw-group.de).

Internationalisierte Domainnamen enthalten Umlaute, diakritische Zeichen oder Buchstaben aus anderen Alphabeten als dem lateinischen. Somit können in Domains auch kyrillische, chinesische oder arabische Zeichen verwendet werden. Diese als Unicode-Methode bezeichnete Praxis liefert Cyberkriminellen die Basis für ihre Phishing-Kampagnen: Bestimmte Buchstaben sehen in verschiedenen Zeichensätzen ähnlich aus wie Unicode. Für die meisten User hierzulande unterscheiden sich diese Zeichen auf den ersten Blick nicht von den richtigen. Diesen Umstand nutzen Angreifer aus: Um ihre Opfer auf gefälschte Webseiten zu locken, registrieren Cyberkriminelle Domains mit identisch erscheinenden Zeichen. Die vorgetäuschte Website sieht der legitimen verdächtig ähnlich, die registrierte Domain jedoch ist eine andere.

Somit funktioniert dann auch ein domainvalidiertes SSL-Zertifikat als vermeintliches Sicherheitskriterium auf einer gefälschten Seite: Denn es wurde keine bestehende Domain kopiert, sondern eine neue registriert. „Den Betrügern wird es aber auch denkbar einfach gemacht, an ein solches SSL/TLS-Zertifikat zu kommen: Fast jeder Webhoster packt zu einem Hostingpaket gratis ein SSL-Zertifikat oben drauf. Dabei handelt es sich meist um ein domainvalidiertes SSL-Zertifikat, das ohne große Prüfung zu haben ist“, kritisiert Christian Heutger.

Bei der Domainvalidierung wird in der Regel per E-Mail geprüft, ob der Auftraggeber auch der Domaininhaber ist. Dabei wird entweder an die im Bestellprozess angegebene E-Mail-Adresse oder die im WHOIS zu der Domain eingetragenen E-Mail-Adresse eine E-Mail versendet. „Bei der Methode per Unicode hat das zur Folge, dass sämtliche Fälschungen legitimer Domains einfach validiert werden können. Denn dank Unicode handelt es sich tatsächlich um eine neue Domain und nicht um die, die als ungewolltes Vorbild fungiert“, so Heutger.

OV- und EV-Zertifikate sind die bessere Wahl für Webseitenbetreiber

Die Domainvalidierung ist ausreichend für kleine Blogs oder auch für das Intranet. Sobald jedoch persönliche Daten übermittelt werden, und sei es nur via Kontaktformular, sollten Domains mindestens organisationsvalidiert werden. Diese SSL-Zertifikate heißen dann OV-Zertifikate. Bei der Organisationsvalidierung wird neben der Domain auch die Identität geprüft: Unternehmen müssen mit entsprechenden Dokumenten ihre Identität und die Domaininhaberschaft nachweisen. „Webshops und Unternehmensseiten sollten mindestens diesen Weg gehen, auch wenn diese Zertifikate eine geringe Jahresgebühr kosten. Bereits der Sicherheitsmechanismus des OV-Zertifikats unterscheidet aber eine echte von einer gefälschten Webseite“, bringt Heutger es auf den Punkt und ergänzt: „Die intensivste Prüfung durchlaufen Unternehmen jedoch mit Extended Validation-Zertifikaten, kurz: EV-Zertifikaten. Webseitenbesucher sehen dann bereits in der Adressleiste den Unterschied. Diese färbt sich grün ein und zeigt sofort die Identität des Domaininhabers.“ Neben Domaincheck und Identitätsprüfung wird zusätzlich geprüft, ob der Antragsteller tatsächlich bei der Organisation angestellt ist und ob er die Befugnis hat, ein EV-Zertifikat zu erwerben.

„Sicherheit kostet Geld. Unternehmen können nicht erwarten, dass eine kostenfreie Antiviren-Suite zusammen mit einem kostenlosen DV-Zertifikat alle Systeme umfassend schützt. Sicherheit muss Verbrauchern greifbar gemacht werden. Zwar können gefälschte Domains per SSL geschützt werden, jedoch können Phishing-Betrüger kein EV-Zertifikat mit grüner Adressleiste erwerben. Dieses Wissen sollte sich jeder Webseitenbetreiber zunutze machen und an den richtigen Stellen in Sicherheit investieren. Denn letztlich fällt es auf ihn zurück, wenn per Phishing und der Unicode-Methode Nutzerdaten abgegriffen werden. Die Umstellung auf EV-Zertifikate – oder mindestens OV-Zertifikate – gehört zu den Bausteinen, die ein mehrstufiges Sicherheitskonzept beinhalten sollte“, so Christian Heutger.

Quelle: PSW GROUP GmbH & Co. KG

Veröffentlicht von:

Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou ist Mitglied in der MiNa-Redaktion und schreibt über Wirtschaftsverbände, Macher im Mittelstand, Produkte + Dienstleistungen, Digitale Wirtschaft und Familienunternehmer.
Mail: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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