Lubers Einwurf

Ich sehe keinen Deutschlandplan

Eine Kolumne von Thorsten Luber

ARKM.marketing
     

Politische Gedanken reichen von der Wand bis zur Tapete

Die neue Regierung nimmt Fahrt auf, aber der große Plan fehlt. Die wirtschaftlichen Ambitionen sind mangelhaft und unstrategisch. Viele Überlegungen und Versprechen bewegen sich ausschließlich auf der taktischen Ebene – langfristig und spät wirkende steuerliche Maßnahmen, Subventionen und Markteingriffe. Der große Deutschlandplan jedoch liegt nicht vor. Unternehmen aber brauchen Visionen, keine Strohfeuer.

Ohne Strategie unterliegen Entscheidungen dem Zufall

Vom versprochenen Rambo Zambo sind wir weit entfernt. Die strategischen Gedanken reichen gerade mal von der Wand bis zur Tapete. Zwar hat die neue Regierung den dringenden Handlungsbedarf erkannt, wenn man den Worten im Koalitionsvertrag glauben schenkt, aber tatsächliche Reformen und echte Zukunftsideen enthält dieser nicht. Die Frage, wie man kurzfristig wieder ein Miniwachstum schaffen kann, ist weitaus weniger relevant als die Überlegung, wo die deutsche Volkswirtschaft in zehn oder zwanzig Jahren in der Welt stehen soll. Erst dann können Investitionen mobilisiert und nachhaltig bewertet sowie Entscheidungen evaluiert werden.

Kleinkariertes Denken in Parteitaktiken

Ohne eine solche grundlegende Strategie sind Entscheidungen entweder immer falsch oder unterliegen dem Zufall. Das gilt für die Politik genauso wie für Unternehmen. Und die Politik denkt leider immer noch nur sehr kurzfristig sowie ihm Rahmen kleinkarierter Wahlzyklen, Klientele und Parteitaktiken.

Nur wer planen kann, wird auch investieren

Wer sich heute entscheidet, in ein Unternehmen zu investieren, der muss wissen, was die Zukunft bringen kann. Die allgemeinen Versprechen von weniger Bürokratie, geringeren Hürden und besseren Rahmenbedingungen sind viel zu vage und abstrakt. Vielmehr muss geklärt werden, wie man mit neuen Technologien, einzelnen Branchen und unternehmerischer Freiheit insgesamt umzugehen gedenkt.

Kein Klima für Unternehmer

Selbständige zwangsweise in die marode Rentenkasse zu zwingen ist beispielsweise kein Signal an Gründer und Wagemutige. Dem Klimaschutz den industriellen Kern des Landes zu opfern ist ein ebenso fatales Signal. Und so geht das weiter. Es fehlen die dringenden Antworten: Wo kann und soll Deutschland die wirtschaftliche Führung übernehmen und zukünftig europäische und internationale Märkte dominieren? Nur wenn das geklärt ist, können Unternehmer auch planen und entscheiden – und nur dann werden sie Kapital aufbringen.

Gutes Gewissen ist kein Wirtschaftsmodell

Bislang ist man hierzulande nurmehr führend bei Regulierung und Gängelei. Was man nicht möchte, das weiß man sehr genau: weniger USA, weniger Russland, weniger China, eine maximal eingehegte KI und möglichst keine Zumutungen für Transferempfänger. Die Gegenerzählung aber fehlt komplett, das Stattdessen. Ein reines Gewissen allein ist aber kein Exportprodukt. Es braucht ein Cluster, an dem sich Unternehmen und Investoren orientieren können.

Minister aus der Wirtschaft dürfen ihren Kompass nicht aufgeben

Die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche kennt beide Seiten, die Politik und vor allem die Wirtschaft. Das macht Hoffnung. Sie ist unabhängig genug und kommt aus einem Industriezweig, der gerade einer maximalen Transformation unterzogen wird. Genauso muss nun auch Deutschland transformiert werden – ohne Denkverbote.

Dass sowohl das Wirtschaftsministerium als auch das neue Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung in Händen von Wirtschaftsfachleuten sind, ist positiv und ein starkes Signal. Es bleibt zu hoffen, dass die beiden Minister ihren ökonomischen und wirtschaftsstrategischen Kompass im politischen Alltag nicht aufgeben.

Was bietet Deutschland in Zukunft?

Unternehmen schöpfen Kraft aus Klarheit, sie investieren in Zukunft. Sie übernehmen Risiken und Verantwortung. Kein Unternehmer erwartet ein gemachtes Bett, aber jeder Unternehmer muss wissen, ob seine Planungen ein stabiles Fundament haben. Welche Branchen möchte man in Deutschland politisch stärken? Wie sieht eine europäische Digitalstrategie aus? Wie lassen sich Ökonomie und Ökologie so vereinen, dass Unternehmen die Transformation auch bewältigen können? All diese Fragen müssen beantwortet werden. Werden sie nicht beantwortet, wird das Ausland ein kräftigerer Anziehungspunkt für sehr viele deutsche Unternehmen bleiben.

Andere Länder sind besser gerüstet

Die meisten Länder sind strategischer als wir, und sie sind uns in vielen Technologien ebenso weit voraus wie in Sachen Sozialsysteme, Lohnkosten und Energiesicherheit. Die USA und China, aber auch Emerging Markets bieten viel. Was bietet Deutschland – langfristig und strategisch? Diese Antwort muss schnell gegeben werden.

Über den Autor

Thorsten Luber ist MiNa-Kolumnist, Diplom-Kaufmann sowie Gründer und Inhaber von Luber Consulting, einer spezialisierten Strategieberatung für den Mittelstand in der DACH-Region. Die Beratungsgebiete von Luber Consulting sind Existenzgründung, Wachstum, Strategie sowie Unternehmensnachfolge und Unternehmensverkauf. Thorsten Luber ist Gründer der Nachfolgeinitiative www.nachfolge-chance.de und als „Top-Experte“ durch das „Erfolg Magazin“ ausgezeichnet. Er hat unter anderem Spitzenunternehmen wie BMW, BASF, DHL, Fresenius Medical Care und Boehringer Ingelheim in strategischen Projekten beraten und begleitet. Das in Bonn ansässige Beratungsunternehmen hat mehrere Mitarbeiter und legt besonderen Wert auf eine nachhaltig wirksame Begleitung in Projekten.

ARKM.marketing
 

Zeige mehr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich willige ein, dass meine Angaben aus diesem Kontaktformular gemäß Ihrer Datenschutzerklärung erfasst und verarbeitet werden. Bitte beachten: Die erteilte Einwilligung kann jederzeit für die Zukunft per E-Mail an datenschutz@sor.de (Datenschutzbeauftragter) widerrufen werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Das könnte auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"

Werbeblocker erkannt!

Werbeblocker erscheinen auf den ersten Blick praktisch, weil sie störende Anzeigen ausblenden. Doch viele Internetseiten finanzieren sich ausschließlich durch Werbung – das ist oft die einzige Möglichkeit, die Kosten für Redaktion, Technik und Personal zu decken. Wenn Nutzer einen Werbeblocker aktivieren, entziehen sie der Seite diese wichtige Einnahmequelle. Die Folge: Verlage und Webseitenbetreiber verlieren  Einnahmen, die oft sogar die Gehälter ganzer Teams oder Redaktionen gefährden. Ohne Werbeeinnahmen fehlen die Mittel, um hochwertige Inhalte kostenlos anzubieten. Das betrifft nicht nur große Medienhäuser, sondern auch kleine Blogs, Nischenportale und lokale Nachrichtenseiten, für die der Ausfall durch Werbeblocker existenzbedrohend sein kann. Wer regelmäßig eine werbefinanzierte Seite nutzt, sollte sich bewusst machen, dass der Betrieb und die Pflege dieser Angebote Geld kosten – genau wie bei einer Zeitung oder Zeitschrift, für die man selbstverständlich bezahlt. Werbeblocker sind daher unfair, weil sie die Gegenfinanzierung der Verlagskosten und Personalgehälter untergraben, während die Inhalte weiterhin kostenlos genutzt werden. Wer den Fortbestand unabhängiger, kostenloser Online-Inhalte sichern möchte, sollte deshalb auf den Einsatz von Werbeblockern verzichten oder zumindest Ausnahmen für seine Lieblingsseiten machen. Wenn Sie unsere Seite weiterhin lesen möchten, dann seien Sie fair! Danke.