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Zeitarbeit als Sprungbrett

Sie ist nicht mehr wegzudenken aus der Berufswelt und sorgt immerzu für hitzige Diskussionen: Zeitarbeit. Fakt ist zunächst einmal: Die Zeitarbeit boomt nach wie vor in Deutschland. 877.599 Menschen leben hierzulande von Zeitarbeit. Eine respektable Summe, die eine nähere Betrachtung verdient.

Wir schreiben das Jahr 1972: Erstmalig wird in Deutschland die Arbeitnehmerüberlassung gesetzlich geregelt. Danach durften Zeitarbeitsfirmen einem Unternehmen für maximal drei Monate ihre Arbeitskräfte überlassen. Und die Unternehmen mussten nachvollziehbar begründen, weshalb sie auf Zeitarbeit zurückgreifen. Im Laufe der Jahre kam dann eine Begrenzung auf sechs, auf neun, auf zwölf und schließlich auf 24 Monate. 2004 verschwand die Höchstdauer der Überlassung dann gänzlich. Mit der zunehmenden Liberalisierung des Arbeitnehmerüberlassungsrechts rückte Zeitarbeit so immer mehr in den Fokus der Wirtschaft. Der Grund: Seit jeher haben Unternehmen mit Nachfrageschwankungen zu kämpfen. Ab einem bestimmten Punkt sind die Arbeitnehmer gezwungen, Überstunden abzuleisten. Das nagt an den Nerven der Mitarbeiter und schwächt im selben Moment die Produktivität. Und veranlasst die Firmen, neue Arbeitsplätze zu schaffen – zumindest auf Zeit. Hier kommen die Zeitarbeitsfirmen ins Spiel. Sie verleihen ihre Angestellten an die betroffenen Unternehmen und entlasten sie somit. Diesen positiven Aspekt wischen die Kritiker der Zeitarbeit jedoch beiseite. Ihr Tenor: Angestellte in Zeitarbeitsverhältnissen werden im Vergleich zu regulären Stellen wesentlich schlechter bezahlt. Aber das ist schon lange Geschichte. „Bereits vor der gesetzlichen Einführung haben wir nach Mindestlohn oder sogar über Tarif bezahlt. Darauf können wir stolz sein“, sagt Thomas Rehder, Geschäftsführer der iperdi Holding Nord GmbH. Zudem geht die Tendenz dahin, dass unbefristete Arbeitsverträge bei Zeitarbeitsverhältnissen keine Seltenheit mehr sind.

Quelle: Borgmeier Media Gruppe GmbH
Quelle: Borgmeier Media Gruppe GmbH

Stellt man sich unseren Arbeitsmarkt ohne Zeitarbeit vor, wie es zum Beispiel die Linkspartei immer wieder fordert, sähe die Situation viel dramatischer aus. Hunderttausende stünden auf der Straße, denen die Zeitarbeit zumindest eine Anstellung ermöglicht und sie somit in die Gesellschaft integriert. Hiervon wären vor allem Arbeitslose betroffen, da die Mehrheit der Neuzugänge bei Zeitarbeitsfirmen zuvor nicht beschäftigt war.

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Doch Zeitarbeit kann nicht nur für Langzeitarbeitslose ein Segen sein. Selbst Hochschulabsolventen sind nicht gefeit vor einem misslungenen Start in das Berufsleben. Gerade den Bachelor-Abschluss sehen viele Unternehmen nicht als vollwertigen Hochschulabschluss, sondern stempeln ihn irrtümlich als zertifizierten Studienabbruch ab. Und so hangeln sich die motivierten Absolventen von Praktikum zu Praktikum – oft unbezahlt und ohne Aussicht auf eine Festanstellung. Da bietet sich die Zeitarbeit den Arbeitsnehmern oft als lohnende Alternative an. Doch auch die Unternehmen ziehen hieraus ihren Profit: Denn Zeitarbeit fördert die personalpolitische Flexibilität und zugleich die Innovationskraft der Betriebe. Ganz im Gegensatz zur Stammbelegschaft, die relativ konstant bleibt und sich dynamischen Entwicklungen im Unternehmen stärker verweigert. So kann der Arbeitgeber auf einen Auftragsrückgang oder -anstieg sowie auf Urlaubs- und Krankheitsengpässe schnell reagieren und kurzfristig seine Personalkapazitäten anpassen. Außerdem spart sich der Arbeitgeber die Kosten für die Suche und Einstellung von Mitarbeitern. So schafft die Zeitarbeit in volkswirtschaftlicher Hinsicht vor allem eines: eine wertvolle Pufferfunktion.

Nicht zuletzt wirken Zeitarbeitsfirmen dem Fachkräftemangel entgegen, indem sie unter ihrem Dach Weiterbildungsmaßnahmen anbieten und durch fehlende Fachkräfte entstandene Lücken füllen. So bilden sie die Fachkräfte von morgen heran. Kritiker wettern gegen die Zeitarbeit mit dem dünnen Argument, Leiharbeit ersetze Normalarbeitsverhältnisse. Ein Trugschluss, weisen die Zahlen doch in eine andere Richtung: Die meisten Einsatzdauern von Leiharbeitern gehen nicht über drei Monate hinaus, was die Metapher des Puffers für die Wirtschaft bestätigt.

Was haben die Unternehmen für Alternativen, wenn Zeitarbeit für sie zu kostenaufwendig wird? Laut einer Umfrage der IHK Hannover würden die meisten ihren Mitarbeitern Überstunden zumuten. Oder noch radikaler: Sie würden die Produktion in andere Betriebe, wenn nicht sogar ins Ausland verlagern. Wie man es dreht und wendet: Sämtliche Alternativen sind beschäftigungsfeindlich und haben negative Effekte – für den Betrieb wie für den Arbeiter. Mit Zeitarbeit ein Mehr an regulären Beschäftigungsverhältnissen zu erreichen, kommt für den einen oder anderen einem Widerspruch gleich. Hier gilt das Stichwort „Klebeeffekt“, was nichts Geringeres bedeutet, als dass Zeitarbeiter in ihrem zugeteilten Unternehmen eine dauerhafte Arbeitsstelle annehmen. Dieses Phänomen trifft immer häufiger auf, wie viele Zeitarbeitsfirmen mitteilen. „Eben noch langzeitarbeitslos, jetzt mitten drin im Berufsleben – wir sind überrascht, wie viele unserer Mitarbeiter schon nach kurzer Zeit einen festen Job bekommen. So profitieren beide Seiten und wir können mit Stolz sagen: Ziel erreicht“, sagt Thomas Rehder.

Quelle: Borgmeier Media Gruppe GmbH

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