Finanzen

Schamlose Zahlenkosmetik – Was ist “Kreative Buchführung”?

Kreativität und Buchführung – passt das überhaupt zusammen? Die Antwort lautet “Ja”, zumindest dann, wenn man gerissen und skrupellos ist. Hinter dem Begriff der “kreativen Buchführung” (englisch creative accounting) verbirgt sich nämlich das unmoralische Verhalten, Bilanzen mit buchhalterischen Tricks zu schönen und zu trüben. Diese wenig erstrebenswerte Taktik dient dazu, die finanzielle Lage eines Unternehmens zu verschleiern und damit das eigene Bild, zum Beispiel gegenüber Investoren, zu verbessern.

Trotz ständiger Reformen in der Gesetzlage sind die Kniffe der Finanzbetrüger so ausgeklügelt, dass viele auch heute noch heimlich und ungestraft mit Gewinnen und Verlusten jonglieren. So manches Unternehmen versucht so, wirtschaftliche Durststrecken zu überwinden. Die eigentlichen Probleme werden dadurch aber nicht gelöst, sodass eine Teufelsspirale entsteht, die im Bankrott und der nachhaltigen Schädigung aller Beteiligten endet.

Vorzeige-Skandal: Enron

Der Energiekonzern Enron übte sich wahrscheinlich schon seit 1997 in kreativer Buchführung, also etwa ab dem Zeitpunkt, als ein Mann namens Richard Causey den Posten des Chefbuchhalters übernahm. 2001 folgte schließlich der große Zusammenbruch: Enron meldete Konkurs an. Tausende Angestellte wurden arbeitslos und verloren ihre Altersvorsorge, Anleger erlitten Milliardenschäden – die zweitgrößte Unternehmenspleite der Vereinigten Staaten (nach WorldCom 2002). Erst später stellte sich heraus, dass Causey und seine Mitverschwörer die Firma mittels Schummeleien selbst in den Ruin getrieben hatten. Ihr Vorgehen: Geschäftspartner hatten Enron bei Kreditinstituten als Bürgen angegeben und dafür günstige Konditionen erhalten. Enron ließ seine Partner in den Firmenbüchern aber unerwähnt und schönte somit seine Gewinn- und Verlustrechnung. Auf diese Weise hatte man ganze 40 Milliarden US-Dollar Schulden vertuscht.

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Causey wurde als letzter Beteiligter des Enron-Skandals 2006 angeklagt und erhielt für sein vollständiges Geständnis einen milden Richterspruch: Fünfeinhalb Jahre Haft, 25.000 Dollar Strafe und eine Zahlung von 1,25 Millionen Dollar an die amerikanische Regierung. Bis heute ist Enron ein Symbol für die Skrupellosigkeit mancher Unternehmen und damit als Referenzfall so bizarr, dass zeitweise sogar ein britisches Satire-Musical darüber aufgeführt wurde. Als Reaktion auf den Skandal wurden international einheitliche Bilanzierungsstandards ins Leben gerufen, die laut vielen Meinungen komplizierter sind als je zuvor.

Das Schlimmste vermeiden

Gehen wir davon aus, dass Sie zur ehrlichen Sorte der Unternehmer gehören – wie können Sie vermeiden, durch einen versehentlichen Zahlendreher in der Buchführung das Finanzamt zu erzürnen? Zuerst einmal ist es in jedem Fall von Vorteil, sich selbst über das Thema zu informieren. Denn Kenntnisse in den wichtigsten Grundlagen lohnen auch dann, wenn Sie später sowieso vorhaben, den Aufwand der Buchhaltung an externe Dienstleister abzugeben. Fortbildungen an IHKs und Privatinstituten sowie ausgiebige Online-Recherchen können dabei hilfreich sein.

Da die hohen fachlichen Anforderungen aber nicht zu unterschätzen sind, sollten Sie über die Beauftragung eines professionellen Buchhalters oder Steuerberaters nachdenken. Eine hybride Lösung aus Selbstständigkeit und Auslagerung versprechen diverse Online-Tools auf Basis von Cloud Computing, zum Beispiel Sage One und Billomat. Dank solcher Softwares gehört der Papierkrieg des Rechnungswesens inzwischen der Vergangenheit an. Auch das Finanzamt akzeptiert nur noch elektronische Bilanzrechnungen.


Bildrechte: Flickr Geld vor Taschenrechner in Buchhaltung Christoph Scholz CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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