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Steckdose statt Zapfsäule – Merkel ruft Initiative zur Förderung von Elektro-Autos ins Leben

Berlin. Für Angela Merkel haben Elektro-Autos ihren besonderen Reiz: «Wäre ich nicht Bundeskanzlerin geworden, könnte ich mir vorstellen, mich in meinem Fachbereich auf diesem Gebiet zu engagieren», sagte die promovierte Physikerin am Montag in Berlin. «Ich finde, es ist ein ungeheuer spannendes Gebiet». Doch da sich Angela Merkel als Kanzlerin derzeit vor allem um die Geldprobleme Griechenlands kümmern muss, überlässt sie die Elektrifizierung des Autos anderen.

Eine «Nationale Plattform Elektromobilität» soll die Entwicklung nun vorantreiben. «Unser Anspruch besteht darin, die Autobranche fit zu machen für die Zukunft», sagte Merkel mit Blick auf die 750 000 Beschäftigten. Die Bundesregierung will Deutschland so zum «Leitmarkt für Elektromobilität» machen und bis 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen haben. Gegenüber den heute 45 Millionen Autos wäre das immer noch wenig. Hoffnungen der Autobranchen auf weitere Fördermittel, etwa eine Kaufprämie für Elektro-Autos, erteilte die Bundesregierung allerdings eine Absage.

«Ich setze auf die Attraktivität der Produkte», sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Deutschland sei durchaus in der Lage, zukünftig die weltweit besten Elektro-Autos zu bauen. Derzeit gebe es allerdings noch nicht einmal ein ausgereiftes und preislich wettbewerbsfähiges Serienfahrzeug aus deutscher Produktion. Eine Prämie von beispielsweise 5000 Euro würde bei einer Million Autos zudem einer Summe von fünf Milliarden Euro entsprechen. Dies müsste dann in anderen Bereichen, etwa im Straßenbau, eingespart werden. Auch Merkel verwies auf die 500 Millionen Euro für Forschungen im Bereich Elektromobilität im Konjunkturpaket II.

Die Leitung der «Nationalen Plattform Elektromobilität» soll der ehemalige SAP-Chef Henning Kagermann übernehmen. In sieben verschiedenen Arbeitsgruppen sollen Vertreter verschiedener Branchen, etwa von Autoherstellern und Stromkonzernen mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen für sämtliche von der Technik betroffenen Bereiche, etwa der Batterietechnik oder der Infrastruktur zu entwickeln. Im kommenden Herbst und im Frühjahr 2011 sollen jeweils Berichte über den aktuellen Entwicklungsstand informieren.

Auch wenn sich die deutschen Autohersteller derzeit mit Ankündigungen überschlagen, wird die Serienproduktion von Elektro-Autos noch dauern. Als Hauptprobleme gelten die hohen Kosten und die geringe Reichweite. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) beziffert den Kostenunterschied zwischen einem Elektro-Auto und einem vergleichbaren Wagen mit Verbrennungsmotor auf 8000 bis 15 000 Euro.

Experten sehen Deutschland im Rückstand im Vergleich mit Ländern wie Japan, Korea und China. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung sieht Deutschland in der Schlüsseltechnologie der Fahrzeugbatterien und im Bereich der fahrzeugbezogenen Leistungselektronik schlecht aufgestellt. Nun seien «große Anstrengungen» erforderlich, um den Anschluss an die technisch führenden Nationen zu finden, hieß es im jüngsten Gutachten.

Vielleicht stünde Deutschland besser da, wenn Angela Merkel nicht Kanzlerin wäre, sondern Elektro-Autos entwickeln würde.

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