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Quelle-Aus jetzt offiziell besiegelt – Gläubiger akzeptieren auf Versammlung Liquidation des Traditionshauses

Essen. Das endgültige Aus für die insolvente Arcandor-Versandhandels-Tochter Quelle ist nun auch formell beschlossen. Eine Gläubigerversammlung akzeptierte am Mittwoch in Essen die Liquidation des Traditionshauses, verzichtete dazu aber auf eine gesonderte Abstimmung. Sie folgten mit ihrem «Ja» der Vorgabe der Insolvenzverwaltung, die eine Abwicklung im Oktober verkündet hatte.

Nach Einschätzung der Quelle-Abwickler müssen die etwa 10 000 Gläubiger, die rund 1,7 Milliarden Euro an Forderungen angemeldet haben, aber noch lange auf ihr Geld warten. Grund sei unter anderem, dass es noch rund 800 Millionen Euro an ausstehenden Forderungen an Quelle-Kunden gebe. Davon seien rund 40 Prozent Ratenzahlungen, die über Jahre liefen. Dies müsse abgewartet werden. Wie viel Geld am Ende für die Gläubiger übrigbleibe, stehe noch nicht fest, hieß es.

Die Liquidation sei mangels Investor zwingend gewesen, betonte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. «Man kann sich keinen Investor schnitzen», stellte er dazu fest. Von den zuletzt verbliebenen vier ernsthaften Interessenten habe sich keiner zu einem Vertragsabschluss durchringen wollen. «Wir mussten uns dann entscheiden, den Patienten nicht mehr zu beleben.»

Der Quelle-Mutterkonzern Arcandor hatte am 17. Juni wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz auch für seine Versandhandelssparte Primondo, zu der Quelle gehört, sowie für die Warenhauskette Karstadt angemeldet. Am 19. Oktober hatte die Insolvenzverwaltung das Aus für das 82 Jahre alte Traditionshaus Quelle bekanntgegeben. Derzeit läuft der Ausverkauf des Quelle-Warenbestands. Bundesweit verlieren bis Jahresende über 10 000 Menschen ihren Arbeitsplatz. Ende Oktober mussten bereits 2000 gehen.

Für das Scheitern der Investorensuche machten die Quelle-Abwickler auch die Kündigung des sogenannten Factorings verantwortlich. Bei diesem für den Versandhandel üblichen Verfahren verkauft das Unternehmen seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen gegenüber den Kunden an eine Bank. Doch die Vorfinanzierung der Kundenforderungen durch die Quelle-Hausbank Valovis mit Unterstützung der BayernLB und der Commerzbank war zuletzt auf das Jahresende begrenzt. Eine Fortführung in 2010 hatten die Kaufinteressenten aber zur Bedingung gemacht.

In ihrem Bericht an die Gläubiger zeichneten die Insolvenzverwalter zugleich ein kritisches Bild der letzten Quelle-Jahre. Die Hauptprobleme von Quelle wie etwa ein überdimensioniertes Geschäftssystem und der stetige Bedeutungsverlust des Universalhandels seien erst ab 2006 und damit viel zu spät angegangen worden. Letzten Endes hätten Zeit und Geld nicht für eine nachhaltige Sanierung ausgereicht.

In einem «Marathon» von Gläubigerversammlungen hatten die Gläubiger von Arcandor und deren Tochtergesellschaften in dieser Woche über die Konsequenzen aus der Insolvenz des Konzerns beraten. Die Gläubiger der Arcandor-Holding hatten am Montag die Abwicklung der Gesellschaft beschlossen. Dagegen stimmten die Karstadt-Gläubiger am Dienstag für einen Erhalt des Unternehmens und die Suche nach einem Investor. Insgesamt geht es bei der Arcandor-Pleite – der größten in der Geschichte der Bunderepublik – um Forderungen in Höhe von 19 Milliarden Euro.

ddp.djn/fbr/rab

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