Unternehmerwissen

Stressmanagement für Führungskräfte: Wie du wirklich Einfluss nimmst

Gastbeitrag von Kathrin Krügel

Vielleicht kennst du das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen. Du weißt, was du alles zu
tun hast. Du triffst Entscheidungen, trägst Verantwortung, arbeitest an der nächsten
Strategie und gleichzeitig willst du auch ein gutes Vorbild sein, ruhig, klar und souverän.
Aber innerlich spürst du: Das kostet Kraft. Viel Kraft.

Viele Führungskräfte wissen nicht, wie sehr sie selbst Teil ihres eigenen Stresssystems sind.
Sie glauben, Stress sei eine unvermeidbare Nebenwirkung von Leistung. Dabei liegt der
Schlüssel zur Veränderung in etwas ganz anderem: dem bewussten Umgang mit den
eigenen Einflussbereichen.

Warum viele Tipps zur Stressbewältigung nicht helfen

Vielleicht hast du schon einiges ausprobiert. Achtsamkeit. Bewegung. Meditation.
Zeitmanagement. All das kann hilfreich sein, aber oft ist es nicht das, was du in deinem
vollen Alltag wirklich umsetzen kannst oder willst.

Was oft fehlt, ist das Verständnis dafür, warum du überhaupt in bestimmten Situationen so
gestresst reagierst. Warum du abends nicht abschalten kannst, obwohl du müde bist. Oder
warum du trotz Erfolg immer wieder das Gefühl hast, es reicht nicht.
Wenn du deine Stressmuster besser verstehst, kannst du auch gezielter eingreifen. Denn
Stress ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Signal. Und dieses Signal kannst du lesen
lernen.

Drei Ebenen, auf denen du wirklich etwas verändern kannst

1. Deine inneren Muster verstehen

Jeder Mensch hat ein eigenes Stresssystem. Es ist neurobiologisch geprägt und individuell
verschieden. Manche Menschen reagieren schneller auf Druck, andere können sich besser
beruhigen. Das hängt mit unseren neurobiologischen Basissystemen zusammen. Sie
beeinflussen, wie stark unser Stresssystem reagiert, wie leicht wir uns beruhigen können
und wie stark unser Bindungssystem aktiviert ist.

Ein Teil davon ist genetisch angelegt. Ein anderer Teil ist geprägt durch Erfahrungen, durch
unser Umfeld, durch alte Überzeugungen. Viele Führungskräfte tragen Sätze in sich wie: Ich
muss alles im Griff haben. Oder: Ich darf niemanden enttäuschen. Solche Glaubenssätze
erzeugen Druck. Und dieser Druck wird oft gar nicht bewusst wahrgenommen, sondern wirkt
im Hintergrund.

Ein wirksamer Weg ist ein Business Coaching mit neurobiologischen Ansätzen, das dabei
unterstützt, innere Stressmuster gezielt zu regulieren, emotionale Reaktionen zu verstehen
und neue Handlungsoptionen zu verankern – für mehr innere Stabilität und eine souveräne
Führungshaltung.

2. Deine Selbststeuerung stärken

Selbststeuerung beginnt nicht im Kopf, sondern im limbischen System – genauer gesagt im
autobiografischen Gedächtnis, wo Erlebnisse gemeinsam mit ihren Emotionen gespeichert
werden. Wenn du heute überreagierst oder dich durch Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen
lässt, steckt oft eine alte emotionale Prägung dahinter.

Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen damals und heute. Es reagiert sofort, automatisch und meist unbewusst. Ein wichtiger Schritt besteht darin, diese Prägungen zu erkennen und die damit
verbundenen negativen Emotionen zu lösen. Ziel ist es, sie mit neuen inneren Ressourcen
und stärkenden Erfahrungen zu verknüpfen, sodass mehr Handlungsfreiheit entsteht.

Denn unsere Emotionen haben nicht nur das erste, sondern meist auch das letzte Wort.
Gleichzeitig braucht es Geduld für das, was weniger spektakulär klingt: neue Denk- und
Verhaltensroutinen. Unser prozedurales Gedächtnis liebt Wiederholung. Es speichert
Abläufe, nicht Einsichten. Und deshalb braucht Veränderung Zeit, Struktur und
Wiederholung.

Kleine Rituale wie klare Tagesübergänge, bewusste Pausen oder ein verbindlicher
Feierabend wirken oft leise – aber dauerhaft. Selbststeuerung bedeutet deshalb nicht
Kontrolle, sondern das eigene System gut zu kennen und es gezielt zu unterstützen.

3. Deinen Einflussbereich erkennen und nutzen

Führungskräfte tragen viel Verantwortung. Aber nicht für alles. Wer versucht, immer überall
gleichzeitig zu wirken, verliert irgendwann den Kontakt zu sich selbst.
Die Frage ist: Was liegt in deinem direkten Einflussbereich? Worauf verwendest du Energie,
obwohl du nichts daran ändern kannst? Und wo hast du vielleicht mehr Spielraum, als du
denkst?

Ein Beispiel: Ein Geschäftsführer, der ständig überlastet war, stellte fest, dass er fast die
Hälfte seiner Zeit mit Aufgaben verbrachte, die eigentlich in sein Team gehörten. Aus Sorge,
es könne etwas schieflaufen, machte er vieles selbst. Als er begann, gezielt zu delegieren,
spürte er nicht nur Entlastung, sondern auch neue Energie für die wirklich wichtigen
Themen.

Auch das gehört zur Führung: abzugeben, zu vertrauen, loszulassen. Nicht aus
Bequemlichkeit, sondern aus Klarheit.

Fazit: Stresskompetenz als Führungsinstrument

Stress entsteht nicht einfach. Er hat Ursachen. Und diese Ursachen lassen sich
beeinflussen, wenn du weißt, wo du ansetzen kannst.

Die drei wichtigsten Hebel für dich als Führungskraft:

1) Verstehe deine inneren Muster. Was treibt dich an? Was stresst dich wirklich?

2) Stärke deine Selbstführung. Nicht mit Selbstoptimierung, sondern mit echten
Routinen und emotionaler Klarheit.

3) Nutze deinen Handlungsspielraum. Fokussiere dich auf das, was du wirklich
beeinflussen kannst. Und lasse los, was nicht zu dir gehört.

Führung beginnt bei dir selbst. Wenn du dich selbst besser verstehst, kannst du auch
andere klarer, wirkungsvoller und menschlicher führen.

Vielleicht stellst du dir ab heute öfter die Frage:
– Was davon ist wirklich wichtig?
– Und was darf einfach mal warten?

Über die Autorin

Kathrin Krügel ist Business Coach und Managementberaterin mit über 20 Jahren internationaler Führungserfahrung. Sie unterstützt Führungskräfte und Unternehmen dabei, in einer komplexen Arbeitswelt durch psychodynamisches Coaching, emotionale Intelligenz und neurowissenschaftlich fundierte Methoden resilient und wirksam zu führen.

https://refra-me.de/

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