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Berlin nach dem Brexit: Warum Politiker auf einen Standortwechsel der britischen Unternehmen drängen

Der Brexit hat uns alle geschockt. Obwohl die Meinungsumfragen dramatisch zwischen den Kampagnen „Gehen“ und „Bleiben“ hin- und herschwankte, konnten sich nur wenige wirklich vorstellen, dass einer der größten europäischen Handelspartner tatsächlich die Union verlassen und einen eigenen Weg einschlagen würde.

Doch sie sind raus und nun versuchen örtliche Politiker Großbritannien’s Start-Ups hier nach Deutschland zu holen – genauer gesagt nach Berlin: Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, hat die britischen Unternehmer gewarnt, dass der Brexit ihre Geschäfte schädigen wird, und drängt sie, nun im Anschluss an das Votum ihren Standort zu verlagern.

Hier schauen wir uns dies einmal genauer an…

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Eine schreckliche Warnung

Frau Yzer hat sich kürzlich mit der Bitte an britische Start-Ups gewandt, sich aufgrund der Entscheidung des Landes, die Europäische Union zu verlassen, hier anzusiedeln. Mit der Zusicherung von Ressourcen und Hilfestellung bei einem Standortwechsel schrieb sie:

“Großbritannien’s Wahl, die Europäische Union zu verlassen, wird sich stark auf Ihre Geschäfte im Vereinigten Königreich auswirken. Wahrscheinlich überprüfen Sie bereits die Möglichkeit, Ihr Unternehmen direkt im Herzen der Europäischen Union anzusiedeln.“

Quelle: Elionas2/pixabay.com
Quelle: Elionas2/pixabay.com

Berlin als entsprechenden Standort anführend schreibt sie weiter: “Berlin ist nicht nur die Hauptstadt von Europa’s stärkstem Wirtschaftsland, sondern auch die am schnellsten wachsende Stadt in Deutschland… Berlin ist eine internationale, weltoffene Stadt, die hochqualifizierte Talente aus aller Welt anzieht.

Viele Hunderte dieser Briefe wurden von Frau Yzers Büro aus, als Fortsetzung ihrer früheren Versuche britische Talente ins Land zu bringen, versendet. Sie bezog sich auf diese Strategie im Juni, als sie sagte: „Wir werden [aus dem Brexit] unseren Vorteil ziehen. Und das ist mehr als fair.“

Was könnte dies für Deutschland bedeuten?

Obwohl Frau Yzers Kampagne noch nicht vollständig zu Ende, behauptete sie im Juli, dass rund 100 britische Start-Ups Kontakt zu ihr aufgenommen hätten, um mehr über einen Standortwechsel in Erfahrung zu bringen.

Wenn man bedenkt, dass Großbritannien’s technischer Sektor mit überwältigender Mehrheit gegen den Ausstieg aus der Union war, überrascht es nicht, dass diese Unternehmen gewillt sind, ihr Angebot anzunehmen und sich deutscher Gastfreundschaft und einer Position im Zentrum Europas zu erfreuen.

Dies könnten ausgesprochen gute Neuigkeiten für unsere Wirtschaft sein, und auch für unseren eigenen technologischen Bereich. Mit London, das sich im Epizentrum von Europas Entwicklung und Fortschritt befindet, könnte sich Berlin den Standortwechsel ausländischer Talente und die dadurch gebotenen Geschäftsmöglichkeiten zu nutze machen. Dieses würde Geld in unsere Wirtschaft pumpen, und damit das Wachstum innerhalb des deutschen Marktes durch die Unterstützung der Inlandsindustrie ankurbeln.

Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Resultates bleibt noch ungewiss, aber Frau Yzer ist optimistisch und meint: „Wir bekommen jeden Tag positives Feedback. Mit jedem Interview, das ich gebe, erhalte ich mehr Anfragen.“ Sollte sich ihre Intuition als richtig erweisen, wird unser technologischer Sektor mit Hilfe der britischen Unternehmen unserer Wirtschaft schon in Kürze einiges zu bieten haben.

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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