
Finanzielle Bildung: Zwischen Koksdealer und Kinderschänder
Das Image der Finanzbranche ändert sich gerade
Kolumne von Sven Jobusch
Ja, das Image der Finanzbranche ist schlecht. Investment-Banker gelten als unseriöse Finanz-Jongleure, gemeine Bankberater als Provisionsabzocker. Und Versicherungsmakler rangieren irgendwo zwischen Koksdealer und Kinderschänder. Wer kennt es nicht: Wer nichts wird, wird Wirt – ist auch dieses nicht gelungen, so macht er in Versicherungen. Schade, denn das, was insbesondere freie Finanzmakler an Wissen und Erfahrungsschatz besitzen und in der Regel für ihre Mandanten einsetzen, ist enorm. Kaum jemand weiß, wie komplex die Regelungen und bürokratischen Restriktionen sind, und wie hart die Aus- und permanente Fortbildung ist, eben damit mit dem Geld anderer Leute kein Schindluder getrieben wird. Ein guter und unabhängiger Vermögensexperte ist im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Er schützt die Lebensrisiken von Menschen und ist Treuhänder fremder Vermögen. Er hat die finanzielle Bildung, die den meisten Menschen fehlt – leider.
Schwarze Schafe haben kurze Beine
Dass es in der Branche nicht wenige schwarze Schafe gibt, soll nicht verschwiegen werden. Nicht jeder verkauft das beste Produkt für den Mandanten, sondern vielleicht das, das er am besten kennt oder für das es vermeintlich die attraktivste Provision gibt. Aber das ist die Ausnahme. Im Premiumsegment allemal. Gute Makler wissen, dass derartiges Verhalten kurze Beine hat und ein zufriedener Mandant, der Gewinne sieht und Services zu schätzen weiß, die bessere – und langfristig nachhaltigere – Basis für das eigene Geschäft darstellt. Win-win eben.
Sachwalter mit finanzieller Expertise
Ein guter Makler freut sich, wenn er auf Mandanten trifft, die wissen, was sie wollen, die Ziele vorgeben und ihrerseits über ein Basiswissen über Geld, Vorsorge und Finanzen verfügen. Mit diesen Mandanten lassen sich Planungen realisieren und Erfolge erzielen. Die Resilienz wird gestärkt, das Vermögen wächst. Der Vermögensberater und der Mandant werden Partner. Der Makler ist kein Verkäufer, sondern Sachwalter mit finanzieller Expertise. Solche Makler wünschen sich nichts mehr, als das möglichst viele Menschen ihrerseits über finanzielle Bildung verfügen. Die fehlt aber leider in weiten Teilen der Gesellschaft.
Es fehlt an finanzieller Bildung
Finanzielle Bildung sollte oberste Priorität haben. Die meisten Arbeitnehmer verstehen nicht einmal ihre eigene Lohnabrechnung. Sie sehen zwar die Zahlen, aber die Hintergründe sind vielen fremd, etwaige Optimierungen ohnehin. Selbst Akademiker und sogar mancher Unternehmer hat Schwierigkeiten. Viele sparen nicht systematisch, weil ihnen das Wissen
über Finanzprodukte und Anlagemöglichkeiten fehlt. Und so sind viel zu viele Menschen nicht nur dem Finanzamt, sondern auch der Unbill des Lebens ausgesetzt, weil in Krisen der entsprechende Schutz und die finanziellen Polster fehlen.
Finanzwissen ist Sache der Schule nicht – leider
Schuld daran sind auch die Lehrpläne an Schulen. Finanzwissen spielt hier keine Rolle, gilt nicht als Allgemeinwissen. In diesem Sinne werden Kinder und Jugendliche eben nicht auf das Leben vorbereitet. Dabei spielt Geld doch eine so gewichtige Rolle. Nützliches und praktisches Wissen ist Sache der Schule nicht, zumindest nicht im regulären Curriculum. Und da auch die meisten Eltern nur wenig Finanzwissen erworben haben, bleibt individuelle Vermögensbildung oft allzu lange auf der Strecke.
Gute Berater stärken die Resilienz
Die Finanzbranche könnte und müsste das ausgleichen – und sie tut es auch. Seriöse Makler, diejenigen abseits der Strukturvertriebe, beraten nicht nur, sie befähigen ihre Mandanten zu klugen finanziellen Entscheidungen. Sie stellen Alternativen in den Raum und zeigen neben Chancen auch Risiken auf. Wer an einen guten Makler gerät, hat nachher nicht ein neues Produkt, sondern eine intellektuelle Rendite erzielt – und das gute Gefühl gewonnen, dass seine Resilienz gewachsen ist. Entweder, weil das Vermögen wächst, oder weil der Schutz zugenommen hat.
Gute Finanzberatung wird zum Privileg
Die Zeiten haben sich zum Glück geändert. Wer heute noch erfolgreich als Finanzmakler tätig ist, der hatte nie im Sinn, Wirt zu werden, sondern er betreibt seinerseits ein erfolgreiches Business. Beratung findet auf Augenhöge statt, im Premiumsegment mit Akademikern und Unternehmern allemal. Die allermeisten unabhängigen Berater sind professionelle Dienstleister mit hohen Ansprüchen. Und, ganz ehrlich: Meistens brauchen die Mandanten, auch Akademiker und Unternehmer, die Makler und Finanzberater mehr als diese umgekehrt neue Kunden. Zu komplex sind die Produkte und Anforderungen geworden, als dass das Neukundengeschäft noch die Relevanz besäße. Wer einen guten Kundenstamm hat, der ist ausgelastet – und damit beschäftigt, den Wohlstand und die Sicherheit seiner bestehenden Mandanten zu sichern. Auch dies ist ein Grund, weswegen die deutsche Gesellschaft dringend mehr Finanzwissen braucht. Nur finanziell gebildete Menschen sind mündige Bürger. Und nur solche werden zukünftig noch Berater finden, die sich ihrer annehmen. Gute Finanzberatung wird zum Privileg.
Es dominieren Missgunst und Neiddebatten
Ein möglicher Grund, weswegen das Thema Finanzbildung noch immer vernachlässigt wird, ist der Umgang der Gesellschaft mit „Reichen“. Wer Geld hat, und wer es konsequent zu mehren versucht, gilt als verdächtig. Dabei kommt reich von „erfolg-reich“. Jedoch neiden viele Menschen anderen nicht nur ihr Vermögen, sondern auch ihre Erfolge. Es dominieren Missgunst, Gleichmacherei, Nivellierung. Leistung, Performance, Investments und Unternehmertum zählen wenig. Das ist ein Problem, weswegen Deutschland in vielen Bereichen abgehängt wird.
Mangelnde Finanzbildung macht verführbar und abhängig
Schon in Kinderbüchern und TV-Filmen lernen Kinder und Jugendliche, der Reiche ist kriminell, skrupellos und boshaft. Selbst Schulbücher vermitteln bisweilen diesen Eindruck. Auf dieser Basis kann finanzielle Bildung nicht gedeihen – und die breite Masse bleibt abhängig von dem, was der Staat ihnen übriglässt oder ihnen als Alimente gewährt. Eine Gesellschaft, die wohlhabend ist, ist weniger verführbar von Parteien und Regierungen. Ist das ein Grund, weswegen wir der Finanzbildung so wenig Priorität einräumen?
Finanzielles Schicksal souverän gestalten
Eine Gesellschaft, die den Zinseszins-Effekt nicht kennt, wird kaum zu einer Wohlstandsgesellschaft. Eine Gesellschaft, die ihre Erfolgreichen nicht wertschätzt, wird zwangsläufig ins Mittelmaß abrutschen. Was wir brauchen, ist weniger Neid, dafür mehr Erziehung zu Mut, Eigenverantwortung und Selbstständigkeit, mehr Förderung von Initiative, statt Paternalismus und Fatalismus. Und ja, seriöse Finanzmakler sind ein Teil davon. Sie ermutigen und befähigen ihre Mandanten, ihr (finanzielles) Schicksal ein Stück weit souveräner zu gestalten.
Autorenprofil:
Der MiNa-Kolumnist Sven Jobusch ist unabhängiger Finanz- und Versicherungsmakler. Als geprüfter Fachwirt für Finanzen und Versicherungen ist er auf Gewerbekunden, Selbstständige und Freiberufler spezialisiert. Seine Mandanten schätzen insbesondere seinen Fokus auf strategische Vorsorge- und Vermögensplanung sowie Krisenprävention und Krisenintervention. Er gilt als Finanzarchitekt und jemand, der Unternehmen und Unternehmer vor und in Krisen schützt – insbesondere in Sachen Vermögen. In seiner Kolumne gibt er Finanzwissen weiter und beschäftigt sich mit den Themen Vorsorge, Resilienz und Krisenabsicherung.