Finanzen

Existenzschutz für Unternehmer: Wie Selbstständige ihr Vermögen wirklich sichern

Interview mit Sven Jobusch

Sven Jobusch ist MiNa-Kolumnist und einer der führenden Finanzexperten für Selbständige, Unternehmer und Entscheider. Mittelstand-Nachrichten.de hat mit ihm über die Themen Existenzsicherung und Krisen gesprochen – und über die Risiken, die die aktuelle Politik verursacht.

Wer ist besonders gefährdet, sein Vermögen oder gar seine Existenz zu verlieren?

Das sind groteskerweise diejenigen, die gemeinhin als „reich“ bezeichnet werden. Selbständige, Unternehmer, Menschen die Verantwortung übernehmen – diejenigen, bei denen die Sozialsysteme nicht greifen, weil sie weder angestellt noch ohnehin auf Transfers angewiesen sind. Das sind aber genau die Menschen, die anderen Arbeit geben, die Neues wagen, gründen und investieren, ebenjene, die ins Risiko gehen, um dem Mittelmaß und der staatlichen Zwangsfürsorge zu entkommen. Wer eine gewisse Fallhöhe erreicht hat, der hat auch viel zu verlieren, nicht nur Geld, sondern auch gesellschaftliche Zugehörigkeit, Reputation und Teilhabe. Nicht selten trifft diese Menschen dann die Häme derer, die eben nie etwas riskiert haben. Umso wichtiger ist es für sie, Risiken abzuwägen, Resilienz zu schaffen und strategisch finanziell vorzusorgen. Dafür gibt es Wege.

Was sind die größten Gefahren für Unternehmer in Sachen Vermögen und Vorsorge?

Das ist sehr individuell und hängt von Rechtsformen, Branchen und Gesellschafterstrukturen ab. Aber es ist immer schlecht, auf mögliche Krisen zu spät zu reagieren und zu lange auf das Prinzip Hoffnung zu setzen. Ebenso ist es immer eine Gefahr, Privat- und Geschäftsvermögen nicht zu trennen und, wenn es eng wird, unendlich aus dem Privatvermögen nachzuschießen. In aller Regel ist es besser, die beiden Welten zu trennen. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Jeder Unternehmer sollte Risikomanagement und Risikomonitoring betreiben – auch in Sachen Vorsorge und Vermögen.

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Welche Fehler sollten Unternehmer bei der Vermögensplanung und -sicherung unbedingt vermeiden?

Alle Eier in einen Korb zu legen. Wichtig ist, in mehreren Asset-Klassen und Märkten investiert zu sein. Aber auch nicht in zu viele verschiedene Produkte gleichzeitig. Ich kenne viele Unternehmer, die haben fünf, sechs Sparverträge, drei, vier Wertpapier-Depots und so weiter. Es ist, wie immer im Leben, gut, sich auf wenige Dinge zu konzentrieren, diese im Blick zu behalten und langfristig zu pflegen. Dabei muss man in kurzfristige Liquidität, mittelfristige Rendite und langfristige Anlagen unterscheiden. Und man sollte nur in Dinge investieren, die man versteht.

Welche Versicherungen und Schutzmaßnahmen empfehlen Sie dringend?

Man muss unterscheiden. Es gibt die persönliche Absicherung. Dazu gehören eine gute Krankenversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung, eine Haftpflicht, je nach Einkommen eine Versicherung gegen schwere Krankheiten (Dread Disease) und eine Berufshaftpflicht. In Bezug auf die Geldanlage braucht man ein Wertpapierdepot, ein Tagesgeldkonto, etwas Gold und natürlich auch Immobilien sowie ein paar Wertgegenstände. Wichtig ist, wie gesagt, Privat- und Geschäftsvermögen zu trennen und auf beiden Seiten entsprechende Finanzplanungen vorzunehmen und diese zu gestalten.

Welche Geldanlagen sind unbedingt sinnvoll und welche sind vielleicht erst in zweiter und dritter Linie relevant?

Kurzfristig sind liquide Mittel wie Tagesgeldkonten wichtig. Mittelfristig ETFs, Fonds oder andere Wertpapiere. Langfristig Themen wie Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen sowie Sparverträge und Rentenversicherungen, die aber nicht „von der Stange“ kommen sollten und jeweils passend zur beruflichen Situation in Kombination mit einer Gesellschafter-Geschäftsführer-Vorsorge oder Basisrente gestaltet werden müssen. Je nachdem, wo man als Unternehmer steht oder wie alt man ist, muss man seine Sparziele und Maßnahmen anpassen. Dafür gibt es Experten, die das exakt berechnen können und die Renditen maximieren – je nach unternehmerischen, persönlichen und finanziellen Planungen. Das ist für jede Person anders. Müssen Familie und Mitarbeiter abgesichert werden? Wie risikoaffin ist jemand? Keine Vermögensplanung gleicht der anderen.

Was ist neben dem Thema Finanzen und Versicherung noch wichtig?

Vor allem eine Lebensplanung. Wann möchte ich aufhören zu arbeiten? Wie und wo möchte ich im Alter leben? Wie geht es für mich nach dem Arbeitsleben weiter? Welche Risiken muss ich absichern? Für wen vorsorgen, wenn mir etwas passiert? Finanz- und Vermögensplanung ist immer vor allem Teil der eigenen Lebensplanung. Deswegen ist das für Selbständige und Unternehmer so wichtig. Deren Risiken sind in der Regel größer. Ebenso deren Verantwortung. Und das Leben verläuft leider selten linear.

Nach welchen Kriterien sollten Unternehmer entscheiden, wenn sie nachhaltige Resilienz schaffen wollen?

Es ist wichtig, die Risiken des Unternehmens, etwa durch technische Disruptionen, Marktveränderungen oder politische Entscheidungen einzuschätzen und diese ständig sowohl zu beobachten als auch mit den persönlichen Lebensplanungen abzugleichen. Für Unternehmer ist Finanzberatung immer auch Unternehmensberatung. Meist ist die persönliche Existenz eng mit dem Unternehmen verbunden. Beides muss abgesichert werden – gegen die Unbill des Lebens und gegen Geschäftsrisiken. In jedem Fall sollten Unternehmer aber verhindern, dass sie Krisen im Unternehmen auch persönlich in die Tiefe reißen.

Wie findet man den richtigen und passenden Begleiter in Sachen Vermögen und Vorsorge?

 Man muss den richtigen Vermittlertypen auswählen, jemanden, der zu einem passt und die eigene Lebenssituation verstehen und einordnen kann. Keinesfalls sollte man einen Vertreter oder klassischen Banker mandatieren, der nur eine beschränkte Auswahl an Produkten hat und einer einzelnen Gesellschaft verpflichtet ist. Es braucht, gerade bei Unternehmern, einen unabhängigen Experten, der den Namen Experte auch verdient, und der sowohl über die entsprechende Erfahrung und Ausbildung verfügt als auch einen entsprechenden Leumund in der Unternehmerwelt hat. Das drückt sich unter anderem in Bewertungen aus. Diese sind zwar keine Garantie, aber zumindest ein Indikator. Entscheidend sind Referenzen. Meiden sollte man Makler, die suggerieren, sie könnten alles. Der Bauchladen ist schlecht, eine Spezialisierung auf bestimmte Zielgruppen, Milieus und Produkte hingegen ist gut.

Warum ist das Image vieler Finanzmakler und Vermögensberater so schlecht?

Dies ist historisch bedingt. Bis vor einigen Jahren konnte noch jeder Versicherungsprodukte verkaufen und vermitteln. Meist hatte das mit bedarfsgerechter Beratung rein gar nichts zu tun. Hier wurde aber inzwischen vom Gesetzgeber einiges verbessert und eine Mindestqualifikation als Standard festgelegt. Ohne diese und die Eintragung in das IHK-Vermittlerregister ist es nicht mehr möglich, als Makler tätig zu werden. Das hat den Markt etwas geordnet. Aber: Leider gibt es auch heute noch Quereinsteiger, die bei den einschlägigen Direkt- und Strukturvertrieben am Wochenende eine „Hipp-Hipp-Hurra-Veranstaltung“ besuchen und dann aufgefordert werden, ihre Freunde und ihre Familie abzugrasen. Diese Menschen sollte man dringend meiden. Die Fluktuation der Mitarbeiter in diesen Systemen ist extrem hoch, nach zwei Monaten wirft der „Berater“ in der Regel resigniert das Handbuch, aber der Freund, sofern er das dann noch ist, sitzt auf den vermittelten „Kamikazeverträgen“. Die Qualifikation dieser „Struckies“ ist verheerend.

Selbsternannte Vermögensberater des größten Strukturvertriebs, welche sich seit einigen Jahren auch „Coach“ nennen, möchten mit dem Kunden über Geld sprechen, sind aber oft selbst nicht in der Lage, ihre eigene Miete pünktlich zu zahlen. Deswegen ist auch wichtig zu schauen, wie lange ein Makler schon auf dem Markt ist. Langfristige eigene Erfolge des Maklers geben Aufschluss darüber, ob dieser auch für einen selbst nachhaltige Erfolge erzielen kann.

Was trägt sonst noch zu diesem Image bei?

Jeder hat wohl schon einmal selbst oder im Bekanntenkreis die Erfahrung gemacht, dass eine Versicherung im Schadenfall nicht gezahlt hat. Darüber wird entsprechend gerne in den Medien berichtet. Tatsächlich kommt das aber gar nicht so oft vor, wie man denkt. Aber das macht die ganze Branche zu Verbrechern. Leider. Das sind tatsächlich eher die Ausnahmen.

Daher ist es jedoch extrem wichtig, regelmäßig die eigenen Verträge zu prüfen beziehungsweise von einem Experten prüfen zu lassen, ob wirklich alle bestehenden Risiken bedarfsgerecht gedeckt sind. Ändert sich das Leben, müssen sich manchmal auch die Verträge ändern. Ein guter Makler hat das im Blick und begleitet entsprechend.

Warum ist es wichtig, mehr Bildung und Wissen rund um Finanzen und Vermögen zu fördern?

Finanzielle Bildung sollte oberste Priorität haben. Die meisten Arbeitnehmer verstehen nicht einmal ihre eigene Lohnabrechnung. Selbst Akademiker und sogar mancher Unternehmer hat Schwierigkeiten. Deswegen sparen viele nicht systematisch. Und so sind sie nicht nur dem Finanzamt, sondern auch der Unbill des Lebens ausgesetzt, weil in Krisen der entsprechende Schutz und die finanziellen Polster fehlen. Schuld daran sind auch die Lehrpläne an Schulen. Finanzwissen spielt hier keine Rolle, gilt nicht als notwendiges Allgemeinwissen. In diesem Sinne werden Kinder und Jugendliche eben nicht auf das Leben vorbereitet. Dabei spielt Geld doch eine so gewichtige Rolle. Dieses nützliche und praktische Wissen ist Sache der Schule nicht, zumindest nicht im regulären Curriculum. Und da auch die meisten Eltern nur wenig Finanzwissen erworben haben, bleibt individuelle Vermögensbildung oft allzu lange auf der Strecke. Dabei schützt Vermögen vor Risiken – in jedem Alter und in jeder Lebensphase.

Finanzbildung muss in den Fokus! Nur so werden Menschen unabhängig, selbständig und resilient.

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