
Das Vertragsrecht bildet das Rückgrat wirtschaftlicher Beziehungen – auch und gerade im Mittelstand. Dennoch wird es in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) häufig vernachlässigt oder nur oberflächlich behandelt. Die Folgen können teuer sein: Rechtsstreitigkeiten, Forderungsausfälle oder Haftungsrisiken. Viele Fehler lassen sich jedoch mit einfachen Mitteln vermeiden. Dieser Beitrag beleuchtet die häufigsten Schwachstellen im Vertragsmanagement von Mittelständlern und zeigt auf, wie diese praxisnah behoben werden können.
Unklare oder lückenhafte Vertragsgestaltung
Ein häufiger Fehler besteht in unklaren oder unvollständigen Vertragsformulierungen. Viele mittelständische Betriebe greifen auf Vorlagen aus dem Internet oder alte Muster zurück, die nicht auf den konkreten Einzelfall zugeschnitten sind. Die Folge: Streitigkeiten über Pflichten, Fristen oder Gewährleistung, weil der Vertrag Interpretationsspielraum lässt.
Tipp zur Vermeidung: Verträge sollten stets individuell an das konkrete Geschäft angepasst und juristisch geprüft werden. Klare Formulierungen, eindeutige Regelungen zu Leistungsumfang, Zahlungsmodalitäten, Kündigungsrechten und Haftung sind essenziell.
Mündliche Absprachen und fehlende Dokumentation
Gerade in langjährigen Geschäftsbeziehungen oder bei familiär geprägten Unternehmenskulturen sind mündliche Absprachen üblich. Was auf den ersten Blick vertrauensvoll wirkt, kann im Streitfall zu Beweisproblemen führen.
Tipp zur Vermeidung: Selbst bei scheinbar unkomplizierten Geschäften sollte immer eine schriftliche Vereinbarung getroffen werden. Auch Nachträge oder Änderungen sollten stets dokumentiert und von beiden Parteien unterzeichnet werden.
Fehlende AGB oder unklare Einbeziehung
Viele KMU verzichten auf eigene Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) oder setzen sie nicht korrekt ein. Besonders problematisch: AGB werden oft nicht wirksam in den Vertrag einbezogen – etwa weil sie nicht rechtzeitig übermittelt oder vom Vertragspartner nicht akzeptiert wurden.
Tipp zur Vermeidung: AGB sollten professionell erstellt und regelmäßig aktualisiert werden. Zudem muss die Einbeziehung rechtssicher erfolgen – idealerweise mit einem klaren Hinweis bei Vertragsschluss und einer einfachen Möglichkeit zur Einsichtnahme.
Versäumnisse bei Vertragsfristen und Kündigungen
In der Praxis werden Fristen oft übersehen – sei es bei Kündigungsfristen, Lieferterminen oder Verjährungen. Das kann zu unnötigen Kosten oder einem ungewollten Fortbestehen von Verträgen führen.
Tipp zur Vermeidung: Ein systematisches Fristenmanagement – zum Beispiel in Form digitaler Tools oder Kalendersysteme – hilft, den Überblick zu behalten. Zuständigkeiten sollten intern klar geregelt sein.
Internationale Verträge ohne ausreichende Prüfung
Gerade exportorientierte Mittelständler schließen Verträge mit ausländischen Partnern. Doch internationale Verträge bringen besondere Herausforderungen mit sich – etwa bei der Wahl des anwendbaren Rechts oder des Gerichtsstands.
Tipp zur Vermeidung: Internationale Verträge sollten immer mit Unterstützung eines spezialisierten Juristen erstellt werden. Besonderes Augenmerk gilt der Rechtswahl, der Sprache des Vertrags und der Klärung von Streitbeilegungsverfahren.
Vorsorge ist besser als Streit
Vertragsrecht ist kein „lästiger Formalismus“, sondern ein zentraler Bestandteil unternehmerischen Handelns. Wer typische Fehler kennt und aktiv vorbeugt, kann nicht nur rechtliche Risiken minimieren, sondern auch Geschäftsbeziehungen auf eine stabile Grundlage stellen. Gerade im Mittelstand lohnt es sich, in professionelles Vertragsmanagement zu investieren – sei es durch Schulungen, juristische Beratung oder digitale Tools.
Quelle: ARKM Redaktion