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Was Firmen aus der Imtech-Pleite lernen können

Creditsafe Deutschland stufte die Bonität von Imtech bereits Monate vor der Insolvenz ab.

Berlin – Die Tochter des niederländischen Baukonzerns Royal Imtech N.V – Imtech Deutschland ist insolvent. Das Unternehmen ist auf Gebäudetechnik spezialisiert und verantwortete unter anderem Lüftungs- Sanitär und Elektrobereiche am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER). Im Zusammenhang mit Bauverzögerungen und einer Korruptionsaffäre bei der Auftragserlangung wurde die Firma öffentlich kritisiert. Derzeit ermitteln mehrere Staatsanwälte wegen des Verdachts auf Bestechung, Untreue und Bilanzfälschung wie die Recherchen der Zeit ergaben. Zu allem Übel könnten nunmehr weitere Verzögerungen und damit zusätzliche finanzielle Belastungen für Bund und Bürger am Großprojekt auftreten. Eine vom Flughafenchef Karsten Mühlenfeld einberufene Expertengruppe soll innerhalb von 14 Tagen einen Zwischenbericht ablegen, inwieweit sich die Pleite auf den Bau des Flughafens auswirkt und ob der Eröffnungstermin ein weiteres mal verschoben werden muss.

Monate vorher stufte Creditsafe die Kreditwürdigkeit herab

Verkehrsexperte Rainer Genilke sagte gegenüber dem Tagesspiegel:”Die sogenannte Schlüsselfirma auf dem Bau des BER ist insolvent – und keiner kann mir erzählen, dass nicht vorher bekannt war, dass die Firma in Zahlungsschwierigkeiten steckte”. Und genau dies war vorher abzusehen, glaubt Creditsafes Geschäftsführer Goran Filipovic. „Ein Blick in das Wirtschaftsauskunft der Firma Imtech hätte genügt, um die Bonität sowie weitere finanzielle Faktoren, des Unternehmens abzulesen und die bevorstehende Insolvenz zu erkennen”. Die Datenspezialisten stuften die Bonität von Imtech aufgrund von negativer wirtschaftlicher Veränderung herab.

Insolvenz des Partners trifft kleine Firmen stärker, als große

Von einer Insolvenz des Geschäftspartners kann jedes Unternehmen betroffen sein. Die daraus folgenden Schäden können sich unterschiedlich abzeichnen. Im Falle des Flughafen BER, sind es erhebliche Mehrkosten und möglicherweise eine erneute Verschiebung des Eröffnungstermins. In anderen Projekten wie beispielsweise bei der Errichtung eines Wohnhauses kann eine Insolvenz der ausführenden Firma ebenfalls zu Planungsschwierigkeiten oder sogar zu ausbleibenden Zahlungen führen. Zahlungsausfälle treffen die meisten deutschen Unternehmen am stärksten, da die Unternehmenslandschaft traditionell mit überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen besiedelt ist. Die häufig geringe Kapitaldecke, kann ausbleibende Zahlungen nicht auffangen und führt nicht selten zur eigenen Insolvenz.

Wie sich Firmen schützen können

Die eigenen Recherchen im Internet über Firmen mit denen eine Geschäftsverbindung geplant ist, können ausreichen, um Risiken zu erkennen. Wenn es um die finanzielle Situation des Partners geht, helfen Firmenauskünfte mit ausgeklügelten Ratingsystemen, um einen Überblick über die finanzielle Beschaffenheit des zukünftigen oder bestehenden Geschäftspartner zu erlangen. Aufgebaut mit den wichtigsten Informationen wie beispielsweise die Kreditwürdigkeit, Finanzkennzahlen der vergangenen Jahren, Zahlungserfahrungen Dritter mit diesem Unternehmen oder Informationen zur Management-Ebene sind Wirtschaftsauskünfte ein unverzichtbares Mittel zur Einschränkung von Geschäftsrisiken.

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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