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Privatsphäre im Büro – Wie viel Überwachung ist zu viel?

Quelle: Viking
Quelle: Viking

Mal eben einen Arzttermin vom Arbeitstelefon aus vereinbaren? In der Mittagspause kurz die privaten E-Mails checken? Einem Freund einen Geburtstagsgruβ auf die Pinnwand bei Facebook posten, vom Arbeits-PC aus? Hand aufs Herz, das hat doch wohl schon jeder von uns mal gemacht. Was aber, wenn der Arbeitgeber von dem Verhalten mehr als nur mäßig begeistert ist und anfängt, die Telefongespräche der Mitarbeiter aufzunehmen? Oder sogar Kameras im Büro anbring? Hier beginnt eine gesetzliche Grauzone, die vielen deutschen Arbeitnehmern Angst macht. Wir haben recherchiert und mit einem Experten gesprochen, um dem Thema Privatsphäre in deutschen Büros auf den Grund zu gehen.

“Natürlich ist Kontrolle und Überwachung möglich.” – Dr. Carlo Piltz

Dr. Carlo Piltz, Rechtsanwalt für Datenschutz- und IT-Recht sowie zertifizierter Datenschutzbeauftragter, ist ganz klar der Ansicht, dass Arbeitgeber sich schneller in „datenschutzrechtliche Problematiken hinein (begeben), als ihnen lieb ist“. Generell bestünde „Verbesserungsbedarf gerade im Bereich Datenschutzrecht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Büros und Unternehmen”.
Im internationalen Vergleich würden die Persönlichkeitsrechte in deutschen Büros sehr ernst genommen. Allerdings weist Dr. Piltz auch auf den Beschäftigten-Datenschutz hin, bei dem die Regelungen eher „rudimentär” seien. Die Datenschutz-Grundverordnung auf europäischer Ebene könnte ab Mai 2018 hier klarere Regelungen schaffen. Arbeitgebern, die so viel Kontrolle wie möglich behalten wollen, empfiehlt Piltz, eine private Nutzung von Telefon und PC auszuschlieβen, da dann die Seitenaufrufe kontrolliert werden können. Generell rät er Arbeitnehmern zur Vorsicht bei der Preisgabe von personenbezogenen Daten und spricht sich für „Sensibilität bei der Nutzung des Internets” aus.

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Der Gedanke, im Büro überwacht zu werden, ist für Deutsche unangenehm. Groβunternehmen wie Lidl, Telekom und die Deutsche Bahn haben in der Vergangenheit Negativschlagzeilen mit Spitzelskandalen gemacht, was die Privatsphäre am Arbeitsplatz erneut zum Thema gemacht hat. Eine amerikanische Studie ergab, dass Arbeitnehmer angespannter sind, wenn sie wissen, dass Überwachung im Büro stattfindet. Gleichzeitig stieg jedoch die Produktivität im Sinne der Quantität an. Generell rief die Überwachung Stress bei den Arbeitnehmern hervor – und Stress macht bekanntlich krank. Das kann eine unheilvolle Spirale in Gang setzen, die der Psychologe Oliver Sträter von der Universität Kassel als „Lidl-Effekt“ bezeichnet: Durch den Rückzug des Mitarbeiters wächst das Misstrauen des Chefs, der wiederum die Kontrolle verstärkt.

Eine Studie, durchgeführt von Viking, kam zu ähnlichen Ergebnissen: 50% der Mitarbeiter finden, dass der Arbeitnehmer keinen Zugriff auf E-Mails, Telefongespräche, Personalakten oder den Internetverlauf haben sollte. Die wichtigsten Informationen für sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber haben wir in einer Infografik zusammengestellt. Hier wird geklärt, was bei einer Privatnutzung von Telefon, PC und Internet am Arbeitsplatz beachtet werden sollte und wie viel Überwachung in deutschen Büros tatsächlich legal ist.

Quelle: Viking

Veröffentlicht von:

Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou ist Mitglied in der MiNa-Redaktion und schreibt über Wirtschaftsverbände, Macher im Mittelstand, Produkte + Dienstleistungen, Digitale Wirtschaft und Familienunternehmer.
Mail: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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