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Deutschlands einzige erhaltene Eisenmühle hat nun eröffnet

Die Eisenmühle in Elstertrebnitz bei Leipzig ist nicht nur die letzte Eisenpulvermühle in Deutschland, sondern wahrscheinlich sogar in Europa: Nur hier kann man heute noch mit eigenen Augen erleben, wie einst Eisenpulver hergestellt wurde. Nach acht Jahren des Sanierens und Bauens hat das technische Kulturdenkmal Eisenmühle heute, genau 100 Jahre nach der Inbetriebnahme der Eisenpulvermühle im Jahr 1915, offiziell eröffnet. Neben dem einzigartigen Eisenmühlenmuseum bietet das historische Gebäudeensemble, das idyllisch am „Mühlgraben” liegt, auch eine Landpension mit Mühlencafé sowie einen einzigartigen Rahmen für individuelle Veranstaltungen. Am Pfingstmontag, dem 25. Mai öffnet die Eisenmühle beim Deutschen Mühlentag für Besucher die Pforten. Der Eintritt ist frei.

Die Eisenmühlen-Inhaber Sabine und Jost W. Mucheyer mit Tochter Cosima an der Eisenpulvermühle. Bildquelle: MEDIENKONTOR / Franziska Märtig.
Die Eisenmühlen-Inhaber Sabine und Jost W. Mucheyer mit Tochter Cosima an der Eisenpulvermühle. Bildquelle: MEDIENKONTOR / Franziska Märtig.

Viele Jahre war es still geworden um die Eisenmühle. Ungenutzt war sie dem Verfall preisgegeben. Im Herbst 2006 entdeckten Anne-Sabine und Jost Mucheyer das Mühlenanwesen im Internet. Vor Ort zeigte sich: Der Sanierungsbedarf war enorm. Dennoch verliebte sich das Ehepaar nach und nach in das neoklassizistische Gebäudeensemble, zu dem neben der Eisenmühle auch eine ehemalige Getreidemühle, eine historische Wasserkraftanlage sowie weitere, meist desolate Nebengebäude gehören. Beim Erwerb des Kulturdenkmals im Spätsommer 2007 war schnell klar: Die Instandsetzung der halb verfallenen, aber denkmalgeschützten Mühle ist eine Lebensaufgabe. Knapp acht Jahre später hat es das technik- und geschichtsbegeisterte Ehepaar nun dank hohen persönlichen Engagements und mit Hilfe einzelner Förderprogramme dennoch geschafft, die Eisenmühle vor dem Verfall zu retten und zu neuem Leben zu erwecken. Heute feierte das technische Kulturdenkmal offiziell seine Eröffnung als Museums- u nd Veranstaltungsort mit angeschlossener Landpension.

Jost Mucheyer an der Eisenpulvermühle. Bildquelle: MEDIENKONTOR / Franziska Märtig.
Jost Mucheyer an der Eisenpulvermühle. Bildquelle: MEDIENKONTOR / Franziska Märtig.

In den vergangenen Jahren mussten die „Eisenmüller” Sabine und Jost Mucheyer zahlreiche Rückschläge einstecken, unter anderem mehrere Hochwasser sowie den einen oder anderen Stolperstein seitens der Politik. Alle Gebäude wurden denkmalgerecht sowie energetisch saniert beziehungsweise neu gebaut. Zunächst ging im Jahr 2008 die historische Wasserkraftanlage wieder „ans Netz”, nachdem sie zuvor technisch und ökologisch modernisiert und instandgesetzt wurde. 2010 zog die Musikinstrumentesammlung mit Orchestrien, Drehorgeln und weiteren selbstspielenden Instrumenten ein. 2011 wurde die nachhaltige Stromproduktion durch eine Photovoltaikanlage erweitert. Im gleichen Jahr begann die denkmalgerechte Sanierung des Innenraums der ehemaligen Eisenpulverproduktion. Ein Meilenstein war die Wiederbeschaffung alter transmissionsgetriebener Maschinen und die Rekonstruktion einer Reibeanlage: „Damit hat die Eisenmühle ihre technikhistorisch bedeutenden Anlagen zurückerhalten . 78 Jahre lang, von 1915 bis zur Stilllegung 1993, wurde mittels Wasserkraft im sogenannten Reibeverfahren Eisenpulver hergestellt. Dabei werden Eisenstangen von circa einem Meter Länge so aneinander gerieben, dass Eisenpulver von besonderer Reinheit entsteht. Jetzt können wir Besuchern wieder dieses beinahe in Vergessenheit geratene technische Verfahren vorführen”, erläutert Jost Mucheyer. Im einzigartigen Ambiente des Eisenmühlenmuseums, gleich neben Siebmaschine und transmissionsgetriebener Bügelsäge, sowie im Foyer, im Steinway-Welte-Saal mit selbstspielendem Flügel und im Innenhof der Eisenmühle können nun Feiern und Veranstaltungen mit dem „gewissen Etwas” durchgeführt werden.

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Ebenfalls 2011 starteten Mucheyers mit der Sanierung des „Althauses” und dem Abriss sowie Neubau des „Neuhauses” der Eisenmühle. Im „Neuhaus” entstand eine seniorengerechte neue Heimat für Frau Mucheyers Eltern, so dass in der Eisenmühle nun drei Generationen gemeinsam leben. Im „Althaus” haben die „Eisenmüller” Sabine und Jost Mucheyer eine individuell gestaltete Landpension sowie ein Mühlencafé geschaffen: „Impulsgeber hierfür waren auch die gemütlichen Bed & Breakfast-Häuser, die wir auf unseren Reisen im englischsprachigen Raum kennen und schätzen gelernt hatten. Von da aus war es nur noch ein kleiner Schritt zur Idee, Besuchern und Gästen vis-à-vis zur Event Location Eisenmühle ein kleines, aber feines Gästedomizil anzubieten”, berichtet Sabine Mucheyer. Bei der Ausgestaltung erweiterte das Ehepaar das Leitthema des historischen Mühlenambientes um familiäre Erinnerungen, ans Herz gewachsene Sammlerstücke sowie persönliche Vorlieb en. „So entstanden nach und nach Themenwelten, die Gestaltung und Dekoration unserer fünf individuell und raffiniert eingerichteten Gastzimmer prägen. So ist der ‚schiefe Wandbehang von Pisa’ im ‚Romantischen Zimmer’ ein in liebevoller Handarbeit entstandenes Familienerbstück mit floralen Stickereien”, verrät Sabine Mucheyer. Die Landpension Eisenmühle ist auch bestens gerüstet für Gäste, die mit dem eigenen Rad anreisen, und wurde dafür sogar bereits vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (adfc) mit dem Gütesiegel „Bett&Bike-Gastbetrieb” ausgezeichnet. „Getreu unseres Nachhaltigkeitskonzeptes steht unseren Gästen zudem die kostenlose Nutzung unserer E-Bike-Elektrotankstellen, gespeist mit selbstproduziertem ‚grünen Strom’, zur Verfügung”, ergänzt Jost Mucheyer.

Die Eisenpulvermühle. Bildquelle: MEDIENKONTOR / Franziska Märtig.
Die Eisenpulvermühle. Bildquelle: MEDIENKONTOR / Franziska Märtig.

All die kleinen und großen Besonderheiten des Kulturdenkmals Eisenmühle zeigen die Eisenmüller Besuchern am 25. Mai von 10 bis 17 Uhr beim Deutschen Mühlentag. Neben Führungen durch das Eisenmühlenmuseum und die historische Wasserkraftanlage findet auch ein traditioneller Handwerkermarkt zum Staunen und Mitmachen mit etwa 20 verschiedenen Künstlern statt. „Wie in der guten alten Zeit gibt es natürlich auch frisch gebackenes Brot aus dem Holzofen, frisch gerösteten Kaffee und weitere süße und herzhafte Leckereien”, verrät Sabine Mucheyer. Der Eintritt zum Mühlentag ist frei.

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Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de
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