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Renminbi nun Reservewährung – Trotz starker Abwertung wird sich Chinas Währung stabilisieren

London – US-Dollar, Euro, Yen, Pfund – und Renminbi: Dass sich die Gewichte in der Weltwirtschaft längst verschoben haben, wird am 01.10.2016 offiziell. Ab dann wird der Renminbi als nunmehr fünfte Währung den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) ergänzen, der Grundlage der 1969 eingeführten Sonderziehungsrechte ist. Sonderziehungsrechte (Special Drawing Rights, SDR) sind eine künstliche Währung, in der der IWF intern rechnet und verbucht. Die IWF-Mitglieder können die SDR in Anspruch nehmen, wenn ihnen Devisen ausgehen. Welche Auswirkungen die Aufnahme mittel- bis langfristig auf den Kurs des Renminbi hat und wie deutsche Unternehmen darauf reagieren sollten, hat der Londoner Währungsexperte Ebury (https://www.ebury.de/) ermittelt.

Quelle: Tonka-PR
Quelle: Tonka-PR

Zusammensetzung der Sonderziehungsrechte

Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt drang China – offiziell ein Schwellenland – lange Zeit darauf, dass der Renminbi als Reservewährung berücksichtigt wird. Der Exekutivrat des IWF stimmte dem im letzten Jahr zu. Erstmals seit der Einführung des Euros (der Deutsche Mark und Franc ersetzte) stößt nun eine weitere Währung in den Korb vor.

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Der US-Dollar wird ab dem 1.Oktober 2016 41,73% der SDR ausmachen, der Euro 30,93%, der Renminbi 10,92%, der Yen 8,33% und das Pfund 8,09%. Die Umverteilung erfolgte besonders zu Lasten von Euro und Yen, bis dato machte der Euro 37,4% der SDR aus. Erst am 30. September 2021 steht die nächste Evaluierung der Zusammensetzung an. “Die Zusammensetzung innerhalb der SDR spiegelt dabei nicht unbedingt die wirtschaftliche Potenz der Volkswirtschaften wider. Auf China entfielen im letzten Jahr 14 % der Weltwirtschaftsleitsung – jedoch wurden nur drei Prozent des globalen Handels in Renminbi abgewickelt”, räumt Matthew Ryan, Senior Market Analyst bei Ebury, ein.

Kriterien für die Aufnahme

Laut der vom IWF-Exekutivrat im Jahr 2000 festgelegten Kriterien beinhaltet der SDR-Korb Währungen derjenigen Länder oder Währungsunionen, die in den vergangenen fünf Jahren die höchsten Exporterlöse erzielten und gleichzeitig “frei verwertbar” sind. Darunter versteht der IWF Währungen, die bei internationalen Transaktionen weithin verwendet und an den wichtigsten Währungsmärkten gehandelt werden. “Frei verwertbar” bedeutet hingegen nicht, dass der Wechselkurs frei schwankt oder die Währung voll konvertierbar ist, also unbegrenzt in andere Währungen umgetauscht werden darf und dass deren Preis durch Nachfrage und Angebot im Devisenhandel bestimmt werden. Von den weltweit 160 Währungen ist lediglich ein kleiner Prozentsatz konvertierbar, darunter die anderen Reservewährungen US-Dollar, Euro, Yen und britisches Pfund.

Bei der Beurteilung zog der Exekutivrat des IWF noch weitere Indikatoren heran, etwa die Devisenreserven des Landes, die Ausgabe an internationalen Schuldverschreibungen, grenzüberschreitende Zahlungen und den internationalen Zahlungsverkehr.

Chinas Pfad zum Währungskorb

Seit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) 2001 hat sich die chinesische Wirtschaft rasant entwickelt. 2016 wird das chinesische Bruttoinlandsprodukt schätzungsweise 11,38 Billionen Dollar betragen, 2001 belief es sich gerade mal auf 1,12 Billionen Dollar. Infolge immenser staatlicher Investitionen in die Infrastruktur trotzte das Reich der Sonne auch der Weltfinanzkrise. Seit den Olympischen Spielen 2008 verdoppelte sich die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik China, allerdings nahm auch die Verschuldung von Kommunen und Provinzen in Besorgnis erregendem Umfang zu. Banken vergeben Kredite vor allem an große staatsnahe Unternehmen, deren Produktivität aber oft noch gering ist. Der IWF mahnte Reformen an, die ein nachhaltigeres Wachstum ermöglichen, anerkennt hingegen die von China eingeleiteten Strukturreformen, zum Beispiel bei der Liberalisierung der Zinssätze. Chinas Regierung möchte ebenfalls die Abhängigkeit von Investitionen verringern und den Binnenkonsum stärken.

Wie sich der Renminbi entwickeln wird

Die Zentralbank hat im letzten Jahr begonnen, die enormen Devisenreserven – mit Abstand die größten der Welt – zu reduzieren, um der Kapitalflucht entgegenzuwirken, die seit dem Börsensturz im Sommer 2015 anhält. Während die Währungsreserven im Jahr 2009 2,4 Billionen Dollar betrugen und diese bis 2014 auf 3,8 Billionen Dollar angewachsen waren, schmolzen sie bis September 2016 laut People’s Bank of China auf 3,185 Billionen Dollar, dem niedrigsten Stand seit Dezember 2011. In der Folge sinkt der Kurs des Renminbi.

Seit August letzten Jahres wertet der Renminbi stark ab, gegenüber dem Dollar etwa um rund 3% innerhalb nur einer Woche. Begleitet von schwachen ökonomischen Basisdaten fiel das “Volksgeld” (so die Übersetzung von “Renminbi”) im Juli 2016 auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren. Keine asiatische Währung hatte bisher ein so schwaches Jahr wie die chinesische. Nach dem WTO-Beitritt 2001 verharrte der Kurs gegenüber dem Dollar über Jahre bei 8,3, inzwischen erhält man für den Dollar 6,6 Yuan (die Mengeneinheit des Renminbi ist der Yuan).

Was das für europäische Erzeuger und Händler bedeutet

Die Aufnahme in den IWF-Währungskorb hat auch Folgen für Hersteller und Händler hierzulande. “Die Beseitigung der quasi-Dollar-Bindung im August letzten Jahres ließ den Renminbi damals bereits auf seine schwächste Position gegenüber dem Euro innerhalb von 18 Monaten fallen. Wir glauben, dass sich hiermit europäischen Erzeugern die Gelegenheit bietet, ihre Renminbi-Positionen abzusichern, um sich gegen eine mögliche weitere Schwächeperiode des Euro zu wappnen”, erklärt Matthew Ryan. Bezogen auf die nächsten 18 Monate prognostiziert Ebury jedoch, dass sich der Renminbi gegenüber Euro und Dollar stabilisieren wird.

Quelle: Tonka-PR

Veröffentlicht von:

Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou
Despina Tagkalidou ist Mitglied in der MiNa-Redaktion und schreibt über Wirtschaftsverbände, Macher im Mittelstand, Produkte + Dienstleistungen, Digitale Wirtschaft und Familienunternehmer.
Mail: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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