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Sage-Studie: Mittelstand stärkt EU-Wirtschaft mit einer Billiarde Euro

Europas Mittelständler stellen nur ein Prozent aller Firmen, erwirtschaften aber 20 Prozent des volkswirtschaftlichen Umsatzes

Der Beitrag mittelständischer Unternehmen zur europäischen Wirtschaft belief sich im Jahr 2014 auf 1,03 Billiarden Euro. So lautet das Ergebnis einer großangelegten Studie des Software-Anbieters Sage (www.midmarketimpact.com). Der heute veröffentlichte Bericht mit dem Titel „Die wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstands für Europa“ sieht diese Summe im laufenden Jahr um drei Prozent auf 1,06 Billiarden Euro anwachsen, bis 2019 sogar auf 1,2 Billiarden Euro.

Das sind die Highlights des großen Sage Mittelstandreports
Das sind die Highlights des großen Sage Mittelstandreports

Die Untersuchung wurde vom Centre for Economic and Business Research (www.cebr.com) durchgeführt. Das Institut hat den Beitrag mittelständischer Firmen zu den zwölf größten Volkswirtschaften der EU analysiert. Redshift Research unterstützte die Studie mit quantitativer Forschung, die die Ansichten von 814 Entscheidungsträgern aus mittelständischen Unternehmen mit 50-499 Mitarbeitern zusammentrug, die in den zwölf Umfrageländern ansässig sind.

Die wichtigsten Ergebnisse aus Deutschland

Im vergangenen Jahr hat der Mittelstand in Deutschland eine Bruttowertschöpfung (BWS) von 298 Milliarden Euro generiert.

Mit 5,5 Millionen Beschäftigten umfasst der heimische Mittelstand im europäischen Vergleich mit Abstand die meisten Mitarbeiter. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind 468.000 neue Angestellte dazugekommen.

Der deutsche Mittelstand wächst überdurchschnittlich: Seine BWS ist in den vergangenen zehn Jahren um fast 40 Prozent gewachsen, die der Gesamtwirtschaft nur um 30 Prozent. Auch die Zahl der Firmen stieg von 2005 bis 2014 um 36 Prozent auf 57.400 Unternehmen. Im selben Zeitraum ist die Zahl kleiner und großer Firmen lediglich um 26 Prozent bzw. 23 Prozent gestiegen.

Fast drei Viertel (74 Prozent) der mittelständischen Firmen in Deutschland führten 2012 Innovationen ein. Das macht den deutschen Mittelstand zum innovativsten in Europa.

Die wichtigsten internationalen Ergebnisse

Der Mittelstand ist essenzieller Bestandteil der volkswirtschaftlichen Aktivitäten in Europa. Obwohl ihm nur ein Prozent der Firmen zugerechnet werden, generiert er 20 Prozent des Umsatzes und 18 Prozent der Bruttowertschöpfung

Mittelständische Firmen beschäftigen 17 Prozent der Angestellten. Im Jahr 2014 waren dies 18,7 Millionen Menschen. Bis 2019 sollen jährlich etwa 124.000 neue Stellen dazu kommen, sodass dann 19,3 Millionen Arbeitnehmer im Mittelstand tätig sein werden.

Im Durchschnitt zählen fast zwei Drittel der Mittelständler zu den Innovatoren (63 Prozent), das heißt sie entwickeln neue Produkte sowie Geschäftsansätze und setzen diese bei sich um. In jedem der untersuchten Länder ist der Anteil von Innovationstreibern im Mittelstand höher als in der Gesamtwirtschaft.

In neun der zwölf Länder trugen mittelständische Unternehmen mehr zur Bruttowertschöpfung bei als der Durchschnitt aller Firmen.

Europas Mittelstand wächst

Trotz anhaltender Unsicherheit in Europa zeigen sich die Mittelständler sehr optimistisch. Drei Viertel der befragten Entscheidungsträger erwarten, dass ihr Umsatz 2015 gleich bleibt oder wächst. Über ein Drittel (39 Prozent) erhofft sich sogar ein Umsatzwachstum von bis zu zehn Prozent. Diese Zuversicht überträgt sich auch auf die Personalpolitik: 55 Prozent der mittelständischen Unternehmen möchte in diesem Jahr zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Hoher Innovationsanteil

Fast zwei Drittel der befragten Mittelständler gehören zu den Innovatoren und entwickeln neue Produkte sowie Geschäftsansätze und setzen diese in der eigenen Firma ein. In jedem der Studienländer findet sich ein höherer Anteil an Innovationstreibern im Mittelstand als in der Gesamtwirtschaft. 93 Prozent der mittelständischen Unternehmen planen für 2015 Investitionen in ihre IT, und fast ein Drittel (29 Prozent) will dafür mehr als 50.000 Euro ausgeben.

Den Mitarbeitern muss mehr geboten werden

Voraussetzung für Innovationen ist es, dass ein Unternehmen die besten Talente anziehen – und halten – kann. Doch genau dies scheint eine ständige Sorge der Mittelständler zu sein: 60 Prozent der befragten Entscheider sehen die Bindung der besten Mitarbeiter an ihre Firma als ihre größte Herausforderung. 62 Prozent halten dabei flexible Arbeitszeiten für ein besonderes Attraktivitätskriterium bei einem zukünftigen Arbeitgeber.

Export maßgeblich innerhalb der EU

Mittelgroße Firmen profitieren traditionell davon, lokal ansässig und zugleich global aktiv zu sein. So können sie mit lokalen Zulieferern und Standorten breitere Märkte bedienen. Die Studie zeigt, dass der europäische Markt für diejenigen befragten Unternehmen, die ins Ausland exportieren, der wichtigste ist: 71 Prozent von ihnen setzt für zukünftiges Exportwachstum auf Europa.

Insgesamt betreibt ein Viertel der Mittelständler noch gar keinen Vertrieb im Ausland. Bei fast einem Drittel derjenigen, die es tun, belaufen sich die Exporteinnahmen jedoch auf über 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes.

„Die heimlichen Helden der europäischen Wirtschaft”

Jayne Archbold, CEO von Sage Enterprise Market Europe, kommentiert die Ergebnisse des Reports: „Für mich beweisen diese Ergebnisse, wie sehr der Mittelstand das Herz von Europas Wirtschaft ist. Ihm gehören einige der größten Innovationsinkubatoren an, die insgesamt Milliarden von Euro in Forschung und Entwicklung investieren. Mittelständler sind die heimlichen Helden der europäischen Wirtschaft.“

Methodologie und Informationen zur Studie

Der Bericht „Die wirtschaftlichen Bedeutung des Mittelstands für Europa“ untersucht den Beitrag mittelständischer Unternehmen zu den Volkswirtschaften der EU. Die größte Datenquelle, die für diese Analyse herangezogen wurde, ist Eurostats Datenbank für strukturelle Unternehmensstatistiken. Die Daten setzen sich aus Unternehmensumfragen, administrativen Umfragen und Unternehmensregistern zusammen. Innerhalb des vorliegenden Berichts sind Firmen je nach Umfang ihrer Mitarbeiterzahl in Kategorien unterteilt (gemäß der Definition von OECD und Eurostat):

Kleine Unternehmen: zwischen 0 und 49 Angestellte

Mittelständische Unternehmen: zwischen 50 und 249 Angestellte (auch bezeichnet als „Mittelstand“)

Große Unternehmen: 250 oder mehr Angestellte

Die Mittelstandsumfrage wurde unter 814 Entscheidungsträgern in zwölf Ländern durchgeführt, die in mittelständischen europäischen Unternehmen mit 50 bis 499 Angestellten arbeiten. Die Interviews führte Redshift Research im Dezember 2014 und Januar 2015 online über eine E-Mail-Einladung und eine Online-Umfrage.

Die Bruttowertschöpfung (BWS) misst, gemäß der Definition von Eurostat, den „Wert abzüglich des Faktors Kosten“. Dafür werden vom Umsatz externe Ausgaben abgezogen, die zur Herstellung der Güter und Dienstleistungen nötig waren; zudem erfolgt eine Anrechnung von Fördermitteln und indirekten Steuern.

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Mittelstand-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über Tourismus, Familienunternehmen, Gesundheitsthemen, sowie Innovationen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@mittelstand-nachrichten.de

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