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Bundespräsident Köhler: Finanzkrise kann Wendepunkt markieren

Reutlingen. Bundespräsident Horst Köhler hat angesichts der Finanzkrise zu einem Umdenken aufgerufen. «Ich warne davor, sich auf die ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung zu verlassen», sagte Köhler laut Redemanuskript bei der Eröffnung eines neuen Halbleiterwerks des Autozulieferers Bosch am Donnerstag in Reutlingen. «Jetzt müssen die Weichen richtig gestellt werden, damit sich so eine Krise nicht wiederholen kann.» Nur dies schaffe Vertrauen. Diese sei «die Basis unserer Wirtschaftsordnung, die Seele der Sozialen Marktwirtschaft».

Die Finanzkrise könne einen Wendepunkt markieren. «Den Wendepunkt zur Wiederentdeckung der notwendigen Balance zwischen Kapital und Arbeit», sagte Köhler. «Nicht Geld, sondern Menschen sind die eigentliche Quelle von Kreativität.» Die Finanzkrise zeige, dass es nicht reiche, nur an das «Jetzt» und den eigenen kurzfristigen Vorteil zu denken. «Möglichst schnell möglichst viel Geld machen, das war die Devise.» Die langfristigen Risiken seien außer Acht gelassen worden. «An den Folgen tragen wir immer noch schwer.» Die westlichen Gesellschaften haben nach Ansicht des Bundespräsidenten über ihre Verhältnisse gelebt.

Die 600 Millionen Euro teure, neue Fabrik ist nach Angaben von Bosch die größte Einzelinvestition der Unternehmensgruppe aller Zeiten. Dort sollen Halbleiter und mikromechanische Chips hergestellt werden. Sie kommen in der Autoindustrie etwa bei elektronischen Steuerungen für Verbrennungsmotoren und Getriebe, bei Airbags oder Einparkhilfen zum Einsatz, ebenso wie in der Verbrauchsgüterindustrie etwa bei Handys und Laptops.

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Ausgangsmaterial sind dünne Siliziumscheiben, deren Herstellung rund sechs Wochen dauert. Die Herstellung muss im Reinraum erfolgen, in dem die Luft intensiv gefiltert wird. Nach Unternehmensangaben ist die maximale Verunreinigung dort so gering wie das Verhältnis eines Kirschkerns zur Größe des Bodensees. Damit keinerlei Erschütterungen von außen durchdringen, wurde die Außenhülle des Fertigungsgebäudes getrennt vom eigentlichen Kern der Anlage errichtet. Die Produktion ist also ein Gebäude im Gebäude.

Im Endausbau, der bis zum Jahr 2016 abgeschlossen sein soll, soll das neue Werk 800 Mitarbeiter beschäftigen. Sie sollen täglich bis zu einer Million der Chips herstellen. In einem anderen Werk am Standort Reutlingen werden bereits seit 1971 Halbleiter gefertigt. Derzeit arbeiten an dem Standort 6700 Beschäftigte.

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